IDEAL |
Aarau (Schweiz),
Kasinostr. 13
eröffnet: | 27.12.1947 |
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geschlossen: | in Betrieb |
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Sitzplätze: | 289/165/139/77/165/161 (2022) |
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Architekt: | Ed. Saurenmann, Richner & Anliker | ||||
Betreiber: |
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Allgemeine Orientierung Für die Erstellung des Neubaus stand an der Hauptverbindungsstraße Bahnhof-Altstadt ein Areal mit zirka 46 m Straßenfront und einer Bautiefe von zirka 32 m zur Verfügung. Pro m Straßenfront kostete der Bauplatz zirka Fr. 5000. und es war daher wichtig, das diese Front möglichst gut ausgenützt wurde. Aus diesem Grunde und aus ästhetischen Überlegungen wurde daher das Kinogebäude möglichst nicht an die Straßenfront gebaut. Durch die Platzierung des Gebäudes im Hinterhof bleibt eine zirka 40 m lange Straßenfront zum Bau von Geschäftshäusern und des Kinos beansprucht für sich nur zirka 6 m für den Eingang. Die Bauplatzkosten konnten auf diese Art auf ein Minimum beschränkt werden. Mit den Bauarbeiten wurde im November 1946 begonnen und am 27. Dezember 1947 konnte der Kino eröffnet werden. Für diese abnormalen Zeiten ist die Bauzeit von gut einem Jahr noch relativ kurz. Der Kinoeingang liegt am unteren Ende. der Geschäftshäuserfront. Über dem Eingangstrakt ist ein Büroappartement und eine Vierzimmerwohnung eingebaut. Den Eingangstüren vorgelagert ist ein überdeckter Platz, an dessen Wänden wettergeschützt die Reklamebilder bequem betrachtet werden können. Jeweils links und rechts von den Garderobe-Vorräumen gelangt man in den Zuschauerraum. Angenehm fällt zuerst auf, daß der Raum, im Gegensatz zu den meisten Kinoräumen, luftig und sehr geräumig wirkt. Großzügig erscheinen auch die Gewölbe an der Decke und eigenartig wirkt die konische Form des Raumes selbst, der sich von beiden Seiten und von oben gegen die Projektionsleinwand hin verengt. Die Wände sind rauh verputzt und in beige getüncht; die Deckengewölbe sind glatt geputzt und aus lichttechnischen Gründen hell gestrichen. Alle diese Punkte tragen dazu bei, das der Raum in akustischer Hinsicht als ideal bezeichnet' werden kann. Sehr raffiniert ist auch die ganz indirekte Beleuchtung unten an den Gewölberippen angeordnet, die dem Raume eine ganz außerordentliche Stimmung verleiht. Der Kino «Ideal» Aarau verdient in jeder Hinsicht diesen Namen und wenn zufällig bei der Aufnahme über dem Eingang geschrieben stand «Als wär es heute», so kann man dies auch auf den Bau selbst beziehen, denn der Kino Ideal ist wirklich von heute. Der ganze Bau stellt ein mustergültiges Beispiel eines Kino-Theaters mittlerer Größe dar und wurde in technischer wie in künstlerischer Hinsicht gut durchgearbeitet. Es ist dies nicht allein den verschiedenen Hand in Hand arbeitenden Unternehmern, dem für die Gestaltung besorgten Architekten Ed. Saurenmann in der Firma Architekturbüro Richner & Anliker, zu verdanken, sondern auch dem Initianten, Unternehmer Herrn G. Eberhardt. Der Architekt hat das Wort Wohl zu den interessantesten Aufgaben des Architekten gehört, wegen der viel fachen Bindungen konstruktiver und baukünstlerischer Art, der Bau eines Kino- Theaters. Wenn man diesen Artikel durchliest, wird man viel von Technik, Konstruktion, Raffinement in jeder Einzelheit hören. So viel, daß vielleicht mancher vor lauter Bäumen den Wald nicht zu sehen vermag. Und dabei gehört doch der bequeme Sitz, die Sicht von jedem Platz, die konditionierte Luft und was solcher Dinge mehr sind, durchaus in den Bereich des Technikers, gehört zu einem Aufgabenkomplex, den wir heute als selbstverständlich voraussetzen. Das Kino-Theater in Aarau, das abwechslungsreiche, fesselnde Vorräume um einen weiten, farbenleuchtenden Vorführungsraum gruppiert, alles ohne Konzession an Überlebtes und auch ohne