METROPOL |
Bendorf (Rheinland-Pfalz), Poststr. 10
eröffnet: | 1956 |
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geschlossen: | April 1970 |
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Sitzplätze: | 478 (1958/1967) |
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Architekt: | Max Christens, Vallendar | ||||
Betreiber: |
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Am 12. Juli 1956
wurde in Bendorf am Rhein das in achtmonatiger Bauzeit unter Leitung des
Architekten Max Christens, Vallendar, erbaute "Metropol - Theater" eröffnet. Im
Zentrum des Städtchens war ein imposanter Kinobau entstanden, dessen Front
architektonisch äußerst ansprechend war. Im Foyer waren die Wände mit
Polsterplastik in Grau und Blau bespannt und gaben dem Raum einen vornehmen
Charakter. Die Tiefenwirkung des circa 500 Sitzplätze fassenden Theaterraumes
beeindruckte stark. Die Wände sind Wandflächen waren in einem erdbeerroten
Baumwoll-Velour bespannt, die unteren Flächen in einem feingrauen Plastik-Stoff
gepolstert. Auf einem die gesamte Bühnenfront einnehmenden Vorhang aus
Baumwoll-Velvet in Zartgelb waren in Handarbeit Applikationen aufgenäht, die in
vortrefflicher Farbabstimmung Zugvögel und eine chinesische Dschunke
darstellten. Die CinemaScope-Leinwand hatte die Länge von etwa 13 Metern.
Dahinter befanden sich drei große Lautsprecher-Gruppen von je drei
Lautsprechern. Außerdem waren innerhalb des Raumes weitere zehn
Effekt-Lautsprecher verteilt. Die Bestuhlung war mit einem blauen Cordbezug
versehen. Das Theater hat außerdem eine moderne Ölheizung sowie Klimaanlage. Das
Gefälle des Fußbodens war außerordentlich stark, wodurch von jedem Sitzplatz aus
eine gute Sicht gewährleistet war. Im Vorführraum standen Bauer B 8 B-
Maschinen. Die Gebrüder Sahm (Rastal) aus Höhr-Grenzhausen, heute weltweit in Sachen Glas bekannt, investierten damals in die Stadt am Mittelrhein. N5660 Die Fachzeitschrift "Film-Echo" widmete dem großstädtischen Provinzkino einen langen Artikel, den ich hier im Original wiedergebe: "Der hohe Stand der kinotechnischen Entwicklung und Fertigung ermöglicht es heute auch dem mittleren und kleinen Lichtspieltheater, seinen Besuchern eine einwandfreie Bild- und Tonwiedergabe zu bieten, zumal heute die einschlägige Industrie bemüht ist, Apparaturen auf den Markt zu bringen, die bei annähernd gleicher Qualität wie die der Großapparaturen, mit weniger Kostenaufwand das gleiche Ziel ermöglichen. Damit ist es jedoch noch nicht getan, denn der Besucher solcher mittleren und kleinerer Theater, der vielfach durch den gelegentlichen Besuch eines repräsentativen Lichtspieltheaters in einer benachbarten Großstadt verwöhnt ist, erwartet für sein Eintrittsgeld auch in den kleineren Theatern einen gewissen Komfort und eine ansprechende Innengestaltung, die ihm den Aufenthalt im Theater so angenehm wie möglich machen. Auch der Konkurrenzkampf in den kleineren Städten, z. T. auch schon in den Landgemeinden, zwingt dazu, sowohl in baulicher Hinsicht, als auch hinsichtlich der Innenarchitektur und der Inneneinrichtung neue Wege zu gehen. Zur Erfüllung dieser Forderungen ist zunächst einmal die Initiative des Theaterbesitzers und sein persönlicher guter Geschmack erforderlich, zum anderen aber auch die