LICHTSPIELE

Bad Wörishofen (Bayern), Kneippstr. 7

eröffnet: 12.06.1912
geschlossen: 31.10.1932
Sitzplätze: 130 (1930)
Architekt:  
Betreiber: J. Schmidt                                        1912

Heinrich Zeiträg                                1930

Das zweite Kino in Bad Wörishofen nannte sich zunächst "Kinematographen-Theater", befand sich im Rückgebäude des heute noch existierenden Hotel Luitpold und eröffnete am 12. Juni 1912, neuer Eigentümer Herr J. Schmidt, Direktor Otto Ockert. Man erwarb kurzerhand die Gerätschaften vom Kino im Kneipphaus und bezog die sehr schlichten Räumlichkeiten einer früheren Buchdruckerei. Auch hier verlief der Start nicht problemlos. Auch hier ist wenige Wochen nach Betriebsbeginn davon die Rede, daß "Störungen durch Verbesserungen von nun an gänzlich ausgeschlossen sind" und der Saal nun doppelt ventiliert sei. Im Winter sorgen zwei Öfen für angenehme Wärme. Ein elektrisches Klavier untermalte die Stummfilme. Im Laufe des Jahres 1913 wurde das Unternehmen in "Lichtspiele" umbenannt. Im Sommer 1915 unterbrach der Krieg den Spielbetrieb, erst 1919 ging es weiter. In der Folgezeit wurde offenbar kaum investiert, die Räumlichkeiten waren nicht mehr zeitgemäß, die Umstellung auf Tonfilm erst 1932 konnte das Unternehmen dann nicht mehr retten. Am 31.Oktober 1932 lief die letzte Vorstellung. Der Saal wurde zur Wagenremise, das einstöckige Gebäude um ein Obergeschoß mit einfachen Wohnungen bzw. Zimmern für die Hotelangestellten ergänzt. So steht das Haus heute noch.

Das Gebäude wurde im Mai 2011 durch einen Brand beschädigt und im Dezember 2012 abgerissen. Einen Artikel finden Sie hier

In den Lebenserinnerungen des Kurarztes Dr. Sieber, der 1921 hierher übersiedelte, fand ich eine hübsche Beschreibung der Lichtspiele:

"Auch ein Kino besaßen wir damals schon. Es war untergebracht
in einem alten, aufgelassenen Pferdestall im Hinterhof
des Hotels Luitpold. Seinen ehemaligen Charakter konnte
es nicht leugnen, sobald man den ersten Atemzug machte.
Einfache Holzbänke ohne Lehne bildeten die ganze Einrichtung.
Der Direktor und Unternehmer dieses primitiven Etablissements
war der Heilpraktiker Zeitträg, der sich mit seiner
Tochter in die Behandlung des Vorführungsgerätes, des verstimmten
Klaviers und eines ausgedienten, krächzenden
Grammophons teilte. Die Musikdarbietungen kannte man
auswendig; sie folgten sich immer wieder in der gleichen Reihenordnung;
der Lohengrinsche Hochzeitsmarsch fehlte nie."
   Foto des ehemaligen Kinogebäudes 2008
                               historische Aufnahme

       Das Kino befand sich hinter dem Hotelbau

                         (im Bild rechts)

Vielen Dank an Michael Scharpf für die Bilder und Informationen.

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