moderne Art, ist als eine der besten Kino-Theater anzusehen. Um den Mitteln, mit denen das erreicht wurde, etwas nachzugehen, muss das Grundprinzip des heutigen Bauens herausgestellt werden: Einfachheit. Wir wüssten nicht, wo im Saal auch nur die kleinste Spielerei, die nebensächlichste Zutat oder Dekoration festzustellen wäre, und dabei ist die Gesamtwirkung sehr warm, festlich und froh. Der Eingang des Kino-Theaters liegt an der verkehrsreichen Kasinostraße, die Kasse selber in einem eigenen Vorraum in der Mitte des Besucherstromes. Längs den Wänden erstrecken sich effektvolle Schaukästen, die teils für Kinoreklame, aber auch für Privatgeschäfte als Ausstellungsgelegenheit zur Verfügung stehen. Die Pausenhallen wirken auf den Besucher einladend, besonders das Vestibül im Parterre zeigt dem Beschauer viel Reizvolles wie das Wandbecken in Naturstein, mit Blumen geschmückt, oder die Glaslichtdecken mit ihrer markanten Sprosseneinteilung, die ein mildes Eicht auf die gelblichen Wände fließen lassen. Bemerkenswert ist noch die schwebende, gewölbte Bogendecke, die dem Saal die packende Geschlossenheit gibt und dank ihrer Form nicht auf dem Raum lastet, sondern den ganzen Raum zusammenfasst. Für- die Raumakustik des Saales kommen als Hauptschallquellen die Lautsprecher, die auf der Rückseite der Bildleinwand aufmontiert sind, in Betracht. Die trichterförmige Saalform, zusammen mit gepolsterter Kinobestuhlung und den mit Stoff bespannten Rückwänden, ergab eine sehr günstige Nachhalldauer. Die Akustik des Saales kann als einwandfrei bezeichnet werden, und zwar bei voller wie bei mittelmäßiger Besetzung-. Dieses gute Resultat ist vor allem auf die günstigen räumlichen Verhältnisse zurückzuführen. Die mechanische Lüftungs- und Luftkonditionierungsanlage wurde von der Firma Gehr. Sulzer in Winterthur mit Erfolg angeordnet. Durch eine große Anzahl Düsen an der Rückwand und Balkonbrüstung des Saales wird die konditionierte Luft eingeblasen. Der Luftstrom reißt die Luft des Saales mit, verliert seine Geschwindigkeit, fällt vor dem Bühnenvorhang nach unten und kommt als schwacher Luftstrom den Insassen des Saales entgegen, um schließlich hinten im Saale durch zwei Abzugsöffnungen und Abluftpilze unter den Sitzen abgesogen zu' werden. Die Ventilation kann als absolut zugfrei angesprochen werden, da man einen von vorn auftreffenden Luftstrom bedeutend weniger als Zugserscheinung empfindet, als einen seitlich auftreffenden. Der Projektionsraum Von der richtigen Erkenntnis ausgehend, das die Projektionskabine als eigentliche Herzkammer des Betriebes zu betrachten ist, wurde der Gestaltung und Ausrüstung derselben ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt und die Firma Ganz & Cie, in Zürich mit dieser Aufgabe betraut. Die technische Anlage umfasst: 3 Theatermaschinen Zeiß Ikon, Modell, Ernemann IV, ausgerüstet mit Hochintensitäts-Bogenlampen, 1 Doppel-Verstärkeranlage «PERFECTONE», dazu ein Perfectone-Doppelplattenspieler mit Kristall-Pickups, sowie ein elektrischer Dreiklang-Gong, 1 Lautsprechergruppe mit Frequenzweiche, d. h. mit getrennter Wiedergabe der tiefen und höhen Frequenzen, 1 Selen-Kino-Gleichrichter in Doppel-Ausführung zur Speisung der Bogenlampen, verwendbar für Rein- und Hochintensitäts-Kohlen, 1 16 mm Schmaltonfilm- Projektor Bell & Howell, Type «Filmoarc» mit Hochintensitäts- Bogenlampe, Verstärker, 2 Lautsprechern in Koffern und Bogen lampen-GIeichrichter. Letzterer wird mit Einphasen-Wechselstrom gespeist, so das diese Apparatur jederzeit auch außerhalb des Kinotheaters verwendet werden kann. Im Theater selbst wird der Verstärker an die oben erwähnte Perfectone-Lautsprechergruppe angeschlossen, 1 Diapositiv-Projektor, dazu das übliche Zubehör wie Filmschrank, Filmumrolltisch etc. Es fällt auf, daß die Kabine wohl als einzige in der Schweiz 3 Theatermaschinen für Normalfilm enthält. Es ist dies ohne Zweifel ein