CORSO |
Berlin -
Wilmersdorf, Uhlandstr. 48
eröffnet: | 1910 oder 09.08.1913 |
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geschlossen: | 1943 |
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Sitzplätze: | 227 (1920) - 212 (1925) - 205 (1933/1940) |
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Architekt: | |
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Betreiber*in: |
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In
den Kino-Adressbüchern ab 1920 wurde von den späteren Inhabern das Jahr
1910 als Beginn von Kino-Vorstellungen in der Uhlandstraße 48
angegeben. Da in einem Artikel der "Licht-Bild-Bühne 1936 das "Corso"
als ältestes Kino im Bezirk betitelt wird, dürfte das auch stimmen.
Aber erst im Mai 1912 beantragte der Eigentümer des Hauses Uhlandstraße
48 Ecke Pariser Straße - Hugo Seligsohn - die Einrichtung eines
Kinematographentheaters im Erdgeschoss. Vier Ladenräume entlang der
Pariser Straße gaben den Grundriss für den Zuschauerraum vor, der an
der Ecke zur Uhlandstraße einen Eingang erhielt. Am 9. August 1913
kündigten die „Corso Lichtspiele“ ihre Eröffnung an. Nach häufigen
Betreiberwechseln wurde Max Wolff 1928 Inhaber der
"Corso-Lichtspiele". Wolff bestellte zwei Kinomusiker zur akustischen
Unterstützung der Stummfilme, die täglich für die Zuschauer abgespielt
wurden. 1932 wurde von Klangfilm die Tonfilmeinrichtung beschafft. Das "Corso" gehörte zu den sogenannten "Nachspielern". Hier liefen die Filme erst dann, wenn die Uraufführungs- und die nachfolgenden Erstaufführungstheater sie abgespielt hatten, also bereits eine umfangreiche Publikumsschicht sie gesehen hatte. Da musste dann das kleine Kino ganz tüchtige Anstrengungen machen, um sich auch noch sein hinreichendes Quantum an Zuschauern zu sichern... Das rund 200 Plätze große "Corso" leitete 1936 der noch junge Geschäftsführer Heinz Prüsse, der. ursprünglich Musik studiert hatte und Bühnenregisseur werden wollte. Er hatte dadurch immerhin eine erfreulich positive Einstellung zum künstlerischen Film und konnte sein Publikum unmerklich zu einer anspruchsvolleren Filmbetrachtung umstellen. Dies geschah meist durch persönliche Aussprache mit den Stammbesuchern, z. B. durch Hinweise aur technische oder regie mäßige Feinheiten eines Filins, der an sich vielleicht eine Enttäuschung ausgelöst hätte. Durch die Unterhaltung mit den: Geschäftsführer angeregt. verlies das Stammpublikum das Theater nur halb verärgert und freute sich schon auf den nächsten Film. Wohl mussten in Wilmersdorf mindestens I100 Plakate an den Litfaßsäulen für das kleine Kino werben, aber die stärkste Propaganda bestand trotzdem in der Mundreklame der ersten Besucher eines jeden Spielplans. Wesentlich zur Erhöhung der Behaglichkeit trugen die Inneneinrichtung und die Apparatur des Kinos bei. Da waren zunächst moderne, mattleuchtende Beleuchtungskörper an den Seitenwänden angebracht, während die weitere Erneuerung des Raumes im Sommer 1936 erfolgte. Die Apparatur war bereits mit den damals modernsten Lichtquellen versehen, so das die Bildprojektion erstklassig war. Die Tonanlage wurde ebenfalls im Sommer 1936 durch die neuesten Apparate ergänzt. Vorführer Tscheppe hatte einen besonders schweren Stand, weil er niemals neue Kopien wie seine glücklicheren Berufskollegen im Uraufführungstheater erhielt, aber ebenso scharfe Bilder hervorzaubern sollte. Er war vorbildlich in der Behandlung der Kopien, die er vom Verleih in tadellos gereinigtem und ausgebessertem Zustand verlangte. Er hatte zur größeren Filmschonung zwischen Trommel und Objektiv ein Rollensystem eigener Erfindung konstruiert, das den Bildstreifen mühelos durch den Greifer gleiten lies und ihn vor Beschädigung schützte. Seine Filmschränke standen in musterhafter Ordnung bequem greifbar hinter der Maschine in der blitzsauberen Vorführkabine. Hier im Westen zogen auch im Nachspieltheater mehr die gehaltvolleren Filme als allzu leichte Unterhaltungsfilme. So konnte Heinz Prüsse bei dem Film „Hélène" beispielsweise mit Erfolg eine Gemeinschaftswerbung mit Buch- und Musikalienläden durchführen, die auf die Romanausgabe und die Noten und Schallplatten des laufenden Films hinwiesen. „Mazurka" brachte, nach mehreren Wochen zum zweiten Male eingesetzt, wiederum ausverkaufte Vorstellungen bereits am Nachmittag. Auch Filme wie "Pygmalion", "Liebe"oder "Vergiß mein nicht" hatten auch im Nachspieltheater Rekordbesuche aufzuweisen. Sogar der sehr tragische Stoff „Friesennot 2 fand ein verständnisvolles Publikum, unter dem sich viele In der Nachbarschaft wohnende Russen befanden, die das Filmgeschehen als durchaus lebenswahr bestätigten. L3671 Das Kino wurde 1943 durch Bombentreffer zerstört, während die Nachbarhäuser nur gering beschädigt waren. In den 1950er Jahren wurden die Ruinen an der Nordwestecke Uhland-/ Pariser Straße beräumt. Gegen Ende des Jahrzehnts wurde diese Grundstücksfläche mit einem fünfgeschossigen Wohnhaus mit Ladengeschäften im Erdgeschoss bebaut. Quelle u.a: Wikipedia |
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