CAPITOL

Dortmund (Nordrhein-Westfalen), Hansastr. 7

eröffnet: 03.10.1929 - 22.12.1949 (Wiedereröffnung) - 21.10.1955 (Bambi)
geschlossen: 1964
Sitzplätze: 1902 (1930) - 1898 (1940) - 1858 (1951) - 1858/553/291 (1956/1962)
Architekt: Jacob Koerfer - Hans Körfer (Studio 1953) - Wenk, Dortmund (Bambi 1955)
Betreiber:
Emelka-Theater AG
Ufa
Deutsche Filmtheater GmbH, Düsseldorf
Ufa
1929-1932
1932-ca.1944
1949-1955
1956-1964
Kinoname: Emelka-Palast
neuer Kinoname: Capitol

    


Das Westfalenhaus wurde 1929 nach Plänen des Architekten Jacob Koerfer errichtet. Mit dem darin integrierten "Emelka-Palast"-Filmpalast entstand 1929 das fünfte Großkino in Dortmund mit einem Fassungsvermögen von nahezu 2000 Sitzplätzen.

Eine strahlend erleuchtete Vorhalle in grauem Marmor mit Werbeflächen empfing den Besucher, der von dort in eine zweite Halle gelangte. Hellblaue wände und silberne Decke sowie blauer Teppichbelag bildeten eine gelungene Farbzusammenstellung. Durch hohe Glastüren führten breite Eingänge in rötlichem Braun gehaltene Foyer. Auch hier war die Decke versilbert und der Boden mit schwerem, blauen Teppich belegt. Die indirekte Beleuchtung in diesen Räumen strömte aus der Decke. Zum Rang gelangte man über breite Treppen, von einem runden Leuchtkörper erhellt und mit versilberten Geländer versehen. Das Rangfoyer zeigte bunte, fein abgetönte Farben.
Der große Theatersaal, der ähnlich wie das Kölner "Capitol" bis zur Decke herauf holzverkleidet war, wirkte warm und beinahe intim. Sämtliche Sessel waren gepolstert. Der Saal hatte Effektbeleuchtung und war mit allen technischen Errungenschaften der damaligen Zeit ausgestattet.
Zur Eröffnung lief der Film "Narkose", auf der Bühne zeigte Rudolf von Laban mit seiner Tanzgruppe seine Kunst. Die musikalische Leitung an diesen Tagen hatte Herr Schmidt-Boelke. Für die Bedienung der Christie-Orgel war Pierson Weber vom "Empire" in London verpflichtet worden. Das Orchester wurde von Waldo Favre geleitet. Ernst Dressler, der technische Leiter des "Emelka"-Konzerns hatte während der Bauzeit die technische Oberleitung. L29241 K29220

1932 übernahm die UFA die Emelka-Filmgesellschaft und nannte das Kino fortan »Capitol«. Der kriegsbedingren Zerstörung des Gebäudes 1944 folgte der Wiederaufbau. Im Dezember 1949 konnte das damals größte Filmtheater Westdeutschlands durch die "Deutsche Filmtheater GmbH" unter Direktor Rupli erneut mit dem Film "Die Reise nach Marrakesch" die Türen öffnen. Die Bühne konnte auch für Theatervorstellungen genutzt werden. Im Vorführraum standen Ernemann VII b-Maschinen. E5004

Ende 1953 wurde mit dem "Studio" ein weiteres Kino im Westfalenhaus eröffnet.
Mit der Eröffnung dieses von der Kölnischen Haus- und Grundstücksverwaltung (Berta Koerfer) nach Entwürfen des Architekten Körfer errichteten Hauses beabsichtigte die Pächterin, die Deutsche Filmtheater GmbH. in erster Linie den anspruchsvollen und avantgardistischen Film dem Dortmunder Publikum nahezubringen. Der neue Saal hatte eine Hochpolsterbestuhlung in grünem Acella. Zwei Ernemann X-Projektionsmaschinen warfen die Filmbilder auf die 9,50 m breite Panorama-Leinwand. Eine Ufa-Spezial-Verstärkeranlage konnte in kürzester Zeit durch einen Vier-Kanal-Verstärker für die Vorführung von CinemaScope-Filmen ersetzt werden. Apart wirkte die aus akustischen Gründen gewölbte Täfelung mit Glaswollunterlage. Die Eröffnung des unter der Leitung des Geschäftsführer K. H. Goertz stehenden Hauses gestaltete sich zu einem gesellschaftlichen Ereignis. In seiner Eröffnungsansprache wies Arno Hauke auf den Zweck und Sinn dieses neuen Theaters hin, das einmal nicht zu Unrecht den Namen "Studio“ tragen sollte.  Das Kino sollte künstlerisch anspruchsvolle Filme in der Art der "Gildetheater" spielen. Eröffnungsfilm war "Hokuspokus". W5349 E5343

1955 eröffnete das gegenüber dem Capitol gelegene "Bambi" seine Pforten. Das neue Haus wurde in einer Bauzeit von knapp viereinhalb Monaten nach Plänen des Dortmunder Architekten Wenk in recht eigenwilliger Art errichtet und fasste 290 Plätze, hochgepolstert in grau - grünem Kunstleder (Bahre, Springe). In gleichen Farben gehalten war die aparte Acella-Bespannung. Neben indirekter Beleuchtung waren die nach Entwürfen von Herrn Gisbier hergestellten Leuchten besonders eindrucksvoll (Kinkelday , Bad Pyrmont). Die 7,50 Meter breite Leinwand, auch für Breitwandfilme eingerichtet, wurde von einem weinroten Vorhang abgeschlossen. Man installierte zwei Ernemann-VII-B- Maschinen mit Zeiss Ikon-Verstärker (Lichtton). Die Klimaanlage lieferte Ruscheway (Düsseldorf). Neuartig war die in den Fußboden eingelassene Sendeschleife, die es ermöglichte, von allen Plätzen aus für Schwerhörige einen einwandfreien Tonempfang zu gewährleisten. Wie Direktor Goertz und Generaldirektor Arno Hauke betonten, sollten im neuen Haus in erster Linie künstlerisch wertvolle Filme gezeigt werden, deren Darbietungen in größeren Theatern nicht rentabel waren. Zur Eröffnung lief Walt Disneys „Wunder der Prärie“. Die Gesamteinnahme des Eröffnungstages floss dem Hilfsfonds der Heimkehrer zu. Es gab zahlreiche Glückwünsche der gesamten Filmindustrie. E5519+64 N5587

Als das »Capitol« in die Brückstraße umzog, folgte ein Boulevard-Theater. Im kleinen Haus residiert heute der Jazz-Club "Domicil".   

Ein Bild vom Saal finden Sie hier.


"Emelka-Palast" 1931 (Bildquelle: Postkarte)

Westfalenhaus mit "Capitol" 1940 (Bildquelle: Postkarte)


Saal 1951 (Bildquelle: Filmecho 52/1951)


Saal des "Bambi" 1955 (Bildquelle: Filmwoche 50/1955)

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Datum der Erstellung/letztes Update: 25.10..2023 - © allekinos.com