KAMMERLICHTSPIELE

Augsburg (Bayern), Vorderer Lech 8

eröffnet: 1912
geschlossen: 1980
Sitzplätze: 500 (1932) - 450 (1950) - 400 (1980)
Architekt:  
Betreiber: Josef  Kienberger                                                 mind. 1918 -1929
Filmtheater Betriebs GmbH Gf: Franz Oswald      1930
N. Hausner                                                          1931
Helmuth Wulff, München                                      1932                                  K32135
Willy Koch                                                          1933-1935
Willy Koch & Ernst Gutsch                                  1936-mind.1942
Walter Honold                                                     1.6.1951-1958
Willy Koch                                                          1959-mind.1961
Willy Koch &Ernst Gutsch                                   mind.1964-1969
Willi Striegel, Dillingen                                          1.4.1969-                          E6928
Maja Bendzin                                                       mind.1978-1979
Stadt Augsburg                                                    1980

Die Kammerlichtspiele eröffneten zur Jahreswende 1912/1913 im "Riedingerhaus". Zur Einweihung sprach der Schriftsteller Hirschberg-Jura einen Prolog. Bei der Festvorstellung wirkten Thea Degen vom Münchener Cabaret "Nachtlicht", Theo Körner (Chansonnier aus der "Bonbonnière" in München), ferner die Zigeunerkapelle des Münchner "Odeon-Kasinos". Neben den Filmvorführungen fand auch eine Lichtbilderschau althistorischer Gebäude in Augsburg statt.    K13326
1915 entstand hier ein Großfeuer, dem der Operationsraum mit dem gesamten maschinellen Inventar und Filmvorräten zum Opfer fiel. Der Brand entstand durch Reißen einer Filmrolle. Der Schaden betrug mehrere Tausend Mark. Die Zuschauer vermochten ohne Panik das Theater zu verlassen.  L1533

Das Lichtspieltheater wurde 1934 einer gründlichen Erneuerung unterzogen. Der Innenraum wurde modernisiert, indem der Boden geebnet und dadurch den Theaterbesuchern das lästige Treppensteigen im Theaterraum erspart wurde. Eine eher überraschende Entscheidung, da andere Kinounternehmer wegen der besseren Sicht den umgekehrten Weg wählten. Die veralteten Logeneinbauten und die tiefer gelegenen Orchesterräume waren verschwunden. wodurch das Theater eine Vermehrung der Sitzgelegenheiten erfuhr und jetzt 500 Besucher aufnehmen konnte. Die Bestuhlung wurde den neuen Verhältnissen angepasst. Auch die Nebenräume erfuhren eine zweckentsprechende Umgestaltung und Vergrößerung, die Garderobenräume konnten nach dem Umbau sogar zur Einstellung von Fahrrädern verwendet werden. Die Zugangsverhältnisse sollten im Interesse der Feuersicherheit dadurch verbessert werden, das neue Zugänge und Ausgänge direkt ins Freie geschaffen und die vorhandenen Pforten vergrößert wurden. Zu der modernen Ausgestaltung des Innenraumes wurde das Theater zwecks günstiger Akustik mit Samt bespannt und die Stuckdecke erhielt einen glatten Überzug aus einem besonderen Klangplattenmaterial. Außerdem wurden auch neue Vorführungsapparate mit neuer Tonanlage in Auftrag gegeben. Der Einbau einer guten schalldurchlässigen Gummileinwand und neue Lautsprecher vervollständigten den guten Ton. Die Lüftungsanlage wurde umgebaut und brachte durch zweckmäßigere Anordnung frische, gereinigte Luft direkt aus dem Freien. Zur Beleuchtung des Theaters wurden neuartige Beleuchtungskörper in direkter Wandbeleuchtung vorgesehen, die von der bekannten Augsburger Firma Riediger stammen. Die gleiche Firma lieferte auch das Metallgehäuse für einen neuen Kassenraum, der in der Passage des “Riedingerhauses” eingebaut wurde. Gleichzeitig mit dem äußeren baulichen Umbau erfuhr auch der Spielplan eine Umstellung. Die “Kammerlichtspiele” wurden nunmehr Erstaufführungstheater.  L34196

Danach hatte das Haus noch eine lange Geschichte. Nach dem zweiten Weltkrieg diente der Saal zunächst als Ausweichspielstätte für das zerstörte Stadttheater. 1951 ließ Filmkaufmann Walter Honold das Haus sanieren und wieder als Filmtheater nutzen. Gezeigt wurden künstlerich wertvolle Normal- und Schmalfilme. Die kommerziellen Augsburger Kinos dürften die neue Spielstätte wohl nicht als große Konkurrenz betrachtet haben. Montags gab es geschlossene Filmvorführungen für den Filmclub und die Theaterbesucherorganisationen, oft gepaart mit Diskussionen. Dienstags und Mittwochs folgten Theateraufführungen, Konzerte oder Tanzabende. Donnerstags wurden Kultur- und Dokumentarfilme gespielt sowie Lichtbildervorträge für die Volkshochschule und andere Vereine organisiert. Freitag bis Sonntag spielten dann die "kammerlichtspiele". Jeden Vormittag wurden Filme für die Augsburger Schulen präsentiert - kostenlos und von einem aus Pädagogen bestehendem Team ausgesucht. Die treibende Kraft hinter den Bestrebungen war der Präsident des Verbandes deutscher Filmclubs, Johannes Eckardt. Er legte zusammen mit Walter Honold den Spielplan fest. Unterstützt wurde das Projekt von der Stadtverwaltung Augsburg, die damals als Einzige im Bundesgebiet ihre Aufgaben gegenüber dem Kulturgut Film erkannt hatte. E5127

       
Fotos ca. 2004

Ein historisches Foto finden Sie hier. Ein weiteres hier.

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Datum der Erstellung/letztes Update: 03.10.2024  - © allekinos.com