Berlin,
Kurfürstendamm 197-198
eröffnet: |
07.12.1956 |
geschlossen: |
1977 |
Sitzplätze: |
1016 (1956/1967) |
Architekt: |
Gerhard Fritzsche |
Betreiber: |
Metro-Goldwyn-Mayer 1956-mind.1977
|
MGM hatte in Deutschland Filmtheater in Frankfurt, Hamburg und
Berlin. Am längsten hielt sich das Frankfurter Haus, das später als
"Royal" bis 2003 spielte.
Da das MGM-Theater schon etwas im dunkleren Bereich des Ku-Damms
lag, versuchte der Theaterleiter durch beleuchtete Außenreklame etwas
Aufmerksamkeit auf das Kino zu lenken.Die Blinkeffekte waren relaisgesteuert. Eröffnungsfilm war "Der Schwan" mit Grace Kelly.
Nach der Schließung wurde das Gebäude abgerissen.
Hier der Eröffnungsbericht des "Filmechos" (Nr.99/56)
Gerhard
Fritzsche, der Architekt des neuen MGM-Theaters am Berliner
Kurfürstendamm, gab der leichten Verwunderung bei der
Pressebesichtigung mit den Worten Ausdruck: Ich habe sehr viele Wünsche
der MGM bei diesem Bau berücksichtigen müssen, ich hoffe aber, daß sich
das Berliner Publikum bald am dieses Theater gewöhnen wird. — Nun, an
viele Dinge wird es sich gar nicht erst zu gewönnen brauchen, weil sie
ihm auf Anhieb gefallen, werden. Da ist beispielsweise der ungewöhnlich
breite Reihenabstand (l Meter) der komfortablen Klappsitze (Kamphöner).
Man sitzt bei MGM ausgezeichnet. Die Entlüftung, der schwache Punkt so
vieler und selbst hochmoderner deutscher Filmtheater, ist vorbildlich.
MGM hat sich die Klimaanlage, die die Berliner Firma Günther Wichmann
einbaute, 10%o der Bausumme kosten lassen. Die Bildwiedergabe auf der
riesigen CimemaScope-Lednwand (Emernann X-Maschinen mit amerikanischein
Lampen läßt gleichfalls keine Wünsche offen. Die vielen
schnellgesprochenen Dialoge des ersten Hauptfilms waren nicht immer gut
verständlich; das kann aber auch an der Synchronisation oder am der
Kopie gelegen haben, denn die Vorfilme wiesen diesen Mangel nicht auf.
Daß das Theater keine Plakat-Außenfront hat, ist nur zu begrüßen; wo es
keine Fläche gibt, kann es erst gar nicht zu Farbgreueln kommen. Wenn
man sich nun noch zur Aufgabe des häßlichen Slogans „in herrlichen
Farben" in der Leuchtschrift entschließen könnte. An das Babyrosa des
Innenraums wird man sich allerdings erst gewöhnen müssen-, ebenso an
das aus England importierte Einheitsteppichmuster aller MGM-Theater und
an die ungeniert zur Schau gestellten Hilfsmittel der Akustik. Obwohl
die Decke mit 22 Biesenlampen gepflastert ist, spenden sie doch nur ein
relativ schwaches und vor allem recht kaltes Licht. Das MGM-Theater
verzichtet auf die Attribute der Wohnlichkeit, auf Goldbronze,
Edelhölzer, Azella und Plüsch, die wir in den deutschen Kinos gewohnt
sind und mit denen ja bisweilen einiger Mißbrauch getrieben wird. Das
Haus mit seinen 1000 Sitzplätzen und seiner eigenartigen, allerdings
sehr großzügigen Raumaufteilung (die Treppen, die vom Rang ins Parkett
führen, machen diesen zum Hochparkett, zumal sich keine Parkettreihen
unter ihm befinden) wird jedenfalls sowohl dem Publikum wie der
Fachwelt einigen Gesprächsstoff geben.
Anm:
Die deutschen Filmtheaterbesitzer sahen die Expansionspläne von MGM gar
nicht gerne. Vielleicht deshalb die für das "Filmecho" eher unübliche
negative Berichterstattung.
N5697 W5651
Blick von Dach Blick aufs Dach
Die letzten 2 Bilder zeigen keinen Tanz der Vampire, sonden die Vietnam-Demos vor dem Kino
Vielen Dank an Bernhard Lorenz für die Bilder und Informationen
Ansicht 1956 (Bildquelle: Filmwoche 51/1956)
Saal bei der Eröffnung 1956 (Bildquelle: Filmblätter 06/57 - MGM)
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Datum der Erstellung/letztes Update: 10.09.2024 - ©
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