LICHTSPIELE

Emden (Niedersachsen) , Am Bollwerk 15

eröffnet: 1913 / 1952 Neubau
geschlossen: Ende der 70er Jahre
Sitzplätze: 280 (1912) - 250 (1920) - 630 (1940) - 610 (1952)
Architekt:  
Betreiber: Jentsch                        1912
Jentsch  & Zwickert

Die Küstenstadt Emden wurde wie die Küstenstadt Wilhelmshaven im Krieg schwer zerstört: Am 6. September 1944 erlebte die Stadt den schwersten Luftangriff: Innerhalb von nur 18 Minuten fielen etwa 1.600 Sprengbomben und 14.000 Brandbomben. Insgesamt wurden in Emden etwa 78 % des Wohnungsbestandes sowie alle Kinos zerstört. Das älteste von ihnen waren die „Lichtspiele“ am Bollwerk. Sie wurden 1913 mit etwa 250 Plätzen eröffnet und von W. Jentsch und W. Zwickert betrieben.

Um das Bedürfnis der Emder Bevölkerung nach Unterhaltung und Ablenkung in den schweren Kriegsjahren befriedigen zu können, wurden in Emden, genauso wie in Wilhelmshaven auch, Ausweichkinos eröffnet. Die Filmvorführungen fanden nun im Saal der Gaststätte „Sternburg“ an der Auricher Straße, dem Saal der Gaststätte „Mundt“ an der Wolthuser Landstraße (heute Wolthuser Straße) und im Casino der Emder Kaserne statt. Das Ausweichkino in der Gaststätte „Sternburg“ unter dem Namen „Lichtspiele“ mit 250 Plätzen gehörte der Familie Jentsch – vermutlich dieselbe Familie, der auch die inzwischen zerstörten „Lichtspiele“ gehörten. Der Betrieb der Ausweichkinos „Lichtspiele“ und „Die Kurbel“ wurde gegen Ende der 40er- oder zu Beginn der 50er-Jahre eingestellt.

Das erste nach dem 2. Weltkrieg neu gebaute Kino waren die „Lichtspiele“, die vorher als Ausweichkino in der Gaststätte Sternburg spielten. Etwa 1952 entstand an der Bollwerkstraße 5 der Kinozweckbau von Luise Jentsch mit 610 Plätzen, 1957 erfolgte der Einbau der breiteren CinemaScope-Leinwand. Hier fanden auch Filmpremieren statt.

Wann genau die „Lichtspiele“ geschlossen wurden, ließ sich leider nicht feststellen. Es ist aber davon auszugehen, dass sie bis etwa 1977 noch in Betrieb waren. Dieses Kino der Geschwister Jentsch spielte laut Angaben des Filmtheateradressbuches 1966 ein Familien-Programm, dass dem des „Apollos“ sehr ähnlich gewesen sein wird.

Der Grund wird neben den gesunkenen Besucherzahlen in der geplanten Neubebauung des Grundstücks gelegen haben. Im gleichen Jahr wurde das Kino abgerissen und durch einen Neubau mit Parkhaus und Ladenflächen ersetzt, in die der Supermarkt „Comet“ einzog. Dadurch lassen sich hier keine Spuren mehr finden.

Quellennachweis:

Die Informationen zu den Kinos stammen aus meiner Diplomarbeit "Die Kinoentwicklung in der Region Oldenburg / Ostfriesland zwischen 1945 und 2004". Hier finden Sie auch die genauen Angaben zu den von mir verwendeten Quellen. (Auf genauere Fußnoten verzichte ich hier aus organisatorischen & zeitlichen Gründen.) Als Forschungsgrundlage dienten alte Filmtheater-Adressbücher und Interviews mit den (ehemaligen) Betreiberinnen und Betreibern.

Vielen Dank an Stefan Bents für die Gestaltung der Seite

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