STELLA - PALAST |
Berlin - Kreuzberg, Köpenicker Str. 12-14
eröffnet: | 01.11.1929 |
geschlossen: | 1960 |
Sitzplätze: | 2000 (1930) - 1780 (1937) - 475 (1951) - 472 (1960) |
Architekt: | Gustav Neustein, Walter Hämer Bruno Meltendorf (Umbau 1937) |
Betreiber: | Georg
Warschawski
1929-1930 Stern Kino- und Variéte Gf: Max Knapp, später wieder Georg Warschawski 1931-mind.1934 Lemke & Co. mind.1936-ca.1944 E.M. Knubben 1946-1960 |
Der Neubau des Stella-Palastes an der Köpenicker Straße war mit seinen kubischen Elementen schon stark vom "Bauhaus" beeinflusst.. Er integrierte sich gut in die bestehende ein- bis zweigeschossige Ladenzeile, die früher als Pionierkaserne gedient hatte..
Weithin sichtbar
beherrschte die Lichtflut der riesigen Fassade die nächtliche
Straße. Schaukästen flankierten das Portal zur quadratischen Eingangshalle, die
als besonderes Merkmal eine in zwei Stufen abgetreppte Decke mit mattgläsernen
Leuchtbändern auszeichnete. Die dynamische Innenraumgestaltung bildete einen
äußerst spannungsreichen Kontrast zum eher statischen Äußeren. Am Kassenhäuschen mit aufliegendem, beleuchtetem
Vordach vorbei gelangte man ins Foyer. Von hier aus führte eine geschwungene
Treppe in den Vorraum des Ranges. Die konkav rückschwingende Rangbrüstung des
weit in den Saal reichenden Balkons und das abgerundete Proszenium ergaben ein
raumbestimmendes Rund. Ring-Paneele teilten die Höhe der Wandflächen.
Konzentrische Lichtringe - mattierte Glasplatten, hinter denen die Leuchtkörper
lagen - waren die einzige architektonische Ausschmückung des Plafonds. Diesen markanten Eindruck unterstrichen horizontale
Profile entlang der Wände sowie ein kreisförmiges Ornament an der Decke, welches
gleichzeitig den Abschluss dreier parallel den Raum durchlaufender Leuchtbänder
darstellte. Die imposante Kuppel fasste drei Ringe mit farbigem Oberlicht.
Die Bühne war breit und hoch, aber nicht sehr tief. Daran anstoßend befanden
sich von Keller bis Bodenraum mehrere Garderoben mit zwei Sonderausgängen. Ein
Balkon zur Spree bot weite Aussucht. Vom Rang führte eine breite Freitreppe als
Ausgang in den großen Hof. An der Vorderfront zur Köpenicker Straße befanden
sich die Büros, der Projektionsraum und die Pfeifen der im Orchester zu
bedienenden “Welte-Fernorgel”, die erste ihrer Art in Deutschland. Die
Entlüftung erfolgte derart, das über der Bühne hoch in den Soffitten frische
Luft zugeführt wurde, während die verbrauchte Luft durch das Dach hindurch
entwich. Die leistungsfähige Klimaanlage konnte die Temperatur des Theaters
im Sommer bis auf 10 Grad reduzieren. Zwei Ernemann-Projektoren gehörten zur technischen
Ausrüstung.
Georg Warschawski betrieb bereits mehrere Kinos in Essen und Herne. L2926+245
Für die Reichshauptstadt war die Eröffnung des Hauses em Ereignis. Dicht gedrängt umlagerte eine nicht übersehbare Menge das Theater. Nur schwer konnte man sich den Weg durch das Vestibül bahnen. Zu der zweiten Vorstellung schien der Andrang noch gewaltiger zu sein. Bereits 90 Minuten vor Beginn der 9-Uhr-Vorstellung standen endlose Reihen vor den Kassen. Der Pflege des Bühnenteils wurde ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet. In der 7-Uhr-Vorstellung verursachte eine Störung in der Strom-Zuführung eine längere unfreiwillige Pause. Das mustergültige Verhalten des Publikums konnte als Beweis für sein Interesse und seine aufrichtige Sympathie für das neue Kino bewertet werden. L292731937 wurde die Fassade umgebaut. Im Krieg wurde das Gebäude zerstört. Schon 1946 errichtete Frau Knubben an gleicher Stelle ein Behelfskino, welches sie zu Weihnachten 1950 zum schmucken, wenn auch wesentlich kleineren und unspektakuläreren neuen "Stella-Filmtheater" ausbaute. Dabei schreckte sie auch vor technischen Neuerungen nicht zurück. Die Wände wurden mit "Neusamt" gespritzt, auch der Fußbodenbelag bestand aus einem neuartigen Kunststoffspritzverfahren.
Schon ein Jahr vor dem Mauerbau
schloss das Kino.
Vielen Dank an Jürgen Jablkowski für die Informationen
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Behelfstheater vor 1951 (Quelle: Filmblätter 4/51) |
Bühnenraum nach der Renovierung (Quelle: Filmblätter 4/51) |