Der »Mercedes-Palast« wurde 1926 nach Plänen von Fritz
Wilms auf den Grundmauern einer ehemaligen Eisengießerei erbaut, er verfügte
über 2300 Plätze. Das Gebäude befand sich an der Utrechter Straße 33 (heute
17-21) Ecke Turiner Straße.
Die
äußere Front zeigte den damals modernen Stil gerader Linien, abends
durch Beleuchtung unterstrichen. Beim Eintritt öffnete sich ein
voluminöser Vorraum mit einer kleinen Musik-Nische.Großzügig gebaute
Kassen und Garderoben vermieden Gedrängel. Foyer und Wandelgänge
umfassten den ranglosen Theaterraum. Im Saal schloss eine Reihe von
Logen die Rückwand des riesigen Parketts ab. Auf einen Rang wurde
verzichtet. Die harmonische Farbengebung wurde durch aparte
Beleuchtungskörper an den Wänden und sanftes Deckenlicht erhöht. Die
Wände waren im unteren Teil mit rotem Paneel verkleidet, darüber
strukturierten schmale und breite Felder in Weiß und Iris-Gold sowie
übereinandergeordnete, blütenkelchförmige Lampen den Raum. Die Bühne
mit goldfarbener Umrahmung und dunkelblauem Vorhang inszenierten
flankierende, farbig durchleuchtete Wasserspiele. Hellblaue
Polsterstühle, die die Garderobenaufbewahrung in Fächern unter den
Sitzen gestetteten, komplettierten das Raumgefüge. Die Bühne hatte eine
Breite von 17 Metern und war 9 m tief. Die Projektionsfläche betrug 9 x
11 m. Zur Eröffnung
gab es auf der Bühne ein paar russische Gesangs- und Tanznummern im Stil des
"Blauen Vogels". Eine riesige Oscalyd-Kinoorgel mit goldbronzierter Vergitterung
reichte aus, um einen ganzen Film zu begleiten. Nichtsdestotrotz wurde zur
Eröffnung ein 30 Musiker starkes Orchester zusammengestellt, welches unter der
Leitung von Kapellmeister Bulleriahn stand. Der Filmpalast entstand unter
Federführung der "Universal", seine Gesamtleitung hatte Oscar Einstein, der von
Herrn Fred Endländer als artistischen Leiter unterstützt wurde. Eröffnungsfilm
war “Michel Strogoff”. L26221 K261022
Ab 1930 übernahm die »Ufa.« das Haus - jetzt als Tonfilmtheater. K30196
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er
weiterhin als Kino genutzt. In den ersten Jahren wurden die Schäden bei
laufendem Betrieb nach und nach behoben. 1949 war dann die große Oscalyd-Orgel
wiederhergestellt. Zu diesem Anlass gab es eine Galavorstellung mit "Der Dieb
von Bagdad". W4969 Nach dem Aus als Kino erfolgte die Nutzung
als Supermarkt, 1987 wurde das Gebäude abgerissen. Quelle u.a: Kinoarchitektur in
Berlin