CAPITOL |
Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen), Worringerplatz 4
eröffnet: | 24.11.1928 - 06.02.1954 (Wiedereröffnung) |
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geschlossen: | 15.07.1962 - 1969 |
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Sitzplätze: | 1200 (1928/1940) - 1150 (1953) - 1058 (1956) - 981 (1961) |
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Architekt: | Oscar Rosendahl - Artur Gerard (Wiederaufbau 1956) |
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Betreiber: |
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Oscar Rosendahl war
als Architekt für die schwierige Aufgabe zuständig, an einer der
verkehrsreichsten Straßenecken Düsseldorfs bei nur wenigen Metern Straßenfront
eine wirkungsvolle Fassade zu gestalten. Er entschied sich für einfache,
geradlinige Formen und eine wirkungsvolle, weithin sichtbare Lichtreklame auf
dem Dach. Der Eingang wirkte durch seine betont vertikalen Linien breit und
führte unmittelbar in die hell erleuchtete Vorhalle. Schaukästen mit
Glasschiebetüren dienten zur Aufnahme der Photos und sonstiger Außenreklame.
Durch Schwingtüren gelangte man in die Empfangshalle, die Kassen, Verkaufsstände
und Ausstellungsvitrinen enthielt. Die Beleuchtung dieser weiten Halle war
indirekt. Rote, grüne, goldene und silberne Farbtönung verliehen ihr Wärme. An
die Empfangshalle schloss sich das Parkettfoyer an, das die Garderoben für die
Parterrebesucher enthielt. Das Foyer hatte einen riesigen, runden
Beleuchtungskörper unter der Decke und erschien rund. Die Treppe, die von hier
aus zum Balkon führte, zeigte schönn Linien und wurde von nach unten scheinendem
Buntoberlicht und kleinen Wandlaternen beleuchtet. Rosa und Silber waren hier
die vorherrschenden Farben.
Der Theaterraum war von einem Wandelgang umgeben, der mit Vorhängen versehene Eingänge zum Theaterraum aufwies. Das Parkett hatte leichtes Gefälle, von allen Plätzen des Theaters hatte man daher gute Sicht. Der Saal erschien ebenfalls rund und war in warmen Farben gehalten. Die Überleitung von den Wänden zur Kuppel wurde durch eine Brüstung bewirkt, die eine indirekte Beleuchtung enthielt. Eine in der Mitte der Kuppel angebrachte, seitlich ausstrahlende Sonne setzte dem Putz wirkungsvolle Lichter auf. Die große Bühne mit dem breiten Bühnenrahmen zog sofort die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Die Leitung des Theaters, welches mehreren Nordrhein-Westfälischen Kinobetreibern gehörte, lag anfangs bei Herrn Kunde, Orchesterleiter war Dr. Richartz. An der großen Welte-Orgel saß der Freiburger Organist Happel. Zur Eröffnung brachte man den Erfolgsfilm "Die Heilige und ihr Narr". Hauptdarstellerin Lien Dyers war persönlich im Kino anwesend und wurde stürmisch gefeiert. L28285 K281187 1930 drang Paul Jockel - aufgrund seiner Kampfpreise berüchtigter Besitzer der Kölner "Kino für Jedermann" in die Düsseldorfer Theaterlandschaft ein. Jockel startete im "Capitol" mit dem Farbfilm "Cilly" nach wochenlanger Webung. Er reduzierte die Eintrittspreise, der billigste Platz war jetzt für 50 Pfennig zu erwerben. In den ersten 6 Tagen besuchten 30.000 Menschen das "Capitol", auch in der zweiten Woche war das Kino anends ausverkauft. Kurz darauf übernahm Jöckel auch das "N.T. an der Königsallee". Recht schnell verschwand er dann aber auch wieder aus Düsseldorf - zur Freude seiner Konkurrenten. K30251 Schon 1943 entstanden erste Kriegsschäden am Theater. Der Saal blieb unversehrt, das Dach wurde unter