EXCELSIOR

Berlin - Neukölln, Sonnenalle 111

eröffnet: 12.10.1928
geschlossen: 1943
Sitzplätze:
Architekt: Heinrich Möller & Max Bischoff
Betreiber:
Vereinigte Kukuk-Excelsior-Stern, später Ufa 1928-



In den 20er-Jahren erhielten auch die Berliner Arbeiterbezirke Riesige Lichtspielhäuser. Eines der markantesten Beispiele war das im expressionistischen Stil errichtete "Excelsior" in der Sonnenallee, welches leider den Krieg nicht überstand. Es wurde 1926–28  von den bekannten Architekten Heinrich Möller und Max Bischoff geplant.. Bauherr war die »Deutsche-Filmtheater G.m.b.H.«. Im Gegensatz zu vielen anderen Kinoentwürfen, die aus Kostengründen dann in der Ausführung wesentlich kleiner ausfühlen, dachte hier der ursprüngliche Entwurf des Architekten Max Bischoff zunächst eine Wohnbebauung an der Straßenfront der Sonnenallee und ein mittelgroßes Lichtbildtheater in der zweiten Reihe an. Der zweite Entwurf - zusammen mit Kollege Heinrich Möller konzipiert - war dann ein reiner Kinobau.
Die Fassade des Großkinos war im Gegensatz zum Inneren streng geradlinig und schlicht gehalten. Der Unterteil war in blauem Glasurstein. der obere Teil in leuchtendgelbem Terazzoputz gehalten.In der Mitte über den Haupteingangstüren befand sich eine hochrechteckige Großplakatfläche. Lediglich im oberen Teil befanden sich drei kleine Fenster, die im Halbdunkel zusammen mit der Plakatfläche eine Gesichtsfratze erahnen ließen. Der Neonschriftzug "Excelsior" erstreckte sich unter dem Dach über fast die gesamte Breite des Gebäudes, rechts und links bewirkten Neonlichtbalken zusammen mit ihm eine effektive Lichtarchitektur.
Da das Grundstück nur 18,9 m breit war, verzichtete man auf die normalerweise üblichen Seitenhöfe mit den Saalausgängen. Man leitete stattdessen die Besucher über 10 Ein- und Ausgänge, nach Ober-, Mittel- und Vorderrang sowie Parkett getrennt, vorbei an der Kasse ins Foyer, das die Hälfte der Grundfläche einnahm. Während die Seitenwände, der gesamte Rang mit seinen amphitheatrisch ansteigenden Sitzplätzen fast vollkommen in rötlich-brauner Holztäfelung gehalten waren, war die sich hoch über den Zuschauerraum wölbende Kuppeldecke in Gold, Silber- und kupfergoldener Bronzemalerei ausgeführt, die bei der in den Farben wechselnden indirekten Beleuchtung von enormer Wirkung waren. Das mächtige Proszenium, eine Synthese aus Orgelgittern und Bühnenrahmen, führte - mitgoldenem Schlagmetall belegt, den Raumeindruck konsequent fort. Das Theater besaß 452 Sitze im Parkett und 748 im Rang. Dies lag daran, das das Foyer unter den Rang gelegt wurde. Das 14 Mann starke Orchester blieb dem Kino nicht lange erhalten, da schon ein Jahr nach der Eröffnung der Tonfilm Einzug hielt. Die große Bühne war technisch auf dem neuesten Stand. Im halbrunden Anbau hinter der Bühne (mit dem der Grundriss des Gebäudes dem einer Kirche ähnelte) befanden sich Garderoben- und Aufenthaltsräume für die Künstler.
Vom Vorführungsapparat bis zur Projektionswand, die 4,5 x 6 Meter maß, war die Entfernung 38 Meter. Die Bühnenöffnung betrug 12 Meter, bei 9 Meter Bühnentiefe. Die Entlüftung war nach einem zum ersten Mal angewandten Zellensystem angeordnet.Der Vorführungsraum enthielt 2 Projektoren  der Marke Ernemann Imperator II sowie einen Doppel-Dia-Apparat.

Das Eröffnungsprogramm wurde mit einer gut gespielten Ouvertüre zu der Oper "Mignon" eingeleitet. Als Hauptfilm zeigte man "Looping the Loop" mit Werner Krauß und Jenny Jugo.  L28246 K281167

Mit der Aufnahme des Spielbetriebs wurde die „Vereinigte Kukuk-Excelsior-Stern“ unter Führung von Hermann Baum geführt. Ihm folgten in der Geschäftsführung der Gesellschaft ab 1930 der Rechtsanwalt Hermann Zimmer und Dr. Erich Norden. Diese führten die Neuköllner Kinogesellschaft mit der „Excelsior Lichtspielhaus GmbH“ in den Ufa-Konzern und veranlassten den Übergang zum Tonfilm. Das Großkino mit 1200 Plätzen und einer Bühne von 57 m² wurde täglich bespielt. In die Geschäftsführung der Gesellschaft trat 1933 neben Dr. Erich Norden der Regierungsrat z.D. Dr. Kurt Maurer und 1934 statt ihm Rechtsanwalt Dr. Henning von Boehmer. Innerhalb der Ufa-Struktur wurde 1937 Erich Scharloh Inhaber der Excelsior Lichtspielhaus GmbH/ Vereinigte Kukuk-Excelsior-Stern GmbH mit den Excelsior-Lichtspielen, deren Adresse sich 1938 in Braunauer Straße änderte.
Das Kino wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört; die Ruine 1950 abgetragen.

Quelle u.a: Liste der Kinos im Berliner Bezirk Neukölln, Kinoarchitektur in Berlin (Sylvaine Hänsel, Angelika Schmidtt (Herausgeber, Reimer Verlag)

Ein Foto der Außenfassade nei Nacht finden Sie hier.

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Datum der Erstellung/letztes Update: 03.01.2021