Berlin,
Friedrichstr. Friedrichstr. 185
eröffnet: |
1.9.1910 L1011 K10193
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geschlossen: |
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Sitzplätze: |
160 |
Architekt: |
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Betreiber: |
Löwy 1910
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Nach der Eröffnung schrieb "Lichtbild-Bühne"in ihrer Ausgabe 120/1910:
...In
der Unzahl der Berliner Kinotheater, die leider nur mit wenig Ausnahmen
ganz bedeutend in bezug auf Arrangement und Ausstattung hinter den
deutschen Provinzkinos zurückstehen und deshalb nur sehr schwer auf den
Titel "Theater" Anspruch haben, gibt es auch jetzt einen solchen
Ruhepunkt, der sogar mitten in der hypermodernen Friedrichstraße liegt,
wo man den Pulsschlag der Zeit verspüren vermag, wo man das Herz der
Großstadt Berlin am lautesten schlagen hört. Am Untergrundbahnhof
Friedrichstraße, Ecke Mohrenstraße, mitten im brausenden Verkehr, lädt
das "Empire-Theater" zum stillen Genießen, zum Schwelgen in den schönen
Künsten der Kinematographie ein.
Das Theater liegt im Eckhaus in der
erstern Etage, und der Eingang ist in der Mohrenstraße im Nebenhaus.
Eine Brandmauer mußte durchbrochen werden, und da sich dadurch
naturgemäß der zopfgeschmückte Schopf des paragraphenwütigen
preußischen Baupolizei-Magisters sträuben müßte, so lag natürlich das
fertige Theaterchen erst monatelang still, bis es das Jawort zur
Eröffnungs-Erlaubnis bekam.
Herr Direktor Löwy hat mit Zähigkeit an
Etablierung festgehalten. Er scheute keine Geldopfer und hatte alles
erfüllt, was St. Bürokratius ersann, und so konnte dann am 1. September
das "Empire-Theater" eröffnet werden. Äußerst farbenprächtige Plakate,
die hochkünstlerisch und darum vielleicht gerade sehr effektvoll sind,
verkünden den Berlinern, , daß hier ein Kunsttempel der Kinematographie
entstanden ist.
Die große Eckfront strahlt in verschiedeartigem
Licht, das in den verschiedensten Manieren blinkt und irrlichtert. Ein
nervöser Eindruck, der keinen Gesamteindruck aufkommen lässt und nicht
darauf schließen lässt, daß innen alles so zart und fein auf einen
einheitlichen Ton abgestimmt ist.
Der längliche Raum beitet nur
Platz für 160 Personen und ist die vollendete Intimität. Alles ist
kostbar und aristokratisch. Ein chic ausgelegtes Foyer lädt zum
Ausruhen und sich Hineinversenken in die Traumwelt ein, die vor der
Leinwand vorüberzieht, den die mit sorgfältigsten Geschmack
ausgewählten Sujets sind wohl als das Beste zu bezeichnen, was die
Filmkunst schafft und verdienen das allerdings etwas längliche Wort
"Licht-Kunstspiele", womit sie bezeichnet werden.
Das für das
Passanten-Publikum am Eingang sichtbare Programm, auf Pappe gemalte
Filmtitel-Bezeichnungen, entbehrt in etwas den sonst überall
bemerkbaren feinsinnigen Kunstgeschmack.
Als das vollendeste in ganz
Kino-Berlin muss unbedingt die Konzert-Kapelle, ein Quartett,
bezeichnet werden. Durch diese Musikbegleitung, die angestrengtes
Proben bei jedem Sonnabedn-Programmwechsel ahnen lässt, fühlt man
deutlich, wie Kinobilder um das Doppelte in ihrer vollen Wirkung
gehoben werden können.
Ein Kabinettstück technischer Vollkommenheit
ist der Vorführraum, der getrennt vom Zuschauerraum im Hintergrund des
Saales liegt. Hier waltet der tüchtige Vorführer sicher, zielbewusst
und methodisch mit Exaktheit und Präzision seines Amtes. Der
Nietsche-Apparat aus Leipzig weist hier eine bemerkenswerte
Neuerung aus: Die untere Aufwickeltrommel wird durch einen
Lederriemen betätigt, der zum Ausgelich in der Spannung über federnde
Rollen läuft; dadurch ist ein gleichmäßiges Aufrollen des gesamten
Films gewährleistet....
Das Kino scheint sich dann nicht sehr lange gehalten zu haben, spätere Belege seiner Existenz sind mir nicht bekannt.
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Datum der Erstellung/letztes Update: 16.10.2021