TURM - PALAST |
Berlin - Moabit, Turmstr. 25-26
eröffnet: | 09.02.1925 (Ufa-Theater ) 27.03.1952 (Turm - Palast) |
geschlossen: | 1974 |
Sitzplätze: | 1594 (1930/1940) - 678 (1952) - 889 (1955) - 882 (1967) |
Architekt: | Max Bischoff nach Entwurf von Fritz Wilms (1925), Pierre de Born (Turm-Palast 1952) |
Betreiber: | Ufa 1925-1943
Kinoname: Ufa-Palast Turmstr. Walter Königsdörfer 1952-mind.1967 neuer Kinoname: Turm-Palast |
Schon ab 1916 liefen Planungen zur Errichtung eines Großkinos in der Turmstraße. Die Pläne der bekannten Kinoarchitekten Wilhelm Kratz und Fritz Wilms gelangten jedoch wegen dem Konkurs derFirma "Colosseum H.G." nicht zur Ausführung.
Schließlich beauftragte die Ufa Max Bischoff zur Umarbeiten der Pläne zugunsten einer stärkeren Aufnahme amerikanischer Vorbilder.
Die "Ufa", welche in der Nähe der
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche bereits drei Kinos besaß, hatte den Mut, sich in
einer Gegend anzusiedeln, der es bisher an einem modernen Lichtspieltheater
fehlte. Der Stadtteil Moabit gehörte nicht allein zu den dichtbevölkerten
Vierteln Berlins, sondern war außerdem noch so ausbaufähig, das der Gedanke der
"Ufa", an die verkehrsreichste Straße des Viertels ein Kino zu setzen, als
vielversprechend bezeichnet werden konnte.
Dir Pläne zu diesem Theaterbau
stammten von dem Architekten Fritz Wilms und wurden von dem Baurat Max Bischoff
einer durchgreifenden Umarbeitung unterzogen. Die repräsentative, durch
Kolossalordnung gegliederte Hauptfassade erhielt in der Turmstraße ihre
Schauseite und zeigte sich gegenüber dem restlichen Bau mit Café und Läden
deutlich als Lichtspieltheater. Ein niedriger, segmentförmiger Pavillon rundete
die Ecke zur Stromstraße ab. Sehr originell und als Gedanke noch niemals
verwertet wirkte ein an der Ecke angebrachtes Reklamefenster, das dazu bestimmt
war, die in Berlin durch allerlei behördliche Vorschriften besonders erschwerte
Außenreklame zu ermöglichen und in einem Stil darzubieten, der der Güte des
filmisch Dargebotenen entsprach. Bisher war die stilgemäße Schmückung dem Foyer
vorbehalten, hier tauchte eine Reklamemöglichkeit von nahezu unbegrenztem Ausmaß
auf. Die Außenreklame beschränkte sich deshalb mehr auf Lichteffekten, wie das
ganze Haus in Licht tauchte, was in der an Beleuchtung recht stiefmütterlich
behandelten Umgebung besonders auffiel. Die breite Front des Vorderbaues wie
sieben Eingangstüren auf, und auch in das Parkett öffnen sich mehrere
Eingangspforten, so das Füllung oder Leerung des Raumes nur wenige Minuten in
Anspruch nahm. Zum Rang führten zwei breite Treppen empor. Durch geschickte
bauliche Anordnung gelang es, für den Rang eine besondere Ausgangstreppe zu
gewinnen.
Der Zuschauerraum selbst, ein gestrecktes Oval,war vornehm in Grau
und Silber gehalten und wirkte beruhigend. Eine technische Anordnung ermöglichte
es, den Raum selbst in Lichteffekte zu tauchen, und eine nach amerikanischem
Vorbild sehr tief gelegene Projektionsleinwand macht es ferner möglich, Parkett
und Rang nur halb zu verdunkeln,ohne damit der Projektion zu schaden. Dadurch
wurde es ermöglicht, das jeder Theaterbesucher imstande war, seinen Platz selbst
zu finden. Außerdem waren uniform gekleidete Platzanweiserinnen zur Hand. Die
Vorhalle war ein großer Raum, der mehrere hundert Personen zu fassen vermochte.
Die Garderobenräume waren in einer unmittelbar vorm Parkett gelegenen
Wandelhalle angebracht und um die Bequemlichkeit des Publikums noch zu erhöhen,
hatte die "Ufa" in einer besonderen Zelle ein "Treffbuch" ausgelegt, das sich
schnell lebhafter Beliebtheit erfreute. Um den Rang zogen sich zwei Foyers sowie
ein Erfrischungsraum, dessen große Fenster auf den Kleinen Tiergarten
hinausgingen. Dieser Erfrischungsraum wurde später mit dem daneben befindlichen,
aber zum Zeitpunkt der Eröffnung noch im Rohbau stehenden Café "Vaterland"
verbunden. Der Raum für das Orchester war nicht versenkt, sondern befand sich
unmittelbar vor der Bühne. Zum Orchester selbst gehöret eine Oskalydorgel, die
der Geräuschorgel amerikanischer Kinos entsprach, aber trotzdem keine
Nachahmung, sondern eine eigene Konstruktion des Orgelbauers Oskar Lüthge
darstellte und mehr Register besaß als die des
"Capitols". L2507 K25940
1933
wurde das Kino vollständig überholt und eröffnete am 28. Juli des
Jahres mit dem Film "Kind, ich freu mich auf Dein Kommen" erneut. Aus
dem im warmen Gelb gehaltenen Foyer trat der Besucher in den Vorraum,
der in lichtem, farbenfrohen Orange designt wurde. Die hohe Decke
erglühte in zartem, indirektem Licht des gleichen Farbtons. Auch die
direkten Beleuchtungskörper wurden günstiger angebracht, so das die
neue Gesamtbeleuchtung einen positiven Eindruck hinterließ. Ein
schwerer Vorhang in gleichem Farbtönen schloss die Bühne ab. L33175
Im Krieg stark beschädigt, dauerte der Wiederaufbau bis
1952. Hinter dem imposant angelegten, siebenachsigen Eingang empfing den
Besucher eine in rosafarbenes Licht getauchte große Halle mit mittig gelegener
Kasse. Während des ganzen Tages hielt sich ein Portier im sogenannten
Publikumsraum mit Telefonzelle auf. Im Vorverkauf erworbene Karten hinterlegten
hier die abendlichen Besucher für ihre Begleitung. Ein ausgelegtes Treffbuch
informierte zu spät gekommene Gäste über die bereits eingenommenen Plätze
der Freunde. Die ruhige Atmosphäre des anschließenden Vestibüls mit mattgelben
Wänden und weißer Decke rundeten die grünen Samtvorhänge an Fenstern und
Garderobe ab. Das erdbeerfarbene Rangfoyer vermochte diesen Eindruck
fortzusetzen. Erster gespielter Film war "Das Doppelleben des Herrn Mitty".
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1955 wurde eine 14 m breite Leinwand eingebaut. Gleichzeitig wurde die Sitzplatzzahl nochmals kräftig erhöht. W5540
Ein Bild vom alten Ufa-Palast finden Sie hier.