CASINO - LICHTSPIELE

Berlin - Kreuzberg, Schlesische Str. 26

eröffnet: 16.5.1952
geschlossen: 1961
Sitzplätze: 336 (1953) - 361 (1955) - 716 (1959)
Architekt:  
Betreiber: Erich Christ u. Willy Tietz                                                                        1952-1954

Emmi Christ                                                                                            1954-1960

Filmtheaterbetriebe Süd-Ost, Krüger & Co. KG, Gf: Karl Heinz Krüger  1960-1961

Bevor die „Casino-Lichtspiele“ auf dem Gelände der Grammophon-Produktion Carl Lindström eröffnet wurde – welche seine Tore 1951 schloss – befand sich dort das „Casino-Südost“ (Casino/Gaststätte) welches Erich und Emmi Christ übernommen haben. Auch wurden dort „Schulspeisungen“ gekocht.

Am 16. Mai 1952 eröffneten sie dann offiziell die „Casino-Lichtspiele“ als erstes Schmal-Tonfilm-Theater. Darüber berichtete das "Film-Technikum":

"Nun wurde auch in Berlin ein erstes Schmalfilmkino in den Räumen des Casinos Südost eröffnet.

Schon beim Betreten des ansprechend gestalteten Vorraumes, dessen zurückliegender Teil als als Erfrischungs-, Warte- und Speiseraum den Besuchern des Theaters zur Verfügung steht, bemerkt man eine vorteilhafte Kombination von Garderobenablage und Kasse. Die Kasse selbst - auf Rädern  montiert und zweckvoll wie anprechend mit Preistransparent und Verkaufsauslagen gestaltet - läßt sich bei Nichtbenutzung von ihrem Standort verschieben. Der freiwerdende Raum kann so zu anderen Zwecken des Gaststättenbetriebes genutzt werden. Durch die auf dem Bild  (hier fünftes von oben) sichtbaren Seitentüren gelangt man in den ebenfalls ganz neu hergerichteten Zuschauerraum . Er ist so gestaltet, daß er einmal durch seiner mit elektrisch verschließbaren Vorhang verschließbaren Bildwandbühne den Erfordernissen der Filmvorführung gerecht wird, andererseits aber auch die Duechführung von Kabarett- uns Tanzveranstaltungen  sowie größeren Versammlungen und Vereinsabende zulässt.

Die rechts und links des Bühnenrahmens untergebrachten beiden Podien werden bei solchen Veranstaltungen je nach Bedarf vor die Bühnenöffnung geschoben und dienen hier den Künstlern oder der Musikkapelle als erhöhte Vorbühnenfläche. Über dieser und einer im Bild nicht mehr sichtbaren, bei Filmvorführungen mit Stuhlreihen zugestellten Tanzfläche sind Deckenstrahler für die Effektbeleuchtung vorgesehen. Auch erhielt der Raum, entsprechend seinem mehrfachen Verwendungszweck eine hierfür geeignete Beleuchtung durch die an kurzen Pendeln hängenden 6-flammigen Kronleuchtern. 

Da in Anlehnung an das Normalfilmtheater ein vom Publikum getrennter Vorführungsraum errichtet werden sollte und auch die Zu- und Ausgange des Saales an den Schmalseiten liegen, so liegt die Bildwand - entgegen der üblichen Anordnung - an einer Längsseite des Raumes. Wenn auch dadurch das Fassungsvermögen des Saales nicht voll ausgenutzt wird, so konnten dennoch 310 Sitze in zwölf Reihen zur Aufstellung gelangen, von welchen eine gute Sicht zur Bildwand ohne Überschreitung des zulässigen seitlichen Blickwinkels möglich ist. Das normale Gestühl des Restaurantes wird hierfür mit Lattenverbindungen versehen und fest mit 1m Reihenabstand aufgestellt. Die stark dittus streuende Bildwand gewärleistet eine gut ausgeleuchtete und auch an den Seitenplätzen zufriedenstellende Bildprojektion und Helligkeit. 

