THEATER DES WEDDINGS

Berlin - Wedding, Müllerstr. 154

eröffnet: 02.12.1910
geschlossen: 1962
Sitzplätze: 1000 (1913/1918) - 650 (1920) - 600 (1930) - 545 (1949) - 592 (1962)
Architekt:  Fritz Eike (Bauausführung)
Betreiber: Julius Weiß, Cinema Theater GmbH               1910-mind.1913
Marie Ueltzen                                                 mind.1918-
Karl Rudolph                                                  mind.1920-mind.1924
Philipp & M. Kopf                                         1926-1927
Berliner Theaterbetriebsgesellschaft                1928
Theater des Weddings GmbH, Rudolf Pelz     1929
Sellerstraße Lichtspiel GmbH Gf: Paul Schubert, Kurt Baumann-Wagner 1930-mind.1931
Berloger u. Eisenberg Gf: Emil Asmus             1933
Gustav Berloger                                             1934-1936
Brandt & Deutsch OHG                                 1938 -mind.1942
Marta Michaelis & Co                                    mind.1948-1950
Otto Klung, Televox GmbH                            1951-1962

Das ehemalige Rex-Atelier wurde schon bald als Kino mit etwa 600 Sitzplätzen genutzt. In den 30er Jahren werden die Fassade renoviert und Veränderungen im Innenraum vorgenommen. Den Zweiten Weltkrieg übersteht das Theater nahezu unbeschadet, muß jedoch als Grenzkino 1962 schließen. Sein Abriß erfolgt im August 1973. Heute steht ein prächtiges Gebäude des Schering-Konzerns an dieser Stelle.
Quelle: Streifzüge durch die Berliner Film- und Kinogeschichte

Zur Eröffnung 1910 schrieb die "Lichtbild-Bühne" in ihrer Ausgabe 124:

Die groß und gewaltig angelegte Front konnte nicht den gewollten imposanten Eindruck hervorrufen, da die Arbeiten noch nicht vollständig ausgeführt wurden.

An der Tür stehen diensteifrig Pagen in schmucker Uniform, wie bei den bekannten 5 U.T. Theatern, wie denn überhaupt viel Gutes davon nachgebildet wurde, unter anderem die rote Bodenbeleuchtung.

Das gesamte Theater mit seinem Weiß, seiner fast zu splendiden Beleuchtung, den diskret und angenehm wirkenden grünen Seitenlichtern und dem prächtigen Stuck macht einen vornehmen guten Eindruck.

Äußerst geschickt ist der Orchesterraum unter der Bühne mit seiner Bogenteilung architektonisch behandelt worden. Das Orchester steht unter der Leitung des Dirigenten Neumann, er hat ein Weihnachtsbild - "Die kleine Streichholzverkäuferin" - wunderhübsch begleitet.

Das eingeladene Publikum kam zu zahlreich und war nicht geschickt genug ausgewählt. Man darf zu einer Gästevorstellung, wo sich jeder nach Belieben seinen Platz wählt, nicht alle Gesellschaftsschichten und Stände einladen. Das norddeutsche Publikum besteht aus Klassen und ist nicht so vorurteilslos wie beispielsweise im Münchner Hofbräuhaus. (In solchen Artikeln findet man immer auch interessante Auskünfte über gesellschaftspolitischen Zeitgeist - Anm. von allekinos.com). 

... Weit in den Saal hinein schiebt sich der Rang, der in seiner Geräumigkeit sehr viel Platz bietet. Oben ist auch sehr hübsch ausgelegtes Foyer, das mit seinen schicken Korbmöbeln zum behaglichen Verweilen einlädt...

Bemerkenswert ist im Übrigen, das das ganze fünfstöckige Haus im Dienste des Kinos steht, denn über dem Theater ist ein kinematographisches Aufnahmeatelier, welches in seiner Geräumigkeit uns zwei Etagen Höhe das größte und schönste Kinoatelier von ganz Deutschland ist. Hier können mit Leichtigkeit die Deckendurchbrüche, zum Hotel-Szenen die Treppen-Episoden und bei Detektivfilmen die spannenden Geheimkellerklappen in Aktion treten.


Ansicht 1915 (Bildquelle. Postkarte) - Vielen Dank an Jörg Ostheimer für das Foto

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Datum der Erstellung/letztes Update: 16.02.2024  - © allekinos.com