MERCEDES - PALAST |
Berlin - Neukölln, Hermannstr. 214-216
eröffnet: | 24.02.1927 |
geschlossen: | 1969 |
Sitzplätze: | 2500 (1930) - 2360 (1940) - 900 (1950) - 2050 (1951) - 2060/750 (1958) |
Architekt: | Fritz Wilms (1927 sowie Wiederaufbau 1951) - Fritz Wilms&- Pierre de Born (Einbau Roxy 1955) |
Betreiber: | Mercedes-Palast Lichtspieltheater Gf:
Josef Friedmann 1927-1930 Forum Lichtspieltheaterbetriebe Gf: Max Miodowski 1930-ca.1933 Carl Thomas, später Thomas& Co. Gf: Max Knapp mind.1934-1943 Ernst Schreyer 1948-1951 neuer Kinoname: Metro-Palast Laupheimer & Co. 1951-1959 neuer Kinoname: Europa-Palast & Roxy Karl Heger 1960-mind.1966 |
Der neben den Festsälen der Kindl-Brauerei entstandene Bau war eines der markanten Beispiele der Baukunst des Berliner Architekten Fritz Wilms (an dieser Stelle sei auch das Buch "Fritz Wilms - Lichtspieltheaterbauten" , erschienen als Neuauflage im Gebr. Mann Verlag , Berlin 2000 empfohlen !). Angeblich war das Kino bei seiner Eröffnung das Größte in Europa.
Während die flankierenden, eingeschossigen Flügelhallen eine Stehbierhalle und eine Konditorei aufnahmen, lagen in dem zweigeschossigen mittlerem Baukörper Eingang und Kassenraum. Der Eingangs- und Foyer-Bereich war dermaßen großzügig, dass man dort nach dem Krieg bequem das 750-Plätze-Theater "Roxy" in das Obergeschoss integrieren konnte und das Foyer immer noch groß wirkte.
Die sich um den Zuschauerraum halbkreisförmig herumziehende Wandelhalle
war wie das Foyer in hellen Farbtönen gehalten. Der Zuschauerraum präsentierte
sich in Goldgelb. Ihn überspannte eine riesige, in sattem Blau gehaltene Kuppel,
die in der Mitte durch eine sternartige Beleuchtungskrone unterbrochen wurde.
Die indirekte Beleuchtung zog sich um die Kuppel herum und rechts und links des
ganz in Gold gehaltenen Bühnenraumes eine riesige Oskalyd-Orgel verdeckte.
Der gewölbte, dunkel getönte Horizont
erschien bei der Beleuchtung durch gelbes, verdecktes Rampenlicht blau, während
der Vorstellung allerdings als Sternenhimmel.
Auf einen Rang verzichtete Architekt Wilms, rings um das allmählich
ansteigende, hufeisenförmige Parkett befanden sich eine große Anzahl von Logen.
Die Bühne hatte die Ausmaße 15 x 12,60 m. Zahlreiche Ausgänge nach allen Seiten
garantierten eine rasche Entleerung des Theaters. Die Projektion erfolgte aus
der Mittelkuppel des Horizonts mittels drei Ernemann-Imperator-Projektoren. Das
Orchester zählte 50 Mann und konnte durch eine Orgel verstärkt
werden.
Die Bühne war mit vielen theatertechnischen Vorrichtungen versehen, was größere Darbietungen ermöglichte. Die Besucher der Premierenvorstellung bekamen mit der Revue "Auf in den Mercedes", die der künstlerische Leiter Fred Engländer arrangierte, einen Vorgeschmack hierauf. Eröffnungsfilm war anschließend "Die Frau ohne Namen" Hauptdarstellerin Elga Brink war neben vielen anderen Filmleuten persönlich anwesend. L2748 K271045
1930 pachteten die
"Forum-Lichtspielbetriebe" den "Mercedes-Palast" von der "Universal" und
eröffneten das Kino im September des Jahres mit dem Luis Trenker-Film "Der Sohn
der weißen Berge" als Tonfilmtheater wieder. K30211
Ein
weiterer Umbau, verbunden mit 10-wöchiger Spielpause, erfolgte im Sommer 1933.
Hauptaugenmerk galt der Verbesserung der Akustik. Als Bildwerfer wurden zwei
Ernemann V-Projektoren mit Wasser- und Luftkühlung sowie Hochleistungs-Lampen -
die neuesten Modelle auf dem Markt - eingebaut. Das Haus besaß die damals größte
Leinwand Berlins (10 x 8 m), die durch Magnoskop auf 12 x 8,20 m vergrößert
werden konnte. Mit "Die Nacht der großen Liebe" wurde der Spielbetrieb
fortgesetzt. L33211+215
Das Haus
wurde 1943 von Fliegerbomben schwer getroffen. Was noch übrigblieb, wurde von
der Bevölkerung ab- uns ausmontiert, so das nur noch die massiven Mauern und
Eisenkonstruktionen übrigblieben. Im September 1950 begannen die Arbeiten zur
Wiederherstellung des Kinos. Die Direktion richtete zuvor schon Ende 1948 im
Foyer ein Behelfskino. Der "Europa-Palast" wurde dann am 1. September 1951 mit
dem Film "Die blaue Dahlie" eröffnet. N4829
Das ranglose Großkino wurde als Neubau an Stelle der Ruine erschaffen. Architekt Fritz Wilms ersetzte der Zeit entsprechend das mit viel Stuck versehene Vorkriegskino durch klarere Linien. Die akustischen Mängel des noch aus der Stummfilmzeit stammenden Vorkriegsaales wurden behoben. Die Wände wurden halbhoch mit Eiche getäfelt und darüber mit terrakottafarbenen Velour bespannt. Die Breite des Bühnenausschnittes betrug 16 m, die Bildgröße 10 x 7,50 m. Sie war damit nach der "Waldbühne" die größte Leinwand Berlins. Die Gesamtausmaße des Saales waren 42 x 33 m. Es wurde mit drei Zeiss-Ikon-Projektoren gearbeitet, außerdem gab es eine Schwerhörigenanlage für 50 Personen. E5137 N5132
1955 erfolgte - wie oben erwähnt - der Einbau des "Roxy". Hierfür wurde eine Zwischendecke eingezogen. Das Foyer erstrahlte nun mit hellgelber Wandbespannung mit goldenem Überdruck und einem Fußboden aus Solnhofer-Steinplatten im Chic der 1950er-Jahre. E5557
Mercedes-Palast vor dem Krieg | Zuschauerraum vor dem Krieg |
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Roxy 1955 (Fotoquelle: Filmblätter 40/55) | Foyer 1955 (Fotoquelle: Filmblätter 40/55) | "Behelfssaal im ehemaligen Foyer 1948 (Bildquelle: Der Neue Film 29/1948) |
Mercedes-Palast 1948 (Fotoquelle: Filmblätter 9.11.48) | Aussenansicht 1951 (Fotoquelle: Filmblätter 36/1951) | Saal um 1950 (Bildquelle: Filmecho 52/1951) |