STERN - LICHTSPIELE |
Bonn (Nordrhein-Westfalen), Markt 8-12
eröffnet: | 15.12.1913 - 02.09.1948 (Wiedereröffnung) |
geschlossen: | in Betrieb |
Sitzplätze: | 650 (1918) - 600 (1930) - 601 (1967) -
309/100/258 (1983) - 200/251/273/61 (2008) - 231/212/69 (2023) |
Architekt: | Karl Bings (Wiederaufbau 1948) |
Betreiber: | Friedrich Stahl, späte Willy
Stahl 1913-mind.1940 geschlossen 1944-1948 Ferdinand La Roche 1948-mind.1967 Willy Goldermann mind.1980-mind.1997 Cinestar 2009 |
Das Hotel zum goldenen Stern wird bereits im Mittelalter als Gaststätte erwähnt.
Die Lichtspiele im Stern wurden am 15. Dezember 1913 eröffnet, nachdem die Planungen schon seit 1908 liefen. Pächter des Theaters war Herr Friedrich Stahl ( geb. 21.12.1873), der auch das hiesige Metropol-Theater gründete. Das Lichtspiel Theater wurde im Rokoko-Festsaal installiert, in dem einst Franz Liszt und Gerüchten zufolge auch der kleine Beethoven gespielt hatten.
Die Eröffnungsfeier war ein gesellschaftliches Ereignis, indem sich die Elite der Bonner Gesellschaft, an der Spitze Prinz und Prinzessin von Schaumburg - letztere die Schwester des deutschen Kaisers - mit Gefolge einfand und der Vorstellung bis zum Schluss beiwohnte.
Bei einem Bombenangriff am 18. Oktober 1944 brannte der
Kinosaal vollständig aus und die Rokoko-Gipsdecke stürzte ein. 1945 wurde mit
dem Wiederaufbau des Kinos begonnen und am 2. September 1948 wiedereröffnet.
Jetzt unter dem Namen "Stern-Lichtspiele." Inhaber und Lizenzträger
war Ferdinand La Roche. Zur Eröffnung sprach der Intendant des Stadttheaters
Bonn folgenden Prolog:
"Nicht
nur einmal in der Geschichte dieser ruhmreichen Stadt ist über diesen Marktplatz
mit seinem Rathaus und der Ehrengarde bürgerlicher Häuser die Feuerlohc des
Krieges niedergegangen. Zu dieser Ehrengarde zählte aber schon im
mittelalterlichen Bonn der Gasthof „Zum Stern", drittnächst gelegen der
bürgerlichen Repräsentation auf diesem Forum in Dreiecksgestalt. Das in diesem
Gasthof der Eroberer dieser guten und schlimm heimgesuchten Stadt im Jahre 1538
einzog -- es war der Kurfürst Gebhard Truchsess von Waldburg - steht in der
Chronik vermerkt.Auch als ein in späteren Kriegen fast untergegangenes Bonn
unter dem Kurfürsten Joseph Clemens zur Behaglichkeit des 18. Jahrhunderts neu
erstand, war das Haus „Zum Stern"seinem Standort treugeblicben, um sich mehrend
um drei benachbarte Häuser und ohne die Giebelfront aufzugeben. "Zum goldenen
Stern" geheißen zu werden. Die Geschichte einer Stadt ist immer eng verknüpft
mit jenen Gasthäusern, die ein der jeweiligen Zeiten entsprechendes Heim für
hohe Gäste gewesen sind. Für Bonn war es der "Goldene Stern", der Könige und
Fürsten unter seinem Dache sah und das Wohlergehen weltlicher und geistiger
Kronträger betreute. Vollends war der Festsaal dieses Hauses dem Adel von
Rheinland und Westfalen eine vertraute Stätte zum Begehen seiner rauschenden
Feierstunden. Es sei die Anekdote nicht unerwähnt gelassen, das,. als man Ende
des 19. Jahrhunderts die schönen Giebelfronten zerstörte und einen nicht gerade
geglückten Renaissancebau errichtete, der westfälische Baron von Romberg die
durch den Neubau entstandene Geldverlegenheit ausnützte und sich vorübergehend
zum Herrn des Hauses machte, um in seiner Tollheit den ihm feindlichen
westfälischen Adel hinausweisen zu können, als derselbe sich zu Fest einfand.
