LICHTSPIELE AM BAHNHOF

Bad Wörishofen (Bayern), Bahnhofstr. 5a

eröffnet: 17.06.1933
geschlossen: in Betrieb
Sitzplätze: 370 (1940) - 412 (1958) - 400 (1983) - 223 (2008)
Architekt: Karl-Ludwig Fehr
Betreiber: Reichwald & Trautwein KG                            1933-nach1940

Reichwald & Kritschewski KG                       1948

Reichwald & Trautwein                                   1950

Trautwein KG                                                 mind.1953-1997

Rudolf Huber, Türkheim                                  seit 1997

Die Lichtspiele in der Bahnhofstraßewurden von Architekt Karl-Ludwig Fehr geplant. Kommanditisten der neuen Gesellschaft waren Bernhard Trautwein,  August Reichwaldt, Otto Thiemann und Ernst Kipfer. Die Eröffnung fand am 17.06.1933 mit dem Film "Der Choral von Leuthen" statt. Bereits 1939 wurde das Gebäude erweitert. Um gegen das im Bau befindliche Kurtheater bestehen zu können, wurde 1952 der Zuschauerraum und das Foyer grundlegend modernisiert und verschönert. Das Kino präsentiert sich auch 2009 noch weitgehend unverändert in alter Pracht. Nach drei Wochen Umbauzeit erfolgte die Wiedereröffnung am 23.12.1952. Am 27.05.1957 lief der erste Film in Cinemascope über die nun deutlich größere Leinwand, zwei Jahre nach dem Kurfilmtheater.  

Am 01.04.1997 übernahm Rudolf Huber als Pächter das Traditionshaus von Familie Trautwein, die seit langem Alleineigentümer ist. Durch eine Erneuerung der Bestuhlung mit mehr Beinfreiheit und größerem Abstand zur Leinwand verringerte sich das Sitzplatzangebot auf 223. Die Zeit des Mono-Tons war nun auch endlich vorbei, Huber rüstete auf digiatlen Dolby-Stereoton um. Das Kino erhielt für sein herausragendes Programm und besondere Filmreihen (Fassbinder-Filme, NS-Propagandafilmreihen mit fachlicher Begleitung, Schule im Kino etc.) wiederholt Auszeichnungen und erfreut sich einer treuen Fangemeinde. 

Die Bilder zeigen, daß sich der wunderschöne Saal auch für das alljährliche Jazzwochenende hervorragend eignet und selbst adventliche Chorkonzerte hier stattfinden.

2009 ließ der Verschönerungsverein Bad Wörishofen in Zusammenarbeit mit der Besitzerfamilie Trautwein das Fresko über dem Kinoeingang restaurieren. Eine Reihe von Details der allegorischen Darstellung war nach Jahrzehnten der Bewitterung schon verloren gegangen. Anhand einer alten Postkarte, die das Gebäude zeigt, gelang es jedoch dem beauftragten Kirchenrestaurator, die Fehlstellen zu ergänzen und das Werk des Künstlers Hans Gutschwagers aus dem Jahr 1939 für die Nachwelt zu sichern.

2012 wagte sich der Verschönerungsverein, der das Kino als wichtige kulturelle Institution betrachtet, die aus Bad Wörishofen nicht mehr wegzudenken ist, an sein größtes Vorhaben. Zusammen mit jungen Erwachsenen des Kreisjugendrings renovierte man über 2 Monate hinweg die Fassade sowie die stark ramponierten und durch eindringende Feuchtigkeit in Mitleidenschaft gezogenen hölzernen Auslasstüren.  Die Türen stammen noch aus der Erbauungszeit 1933. Die auffällige Farbgebung der Fassade und das neugestaltete, über die gesamte Breite laufende Filmband lenken nun allein schon optisch die Aufmerksamkeit auf das Traditionshaus. Durch die Umstellung auf hochwertige digitale 4K-Projektionstechnik im Herbst 2012 sicherte Pächter Rudolf Huber die Zukunft des beliebten Filmkunstkinos.

2013 fiel die markante "Lichtspiele"-Neonschrift am Kino nach Jahrzehnte langem Betrieb aus und sollte aus Kostengründen nicht mehr repariert werden. Ein Umstand, mit dem sich der Verschönerungsverein nicht abfinden wollte, waren diese Leuchtschriften doch typisch für die 50er Jahre. Ein Spezialbetrieb aus Kempten war in der Lage, die doppelt geführten Glasröhren Buchstabe für Buchstabe individuell anzufertigen, mit Edelgas zu befüllen und in die vom Verschönerungsverein entrosteten und neugestrichenen Buchstabengehäuse einzusetzen. Wie richtig die Entscheidung war, sämtliche Elektroleitungen trotz zusätzlicher Kosten gleich mit zu erneuern, zeigte sich beim letzten Buchstaben. Hier kamen die verschmorten und verbrannten Überreste des alten Kabels zum Vorschein, womit auch die Ursache für den Totalausfall der Neonschrift geklärt war. Nicht auszudenken, wenn der Kabelbrand auf das Gebäude übergegriffen hätte! Die 1.600,-- Euro, die der Verschönerungsverein investiert hat, sind gut angelegt. Jetzt strahlen und leuchten in sattem grün die "Lichtspiele" wie einst in den 50er Jahren...

 
 
 
                                            Aussenaufnahmen von 2008
   Ursprungsbau
                                                     nach Umbau
      Saal
                                                    

       

   

Untere Bilder von 1934

Vielen Dank an Michael Scharpf für die Bilder und Informationen (Quelle der 4 oberen Bilder: allekinos.com)

zurück zur Liste Bayern

zurück zur Startseite