Der
Bubenbergplatz in Bern entwickelte sich in den 1950er-Jahren immer mehr
zum Geschäfte- und Vergnügungszentrum. So reifte der Gedanke, den vier
bereite in dieser Gegend bestehenden Lichtspieltheatern noch ein
fünftes. nämlich das "Ciné Royal" an der Laupenstraße 4, am westlichen
Ausgang des Bubenbergplatzes anzugliedern. Die bestehende Liegenschaft
wurde um die Jahrhundertwende innen mit herrschaftlichen Wohnungen,
außen mit einer reichen Sandsteinfassade erstellt. Da im Jahre 1955/56
die oberen Etagen bereits komplett neugestaltet worden waren, musste
durch die Architekten Oskar und Claire Rufer, unter sorgfältiger
Wahrung des Bestehenden, das Kino im Erdgeschoß eingebaut werden.
Dieses wurde ala Estradenkino mit 352 Plätzen ohne Galerie projektiert
und genehmigt. Konstruktiv ergab sich dabei die Schwierigkeit, das
unter dem neuen Lichtspieltheater zwei volle Kellergeschosse als
Ausstellungshallen eingebaut werden mussten. Den Eingang bildeten vier
breite Glastüren, die zugleich als Ausstellvitrinen für die Kinoreklame
dienten. Die schmalen Tragpfeiler dazwischen waren mit schwarzer.
Glasplatten verkleidet, Das Foyer war ruhig gehalten. Durch die zweite,
in Nussbaumholz ausgeführte Tür front betrat man den Vorraum, der zur
Dämpfung des Lärms von außen sowohl an der Wand als auch an der Decke
mit Moquette-Spannteppich verkleidet int. Ungefähr von der Mitte des
Raumes konnten sich Besucher dann nach hinten auf die stark ansteigende
Estrade oder nach vorn ins Parkett begeben. Während die harmonisch
ausgesuchte Linie des Bodens vor allem den einwandfreien
Lichtverhältnissen im Raum diente, musste die Gestaltung der Wände und
der Decke all den vielen andern technischen Anforderungen genügen. So
sollten die riesigen Eisenträger ästhetisch schön verkleidet werden,
eine gute Belüftung erreicht, eine gute Akustik gewährleistet und eine
langsam an- und abschwellende Beleuchtung ermöglicht werden. Alle diese
verschiedenartigen Erfordernisse restlos zu erfüllen, war nicht leicht.
So wurde die ganz asymmetrische Form der gestaffelten und gelochten
Wände, die direkt in die Decke übergingen, aus akustischen Gründen zur
Dämpfung des Raumes gewählt, die glatte Holzwand rechts auch für die
Akustik. Die gelochte Decke konnte gleichzeitig für eine moderne
Klimaanlage verwendet werden, während die in den durch die Abstaffelung
sich ergebenden Rinnen in regelmäßigen Abständen angebrachten Spots ein
weiches, warmes Licht ergaben. Auch der Warron-Spannteppich auf den
Laufflächen und die mit Mohairestoff gepolsterte Bestuhlung dienten der
Dämpfung des Raumes. Zimmer des Geschäftsführers und Projektionskabine
waren direkt von außen über eine Treppe erreichbar und über dem Foyer
angeordnet. Die Projektionskabine war ausgerüstet mit zwei Zeiss
Ikon-Theatermaschinen Modell Ernemann X. Als Lichtquellen werden
Xenon‘Lampen Xenosol 2000 Watt verwendet, die durch zwei
Jovy-Gleichrichter gespeist wurden. Letztere waren so bemessen, das die
Leistung jederzeit auf 120 Amp. pro Lampe erhöht werden konnten. Die
Tonwiedergabe erfolgte über die Zeiss Ikon-Verstärkeranlage "Dominar
Variant" in Verbindung mit einer Lautsprecheranlage Altee Lansing. Die
Bildwand "Perlux" hatte die Ausmaße 9,50 x 4,50 m. Das neue Kino war
das Schwesterkino des "Ciné Rex" von Direktor Willy Hohl und
Geschäftsführer Hannes Straßer. SF5910
Einen Artikel anlässlich der Schließung finden Sie hier.
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