fachmännische Beratung einschlägiger Fachfirmen für Inneneinrichtung. Ein Beispiel dieser Art ist der in achtmonatiger Bauzeit unter der Leitung des Architekten Max Christens, Vallendar/Rh., errichtete Neubau der "Metropol-Lichtspiele“ in Bendorf am Rhein (ca. 14 000 Einwohner). Im Zentrum dieses kleinen Rheinstädtchens ist damit ein imposanter Kino-Neubau entstanden, dessen Front sehr wirksam durch in Sgraffitto-Technik ausgeführte Bilder der drei Grazien belebt wird. Schräg aufstrebende, jurasteinverkleidete Pfeiler heben den Eingang zum Theater hervor, durch den man in die mit farbigem Zykloma verkleidete Kassenhalle gelangt. Das anschließende Foyer erhielt durch die Fa. Teppich-Schlüter, Bonn, welche die gesamte innenarchitektonische Gestaltung durchführte, eine Wandbespannung in Polsterplastik in den Farben grau und blau, während der Fußboden mit großen Solnhofener Platten verlegt und die indirekt beleuchtete Decke in den Farben zart-rosa gehalten ist. Die Wände des ca. 500 Sitzplätze fassenden Zuschauerraumes wurden in geschwungener, aufwärtsstrebender Linie farblich behandelt. Die oberen Wandflächen sind mit erdbeerrotem Baumwoll-Velour bespannt, die unteren Flächen mit feingrauem Plastikstoff gepolstert, wobei durch verschiedenartige Bespannung (obere Wand über eine Wellenform im Ablauf des Bogens, unterer Teil der Wand und rückwärtige Fläche mit Messing - Ziernägeln mit schwarzen Unterlagscheiben) die Gesamtwirkung noch erhöht wird. Die Brüstungen an der Bühne und vor den Logenplätzen erhielten ebenfalls eine Bespannung in Polsterplastik mit Ziernägeln. Auf den die ganze Bühnenfront einnehmenden Vorhang aus Baumwoll-Velvet in zartgelb wurden in Handarbeit Applikationen aufgenäht, die in guter Farbabstimmung zum Vorhang Zugvögel und eine chinesische Dschunke dar stellen und damit wesentlich zur Farbharmonie bei¬tragen. Die als Hängedecke ausgebildete Decke des Zu¬schauerraumes ist in Vouten mit indirekter Beleuchtung ausgearbeitet und so gestaltet, das die Frischluftzuführung unter gebracht werden konnte. Die Bestuhlung (Fabr. Stüssel) ist mit blauem Cordbezug versehen und auf dem mit starkem Gefälle versehenen Fußboden so angeordnet, daß von jedem Sitz aus gute Sicht gewährleistet ist. Eine moderne Ölheizungs- und Klimaanlage (Ausführung: Klimatechnisches Büro Jakob Horst, Bonn) sorgen für entsprechende Klimatisierung des Zuschauerraumes. Die von Siemens-Klangfilm, Köln, erstellte kinotechnische Einrichtung umfasst zwei Bauer- B-8-B-Maschinen mit Tonanlage für Vierkanal-Magnet¬ton, die in Verbindung mit der ca. 13 Meter breiten CinemaScope-Bildwand die Wiedergabe sämtlicher neuen Bild- und Tonverfahren ermöglicht. Das Kino spielte bis 1970. Bendorf war somit schon sehr früh ohne Kino, da zu diesem Zeitpunkt auch schon die anderen Lichtspieltheater aufgegeben hatten. Unter dem Namen "Altes Kino" befindet sich hier heute ein Kulturzentrum. Einen Artikel über das Kino lesen Sie hier. So sah das Gebäude 2022 aus. |
Ansicht 1956 (Bildquelle: Filmecho 61/1956) |
Saal 1956 (Bildquelle: Der Neue Film 60/1956) |
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Saal 1956 (Bildquelle: Filmecho 61/1956) |
Saal 1956 (Bildquelle: Filmecho 61/1956) |
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