LICHTSPIELE |
Admont (Steiermark),
eröffnet: | vor 1923 |
geschlossen: | 1970 |
Sitzplätze: | 160 (1958) |
Architekt: | |
Betreiber: | Anna
Legwart -1923 Josefine, späterHeinz Ranner 1923-1970 |
Die Großmutter von Herrn Heinz Ranner, Frau Josefine Ranner, geb. Jauk war eine sehr unternehmungslustige Geschäftsfrau. Sie kam 1920 mit ihren Kindern Richard, Herbert und Christa nach Admont. Mit ihrem Geschäftspartner Steinhuber aus Gaishorn betrieb sie vorerst dort, wo später der Konsum seinen Betrieb führte, ein Gemischtwarengeschäft.
In der Sitzung des Gemeinderates vom 21. Oktober 1923 wurde das Ansuchen der Frau Anna Legwart, um Ermäßigung und Pauschalierung der Lustbarkeitsabgabe behandelt. Scheinbar war aber der Geschäftserfolg nicht befriedigend, denn Frau Legwart verkaufte ihr Kino.
Dieses erwarb noch in diesem Jahr 1923 die Großmutter von Heinz Ranner, die oben erwähnte Frau Josefine Ranner. Das Kino befand sich zwischen der alten Raiffeisenkasse (heute Herrak) und dem Gasthof (heute Hotel) Traube, gegenüber dem Rathaus. Ursprünglich war das Haus ohne den Vorbau, der bis vor kurzem vom Hutgeschäft des Gilbert Obenaus gemietet war. Der Petermüller Bäcker Engelbert Lorenzoni, der Besitzer des Kinogebäudes errichtete diesen Zubau, um dort seine Backwaren in der Ortsmitte anzubieten.
Im Kino wurden Stummfilme mit Musikbegleitung vorgeführt. Der in Meran geborene Pianist Herr Rudolf Öttl, war schon längere Zeit als Kinopianist in Rottenmann tätig gewesen. 1926 zog er mit seiner Lebensgefährtin Maria Katholnig nach Admont. Hier spielte er bei jeder Vorstellung auf seinem Flügel und war außerdem Organist in der Admonter Kirche. Über sein Wirken berichtete der in Liezen lebende, aus Admont stammende Herr Franz Katholnig.
Als etwa 1932 der Tonfilm die Kinos eroberte, wurde das Kino auf den neuesten technischen Stand umgebaut. Frau Ilse Heimlich erinnert sich an ihr erstes "Tonfilmerlebnis". Ein Schlagertext ist ihr von diesem "Erlebnis" in Erinnerung geblieben: "Jetzt geht´s der Dolly gut, denn sie lebt in Hollywood". Vorführer war damals Herr Franz Edlinger, der Gatte der im Pflegeheim St. Benedikt in Frauenberg lebenden Frau Bibiana Edlinger. Sie konnte sich an jene Zeit noch gut erinnern und sie wußte zu erzählen, daß der Besuch der Vorstellungen sehr oft zu wünschen übrig ließ, weil die Menschen damals sehr wenig Geld hatten. Man bemühte sich auch, durch Besuche in Gaststätten und Geschäften für den Kinobesuch zu werben.
Der Sohn der Kinobesitzerin, Herr Richard Ranner arbeitete hauptberuflich als Buchhalter bei der Baufirma Poitzi und half am Abend bei dem Kinobetrieb aus. Erst als im Jahr 1938 die Garnison der Gebirgsjäger in Admont entstanden war, begann der Sturm auf die Eintrittskarten.
Als Richard Ranner einrücken mußte, unterstützte seine Ehefrau Josefine, geborene Kammerhofer neben ihrem Beruf als Lehrerin die Schwiegermutter beim Betreiben des Lichtspieltheaters. Im Militärlager im Oberhofgebiet führte Frau Ranner einen Filialbetrieb. Dabei kam es oft vor, daß ein und derselbe Film zeitversetzt in beiden Häusern gespielt wurde. Der Standortkommandant stellte für den Pendeldienst zwischen Ort und Lager einen Soldaten ab, der die Rollen hin und her transportierte.