Leitung von Architekt Rüttgers notdürftig instandgesetzt, während die Schäden am Vorbau nicht mehr behoben wurden. Im Februar 1944 wurde das Kino dann irreparabel getroffen. Mit Donizettis Oper „Der Liebestrank" öffnete in Düsseldorf das an alter Stelle wiedererrichtete „Capitol-Theater am Worringerplatz" seine Pforten. Das von der Alhambra-Theater Carl Weskamp KG erbaute Rangtheater hatte 1078 Sitze.Düsseldorfs drittgrößtes Lichtspielhaus. Weskamp betrieb in der Rheinmetropole bereits das Albambra-Theater (982 Plätze) und war schon während des zweiten Weltkriegs Partner von FrauWinkels. Für die nächsten zwei: Jahre sollte es jedoch keine Filmaufführung erleben, sondern es diente als Ausweichstätte für die Städtischen Bühnen. Der Düsseldorfer Architekt Artur Gerard stand vor der interessanten Aufgabe, ein Haus zu bauen, das sowohl den festlichen Geist der Oper atmet, als auch den Erfordernissen eines modernen Filmtheaters entspricht. Vom sehr modernen Theaterfoyer mit vorgelagerter Kassenhalle führte eine breite Wendeltreppe zum Rang, der ebenso wie das Parkett mit Hochpolster-Sesseln aus rotem Kunstleder ausgestattet wurde. Der Zuschauerraum hatte die Abmessungen von 22 x 34 m. Die ganz in rotem Velvet gehaltene Bühnenfront mit einem elf Meter breiten Hauptvorhang sowie seitlichen Veloursischais, die zu Beginn der Vorstellung den Umgang vom Parkett geräuschdicht abschlossen, betonten den repräsentativen Charakter. Schneeweiße Seitenwände, zum Teil durch schwarze Leisten unterbrochen, sorgen für Kontrastwirkung. Besonderes Augenmerk verdiente die in wellenförmige Lichtvouten aufgelöste Decke, die von den Kunstwerkstätten Prof. Lauermann KG, Düsseldorf entworfen wurde, sowie die gestäbte Holzfläche der Rangbrüstung. Seinem vorläufigen Zweck entsprechend verfügte das “Capitol” über ein passables Bühnenhaus und einen Orchesterraum für 80 Musiker. N5416 W5408 Von 1953 bis 1956 diente das Haus als Operntheater. Nach Renovierung und Einbau der technischen Anlagen öffnete das Kino am 2. August 1956 mit dem Film "Kirschen in Nachbars Garten" erneut seine Tore, dieses Mal als Lichtspieltheater. Die technische Ausrüstung bestand aus Philips FP 6-Projektoren, Vierkanal-Magnetton-Anlage und einer 15 x 7 m großen CinemaScope-Bildwand. Inhaber des 1100 Sitzplätze fassenden Lichtspieltheaters ist die Carl Weskamp KG., die bereits das Albambra-Theater (982 Plätze) in der Rheinmetropole betreibt. Das “Capitol”-Theater war zu diesem Zeitpunkt das drittgrößte Lichtspielhaus der Landeshauptstadt. N5650 B5632 E5664 Wegen des allgemeinen Besucherschwundes stellte man 1962 den Kinobetrieb ein und baute das Haus erneut zum Theater um. In den letzten Jahren versuchte es Karl Weskamp mit zweigleisigem Programm und spielte auch wieder Filme - vorwiegend Actionkost, doch 1969 schloss das Haus endgültig. Die Räumlichkeiten bestehen bis heute. Zwischenzeitlich erfolgte eine Nutzung als Baumarkt. Heute wird das ehemalige Kino als Projektionsfläche für Kunstveranstaltungen unter dem Namen "Botschaft" genutzt. Der Saal wird über einen gebogenen Foyergang erreicht und ist insbesondere durch die originale Decken- und Seitensäulenkonstruktion als ehemaliger Kinosaal gut erkennbar. Quelle u.a: „Vom Tanzsaal zum Filmtheater - Eine Kinogeschichte Düsseldorfs”, Sabine Lenk, herausgegeben vom Filmforum - Freundeskreis des Filmmuseums Düsseldorf e. V., Droste Verlag |
Zwei Saalaufnahmen aus den 50er-Jahren (Bildquelle: Der Neue Film 50/1956) |
Saal 1956 (Bildquelle: Filmwoche 28/1956) |