Der Vorführraum ist mit einem KNETSCH IDEAL Tonfilm-Projektor für pausenlose Vorführung eines ganzen Spielprogrammes bestückt. Der Projektor besitzt eine Becklichtbogenlampe mit automatisch arbeitenden Kohlennachschub, die mit 35 Amp. über einen Rektron-Bogenlampengleichrichter gespeist wird. Die Tonübertragung auf die beiden Saallautsprecher erfolgt über den zum IDEAL-Projektor gehörenden und in seinem Säulenfuß untergebrachten Mehrzweck-Verstärker bei einer Ausgangsleistung von 15 Watt. Mikrofonansage und Unterhaltungsmusik kann - bei Tanzveranstaltungen ohne Kapelle auch Schallplatten -Tanzmusik - kann von einem hinter dem Projektor aufgestellten Plattenspielschrank aus übertragen werden. Ein stabiler Umroller dient der Vorbereitung und Rüchspulung des 1200 m-Schmalfilmpropgramms. 

Die ersten Vorstellungen mit dem Film `Maria Valewska´, Wochenschau und Zeichentrickfilm waren einwandfrei in Bild und Ton und waren zur vollen Zufriedenheit der erschienenen Besucher. Das neue Schmalfilmkino liegt an der äußersten Grenze des amerikanischen Sektors und hart an der Grenze zum sowjetischen Sektor. Der Inhaber, früher selbst Besitzer mehrerer Normalfilmtheater in Landsberg/Warthe, die durch Kriegsereignisse in Verlust gegangen waren, mußte aufgrund der Lage des Unternehmens in einem dichtbesiedelten Stadtteil bei nächster Nähe einiger Normalfilmtheater logischerweise seine Eintrittspreise so gestalten, daß er einmal den Ostbesuchern weitgehend im Währungsgefälle entgegen gerecht wird, andererseits aber auch den Westbesucher einen Eintrittspreis einräumen konnte, der dem Charakter eines Schmalfilm-Kinos gegenüber dem in seiner Programmgestaltung und auch in der Bequemlichkeit des festen Theatergestühls ja immer noch überlegenen Normalfilmtheaters Rechnung trägt."

Schon der zweite gelieferte Film hatte in seiner Beschaffenheit erhebliche Mängel - noch im gleichen Jahr wurde das Theater auf „Normalfilm“ umgestellt. Diese Umstellung kostete damals DM 30.000.--.

Später wurde daraus dann „CinemaScope“– Pl. 716, Bestuhlung: Stüssel, z. T. Hochpolster, 7 Tage, 42 Vorst.,1 Spätvorst. Tön. Dia, App. Bauer, Verst: Klangfilm, Lautspr.: Klangfilm, Bild- u. Tonsyst.: CS 1 KL, Gr.-Verh: 1:2,35 (Quelle: Das große Film- und Kino-Adressbuch 1957)

Das untere Bild zeigt noch die „Anfänge mit den einzelnen Stuhlreihen“.

Die Casino-Lichtspiele wurden als „Grenzkino“ bezeichnet und befanden sich im „Amerikanischen Sektor, Bezirk Kreuzberg“ in unmittelbarer Nähe der Sektorengrenze (U-Bahn Grenzstation Schlesisches Tor).

Die Stadt Berlin (gefördert vom Hauptstadtkulturfonds) hat zum „50. Jahrestag Berliner Mauer – 13. August 2011“ das Projekt „FLIMMERN AUF DEM EISERNEN VORHANG“ Berliner Grenzkinos 1950-1961 gestartet und mit Ausstellungen und Kinovorführungen etc. bedacht.

Unter der Adresse „Schlesische Straße 26“ findet man heute „Mediaspree“ eines der größten Investoren-Projekte in Berlin.

 
 
 
 
 
                                                                                                                                     

Vielen Dank an Ingeborg Wienhold für die Bilder und Informationen

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