Nach Kriegsende, ab Mai 1945 erfreute sich das Kino wieder eines sehr guten Besuches. Auch im Lager der UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration), welches von der Militärregierung in der ehemaligen Garnison für Flüchtlinge eingerichtet worden war, gab es eine sehr gute Zweigstelle des Admonter Kinos. Das Kino im Ort wurde täglich bespielt, außer an Tagen, an denen der Spielbetrieb verboten war (24. Dezember, Karfreitag, Karsamstag bis zur Auferstehung). Das Kino faßte 160 Sitzplätze. An Wochentagen gab es eine, an Samstagen zwei und an Sonn - und Feiertagen vier Vorstellungen. Ein besonders breiter Sitz war für den ziemlich korpulenten, für die Aufrechterhaltung der Ordnung zuständigen Polizisten extra angefertigt worden.
In dieser Zeit hatte das Kino sehr viele Stammkunden, die "ihre" Plätze reserviert hatten. Herr Heinz Ranner berichtet weiter: Nach der Rückkehr aus dem Krieg übernahm mein Vater Richard Ranner das Kino und führte es bis zum Jahr 1970.
Als im Jahr 1956 Flüchtlinge aus Ungarn in Admont untergebracht waren, gab Herr Ranner mehrere Gratisvorstellungen für diese unglücklichen Menschen, wobei einmal auch der Film "Ich denke oft an Piroschka" mit Liselotte Pulver und Gunnar Möller gezeigt wurde. Als "Liebeserklärung" an ihre Heimat war dieser Film für die Insassen des Lagers ein ganz besonderes Erlebnis.
Einer der Höhepunkte war im Jahr 1957, als der in Admont und Johnsbach gedrehte Film "Der Pfarrer von St. Michael" vorgeführt wurde. Viele Ortsbewohner hatten in dem Film als Statisten mitgewirkt und wollten nun mit ihren Verwandten und Freunden den Film sehen. Heinz Ranner erinnert sich besonders an die im Festsaal des Stiftes aufgenommene Gerichtsverhandlung, in welcher der Schuhmachermeister Fritz Rauscher den Richter darstellte. Hauptdarsteller waren Erich Auer, Armin Dahlen, Heinrich Gretler, Gerlinde Locker und Lucie Englisch. Die Erstaufführung fand zu Weihnachten statt, es gab 27 Vorstellungen, die von vielen Mitbürgern drei bis viermal besucht wurden.
Im Jahr 1970 begann durch das Fernsehen und durch die Motorisierung das Ende der kleinen Kinobetriebe. Herr Richard Ranner verkaufte die Geräte und das Gebäude und wurde Pensionst. Somit endeten 50 Jahre "Kino Admont" der Familie Ranner. Aber in der Erinnerung lebt das damals sehr willkommene Kinoerlebnis noch bei der älteren Generation.
In Admont gab es übrigens noch eine Fortsetzung des Kinobetriebes. Der Schauspieler und Regisseur Gerold Schirmer aus Graz betrieb im Rahmen der Steirischen Filmaktion zwischen 1979 und 1990 ein Wanderkino in Admont. Die Vorstellungen fanden im Volkshaus statt. Im Sommer wurde wöchentlich, sonst sporadisch vorgeführt. Der Besuch war teilweise sehr gut. Vor allem die Jugend freute sich über dieses Angebot.
Herr Gerold Schirmer, der Vater des bekannten Pianisten Markus Schirmer leitete in dieser Zeit auch die Schulfilmaktion des Landesjugendreferates, welche alle Orte, die kein gewerbliches Kino besaßen, betreute. Auch diese Aktion war damals eine sehr wertvolle kulturelle Einrichtung.
Vielen Dank an Wolfgang Nutzinger für die Bilder und Informationen