TAUENTZIEHNPALAST

Berlin - Schöneberg, Nürnberger Str. 57-59

eröffnet: 18.12.1913
geschlossen: 1945
Sitzplätze: 1000 (1918) - 995 (195) - 1028 (1930) - 1052 (1941)
Architekt: Emil Schaudt & Curt Rummelspacher (Bauleitung) (1913) - Gustav Neuenstein (Umbau 1930)
Betreiber:
Ludwig Klopfer
Ufa
Ludwig Klopfer
Willy Hein und Fritz Kreisle
Tobis
Ufa
1913-1919
1920-1926
1926-1928
19.12.1930-1935
1936
1937-1945
Kinoname. Kammerlichtspiele, ab ca. 1915 Tauentziehnpalast




 


Das bekannte Stammhaus der "Kammerlichtspiele" am Potsdamer Platz erhielt zu Weihnachten 1913 infolge des ständigen außerordentlich guten Geschäftsganges ein Tochter-Institut, die "Kammer-Licht-Spiele" in der Tauentzienstraße, wo der traditionell gewordene Tauentzien-Bummel florierte. Das prächtige, große Theater mit seinen fast 1200 Plätzen wurde am Donnerstag, den 18. Dezember nachmittags um 17 Uhr festlich eingeweiht. Ein auserlesenes Publikum leistete der Einladung Folge, man sah viele bekannte Charakterköpfe aus dem geistigen Berlin: die Vertreter von Handel, Industrie, Behörde, Adel, Kunst, Wissenschaft, Literatur, Tagespresse, Fachwelt und die sonstigen, die man in Summa als "Premierentiger" bezeichnete. Das volle Haus bewunderte das neue Heim und hörte sich mit Andacht „Die Weihe des Hauses“, Ouvertüre von Ludwig von Beethoven an, unter Leitung des Dirigenten Alexander Schirmann gespielt. Dann begann ein "Prolog mit Hindernissen“, der nach voraufgegangenem Film vom kleinen Kurt Bois gesprochen wurde und das eigentliche Lichtspiel-Programm einleitete, das zuerst die neueste "Gaumont-Woche" brachte und dann den Hauptmann - Film "Atlantis“ zeigte. Laut dem Artikel in der "Lichtbild-Bühne" stand das Gebäude damals noch auf Charlottenburger Gebiet, weshalb es bisher auf der allekinos.com-Liste fälschlicherweise auch dort (zusätzlich) aufgeführt war. L1352

Schon wenig später wurde der Name des Filmtheaters in "Tauentziehn-Palast" geändert. Ab 1920 übernahm die "Ufa" die Leitung des Kinos, die sie 1926 an den Erbauer Ludwig Klopfer zurückgab. 1927 wurde im Kinosaaal eine Welthe-Kinoorgel eingeweiht.

1928 schien das Ende des Kinos besiegelt. In der "Lichtbild-Bühne" kam die Meldung, das Ludwig Klopfer die Immobilie nach zähen Verhandlungen an den französischen Warenhauskonzern "Galleries Lafayette", der sich schon das benachbarte Grundstück gesichert hatte, für 400 000 Reichsmark verkaufen würde. In der Tat gab Klopfer das Kino auch auf und 1929 stand die Immobilie anscheinend leer. L28245

Statt des Umbaus zum Warenhaus erfolgte jedoch die Wiedereröffnung durch die in Berlin sehr aktiven Kinobetreiber Willy Hein und Fritz Kreisle im Dezember 1930. Zuvor erfolgte ein Umbau durch Gustav Neuenstein. Das Lichtspieltheater hatte jetzt 1028 Plätze (732 im Parkett und 296 im Rang). Besonderer Blickfang war die neonbeleuchtete Fassade des Kinos. Stargast zur Wiedereröffnung war Willy Forst. Die Firma Klangfilm konnte hier ihre 1000. Tonanlage präsentieren. L30304

Das Kino war mehrfach Ort für Uraufführungen von Spielfilmen, so zum Bespiel der "Feuerzangenbowle" mit Heinz Rühmann 28. Januar 1944, welcher in den Berliner Ufa-Palästen "Königstadt" und "Tauentzien" Premiere hatte. Die letzte Uraufführung dürfte der Film "Kolberg" am 30. Januar 1945 gewesen sein. Im Krieg wurde das Gebäude zerstört. Die auf Wikipedia erwähnte Nachkriegsbespielung fand im benachbarten "Femina"-Gebäude statt.

Einen Bericht über den Tauentziehn-Palast lesen Sie hier.


Nächtliche Beleuchtung 1931 (Bildquelle: Der Kinematograph206/1931)

Ein weiteres Bild finden Sie hier. Weitere auf Cinematreasures - wie fast immer dort ohne Quellenangabe...

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Datum der Erstellung/letztes Update: 14.12.2021