CAPITOL |
Bochum (Nordrhein-Westfalen),
Kortumstr. 51
eröffnet: | 1910 - 25.09.1930 - 12.04.1949 (Wiederaufbau) - 16.08.1974 (Neubau) | ||||
geschlossen: | in Betrieb |
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Sitzplätze: | 1000
(1930) - 735 (1940) - 843 (1949) - 886 (1962/1971) - 320/224 (1974) -
250/170/160/150/42/40 (1994) - 216/142/156/136/36/22 (2013) |
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Architekt: | Peter & Peter, Bochum (1930) - Karl Hellrung & Hanns Rüttgers (Wiederaufbau
1949 und Einbau "Studio" 1956) |
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Betreiber: |
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Am
Donnerstag, dem 25. September 1930 eröffneten die Gebrüder Picht ihr
neues Lichtspielhaus. das "Capitol" in Bochum, im Rahmen einer
Festvorstellung vor geladenem Publikum. Es lief in deutscher
Uraufführung der deutschsprachige amerikanische Tonfilm „Die Sehnsucht
jeder Frau’’ von der Parufamet (Ufa und Paramount verliehen damals ihre
Filme gemeinsam). Hauptdarsteller waren Edward S. Robinson. Joseph
Schildkraut und Vilma Banky. Der Film wurde mit großem Beifall
aufgenommen, während einzelner Szenen gab es lebhafte, längere
Beifallskundgebungen. Sämtliche Darsteller sprachen gutes, klar
verständliches Deutsch, die Aufnahmetechnik dieses amerikanischen
Tonfilms hatte einen bemerkenswert hohen Stand. Die Wiedergabe auf
„Kinoton" nach dem Plattensystem erfolgte ohne Nebengeräusche, klar und
störungsfrei. Herr Philippi von der "Kinoton" sprach vor dem
vollbesetzten Haus die Begrüßung. K30226 Die Spuren dieses Kinostandortes gehen aber anscheinend bis 1910 zurück. Vor dem Bau des "Capitols" standen hier die kleinen "Kammerlichtspiele" des Herrn Picht, die aber in den Kinoadressbüchern unerwähnt blieben. Das Theater fasste 950 Sitzplätze. Die Entreeräume waren in lichen Farben gehalten, der Theaterraum hatte rotbraune, warme Farbtönungen. L30233 Das Kino wurde im 2. Weltkrieg komplett zerstört. Allein die Beseitigung des Schuttberges dauerte 2 Monate, der anschließende Wiederaufbau 1948-1949 weitere 11 Monate. Der Neubau hatte Balkon und Logen. Ein schön eingerichteter Vorraum war von dort aus von zwei Seiten erreichbar. Im Zuschauerraum fanden 843 Zuschauer Platz. Die Decke bestand aus Rigips-Platten mit aufgesetzten Holzprofilen. Die Farbgestaltung wurde vom Düsseldorfer Kunstmaler Willy Weygand entworfen und von der Bochumer Firma Birkenfels ausgeführt. Die ganz in Nussbaum-Holzverkleidung gehaltene Bühnenumrahmung machte einen wuchtigen Eindruck. Sie hatte verschiedene, gut zum Raum passende Vorhänge. Im Vorführraum befanden sich zwei Bauer B 8-Maschinen. Eröffnungsfilm war "Der Engel mit der Posaune". 1954 stellte das "Capitol" als erstes Filmtheater der Stadt auf "CinemaScope" um und zeigte als ersten Film dieses Formats "Das Gewand". W5435 Die von Theaterleiter Willy Wirth gestarteten Matineen „Zyklus dies guten Films" hatten seit ihrem Start 1951 einen derart großen Erfolg, das sich die Theaterfirma entschloss, ein eigenes Theater mit gleicher künstlerischer Richtung als Tagesprogramm zu bauen. Hierzu verhalfen ihr die Architekten Rüttgers (Düsseldorf) und Hellrung (Bochum), die das alte “Capitol” in der Kortumstraße vollständig umbauten und aufstockten. Das neue "Studio" lag im Zwischenraum über dem "Capitol". Es wurden ein eigenes, modernes Foyer und Garderoben eingerichtet. Der unsymmetrische Theaterraum in warmer, harmonisch abgestimmter Farbtönung: mit 240 hochgepolsterten Sitzen verlieh dem neuen Bau intimen Charakter. Bewundernswert der in zarten blauen, weißgelben. und fliederfarbenen Tönen gehaltene Vorhang. Für die Innenarchitektur war K. Weygand aus Düsseldorf verantwortlich. Im Bildwerferraum stand eine Ernemann-X-Anlage für sämtliche Bild- und Tonverfahren. Zur Eröffnung im festlichen Rahmen „Wunder der Prärie". N5604 1974 wurde das Haus neu aufgebaut. Die Fassade wurde nach den Entwürfen eines Bochumer Künstlers poppig und frech gestaltet. Von rechts oben nach links zu den Eingangstüren hatte der Anstrich folgende Farben: Ockergelb,Rot, Grün und Hellrot. Neben dem Eingang für das Doppeltheater entstand der Eingang für einen Supermarkt, der im Erdgeschoss eingerichtet wurde. Das neue "Capitol" befand sich im ersten Stock. Die Farbenfreude und Ornamentik der Außenfront wiederholte sich in der Saal-Tapete. Ein reich dekorierter Vorhang in Orange, warme Brauntöne von Makassaholz und ein bunt gemusterter Veloursteppich sowie die stark gegliederte Decke aus Rigips-Akustikkörpern bildeten den angemessenen Rahmen für die Hauptattraktion des Raumes: die französischen Supersessel aus, orangefarbenes, atmungsaktives Skai und hellbeige Glasfieber-Schalen waren die Ingredienzen dieser Sitzlandschaft. Im Saal fanden 320 Besucher Platz. Die ursprüngliche Idee eines Raucherkinos wurde nicht umgesetzt. Im Vorführraum standen Ernemann IX-Maschinen mit Hasso-Vorsatz (1800-m-Spule), versehen mit einer Computer-Automatik. Das renovierte "Studio" erhielt ebenfalls die französischen Sessel aus der selben Farbe, jedoch nicht aus Kunstleder. Durch den Einbau eines 16 mm-Projektors ließen sich im kleinen Saal auch Schmalfilme vorführen - ein Vorteil für Außenseiterfilme und Retrospektiven. E7447 In den Jahren danach kamen durch weitere Umbauten noch vier weitere Säle dazu. Insgesamt wurden dafür 2,6 Millionen Mark aufgewendet. E8230 In den 1990er-Jahren wurde der Kinocenter in "Bofimax" umbenannt, was später wieder zurückgenommen wurde. |