Aber weit rühmlicher ist von diesem Festsaal zu vermelden, der mehr als ein Jahrhundert wahrhaft die gute Stube der Bonner Bürgerschaft war. Es ist zwar nicht verbürgt, aber doch wahrscheinlich, das der junge Beethoven hier gelegentlich musizierte, gewiss ist jedoch, das Franz Liszts Musischer Zauber diesen Raum weihend durchströmte. Ob die wunderschöne Lola Montez, als sie im ."Goldenen Stern" Wohnung genommen hatte, diesem Festsaal auch tänzerisch beglückte, ist ungewiss, wie es auch unerwiesen blieb, ob ihr in diesen Räumen König Ludwig zum ersten Mal begegnete, dessen bayerisches Königreich sie bedenklich erschüttern sollte. Lange bevor aber die Rokokoschönheit dieses Festsaales vom zweiten Weltkriege zerstört wurde, war er allen privaten Veranstaltungen längst entzogen und zu einer Stätte der filmischen Kunst und Unterhaltung geworden. Und nun soll dieser historische Festraum, in der Mühsal schwerer Jahre und unter der Leitung des Architekten Karl Bings neuerstanden in anderer Form, wieder ein Theater der lichttechnischen Möglichkeit sein, die uns in dramatischer Bildfolge zu erschüttern oder zu erheitern vermag. Und dem heiteren Bilde, das eine Komödie entwickelt, sei mit Vorbedacht der Beginn übergeben, denn es ist uns mit der Fähigkeit des Lächelns und des Lachens ein Lebensrecht zumal auf jene Freude verliehen, die unsere Tränen unseliger Sunden diamanten perlen lässt. So verlösche denn das Licht, so umfange uns denn der Mantel der Dunkelheit, damit an dieser neuen Stätte der filmischen Kunst sich der Bildzauber entfalte zu unserer Verzauberung!“ E4817
1954 wurde das Kino vollständig renoviert. Der betont konservative Charakter spiegelte sich im Empire-Stil des Zuschauerraums wieder: Hellbeige getupfte Wandbespannungen, an Stelle eines Paradevorhanges ein hellgoldener Wolkenstore, der nach oben gezogen zwar sichtbar blieb, aber den Blick die metallisierte und auf das Formal von 4 mal 8 m vergrößerte Bildwand freigab, und große, kostbare Kristall-Leuchter vermittelten eine festliche und doch gedämpfte Atmosphäre. Die Loge wurde erhöht, wesentlich vergrößert und mit dunkelrotem Velour verkleidet. Bequeme "Stahlrohrstempel"-Bestuhlung mit rotem Kunstlederbezug lieferte die Westdeutsche Sitzmöbelfabrik Schröder & Henzelmann. Eine Anlage für stereophonischen Vier-Kanal-Magnetton wurde installiert. Mit dem Film "Geld aus der Luft“ auf Breitwand und mit Stereoton wurde das Haus der Öffentlichkeit wieder übergeben. W54362013 wurde das Gebäude, welches das "Filmstudio" beherbergte, verkauft und in diesem Zuge der Pachtvertrag mit Cinestar gekündigt. Ende Mai war der letzte Spieltag, danach wurde der Saal entkernt. Die "Stern-Lichtspiele" bestehen mit jetzt 3 Sälen weiter.
Stern-Lichtspiele 1988 (Quelle: Bundesarchiv) |
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Vielen Dank an Guido Naruhn für die Informationen und
Bilder.