Zeichen der Weitsicht und Großzügigkeit des Unternehmers im Interesse einer optimalen Betriebssicherheit. Die Projektions-Kabine darf in ihrer Größe, Gestaltung und technischen Ausrüstung als mustergültig bezeichnet werden. Technisches von der Heizung und Lüftung Die Wahl des richtigen Heizungs- und Lüftungssystems beeinflusst die Erstellungs- und besonders die Betriebskosten eines Kinotheaters entscheidend. Die Bauherrschaft des Kino Ideal hat daher diesen Fragen auch ihre besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Mit der Ausführung der wärme- und lufttechnischen Einrichtungen wurde die Firma Sulzer betraut, die auf beiden Gebieten über ausgedehnte Erfahrung verfügt. Für die Wohnräume und die Kinovorräume würde eine Pumpen-Warmwasserheizung erstellt mit Radiatoren als örtliche Heizflächen. Für den Vorführungssaal selbst erschien dieses Heizsystem als wenig geeignet, weil eine besonders kurze Anheizzeit notwendig ist. Da ohnehin eine Lüftungsanlage vorgesehen war, ließ sich mit unwesentlichen Mehrkosten eine Luftheizung einrichten. Während der Anheizzeit wird keine Frischluft angesaugt, sondern nur die vorhandene Raumluft umgewälzt und erwärmt. Je nach der Besetzung des Theaters werden während der Vorstellung die Ventilatoren mit voller oder reduzierter Tourenzahl laufen gelassen und die Klappen von Umluft auf Frischluft umgestellt. Bei sehr niedrigen Außentemperaturen oder besonders geringer Besetzung des Theaters können die Klappen auch in einer Zwischenstellung belassen werden, so daß der Frischluftwechsel noch weiter reduziert wird. Es besteht somit die Möglichkeit, den Frischluftwechsel und damit den Wärmebedarf im Winter den jeweiligen Erfordernissen genau anzupassen. Da das Ein- und Ausschalten der Ventilatoren wie auch das Umstellen der Klappen von der Schalttafel aus ferngesteuert wird und im übrigen eine Automatik die Einhaltung der verlangten Raumtemperatur besorgt, braucht die Anlage nur ein Minimum an Bedienung. Bei vollbesetztem Saal ist es wünschbar, das die Luft möglichst kühl eingeblasen wird, um eine angenehme Raumtemperatur aufrecht zu erhalten. Das bedingt eine sehr sorgfältige Anordnung der Zuluftaustritte, damit keine lästigen Zugerscheinungen auftreten. Im Sommer kann nur dann eine genügend niedrige Zulufttemperatur erreicht werden, wenn ein Luftkühler eingebaut wird. Dies ist im Kino Ideal bis jetzt noch nicht geschehen. Da in unserem Klima die Außentemperatur am Abend an den meisten Sommertagen trotzdem erträgliche Innentemperaturen erzielen. Immerhin wurde der Platz für einen Luftkühler vorgesehen. Da nicht ohne weiteres feststeht, ob die notwendige Kaltwassermenge verfügbar ist, wurde auch die Möglichkeit für den Einbau einer Kältemaschine offen gelassen. Dieser Entschluss ist sehr zu begrüßen, denn in wärmeren Klimas ist der Sommer besonders deshalb zu einer Hauptsaison der Kinotheater geworden, weil diese meist die einzigen angenehm kühlen Orte sind. Der schwache Besuch bei uns während der .warmen Jahreszeit ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, das an den meisten Orten das Optimum an Behaglichkeit nicht annähernd erreicht wird. Besonders strenge Anforderungen werden an die Geräuschlosigkeit der Lüftungsanlage eines Kinos gestellt. Wenn man bedenkt, das die Reduktion der Lautstärke von einem bestimmten Wert aus auf die Hälfte eine Verkleinerung der Amplitude der Schwingung auf Vio verlangt, so wird es klar, das nachträgliche Korrekturen nur sehr schwer auszuführen sind. Es wurde daher von Anfang an diesem Gesichtspunkt alle Aufmerksamkeit geschenkt. Die Anlage steht nun seit Anfang dieses Jahres im Betrieb und funktioniert zur vollen Zufriedenheit des Bestellers. Quelle: Schweizer Film Suisse 2/1948 Mittlerweile präsentiert sich das Kino als Venter mit 6 Sälen. |
Fotos von 1947 (Bildquelle: Schweizer Film Suisse 2/1948) |
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