LICHTBURG |
Essen (Nordrhein-Westfalen), Kettwiger Str. 36
eröffnet: | 18.10. 1928 |
geschlossen: | in Betrieb |
Sitzplätze: | 2000 (1930) 1952 (1940) - 1664 (1952) - 1332/81 (1997) - 1250/150 (2009) |
Architekt: | Heidtkamp & Bucerius (1928), Bode, Bucerius & Börnke (Wiederaufbau 1950) |
Betreiber: | Rex-Film, Samson & Meister 1928 Karl Wolffsohn 1931-1933 Ufa 1934-1943 Menz & Jaek GmbH 1950-um2000 Essener Filmkunsttheater GmbH seit ca.2000 |
Das Kino wurde 1928 auf dem Grundstück des früheren "Alten Museums" eröffnet. Die Kassen waren mit modernsten "National"-Billetdruckern ausgestattet.Im Moment des Bedarfs stellten die Kassiererinnen bis zu fünf Karten mit zwei Hebeldrucken her. Die elektrische Signalanlage – die erste in Europa – gestattete es, schon an der Kasse und auf Leuchttafeln genau zu übersehen, wo und welche Sitzplätze frei sind. Jeder einzelne Sitz war an eine Leitung angeschlossen. Sobald alle Sitze einer Reihe besetzt waren, schloss sich der Stromkreis und das Licht am Ende de der Sitzreihe erlosch, was die grellen Taschenlampen überflüssig machte.. Die Signaltafel im Vorraum meldete die Plätze als besetzt.
Die Außenfront des Theaters erstrahlte in blendendem Licht. Außer den Lichtern am Kino selbst erhellte eine am gegenüberliegenden Haus angebrachte Batterie an Scheinwerfern die gesamte Front. Von der in grauem Marmor gehaltenen Kassenhalle, die durch ihre Kürze von dem Gros der damaligen Neubauten abstach, kam man schnell in das geräumige Foyer. Travertin und Spiegel bekleideten die Vierkant-Säulen. Breite Garderoben standen zur Verfügung. Als weltweit erstes Kino hatte die „Lichtburg“ für ihre Gäste eine große Auskunft für Adress-, Kurs- und Treffbücher in Bereitschaft. Alle erdenklichen Besorgungen wurden von dem sprachkundigen Beamten erledigt. Die elegant ausgestattete Halle wirkte durch die schöne Beleuchtung sehr elegant. Breite Flügeltüren öffneten sich zum Parkett – im Hintergrund eine Kette von Logen – davor das durch breite Gänge aufgeteilte Parkett mit durchweg gepolsterten Sitzen. Die Bar war auf bunte Farb- und Lichtwirkung gestellt, mit einer amerikanischen Sodafontäne ausgestattet und mit modernen Mosaikbildern geschmückt. Da der Rang sehr hoch angelegt war, führten weitere Treppen zu einem Umgang, von dem aus man zu den obersten Plätzen gelangte. Hier hatte man gute Sicht auf den Innenraum.
Schlicht in der Aufteilung, von einem glatten, arrondierten Rang durchzogen, leuchtete der Zuschauerraum in den Farben Gelb, Gold und sparsamen Rot. Über ihm wölbte sich die mit 20 Metern größte Kuppel aller deutschen Theaterbauten. Der Bühnenraum war von geschlossenen, aufstrebenden Rippen flankiert. Lamé- und rosa Velourvorhänge verbargen eine komplette, nicht sehr große, aber technisch hervorragend ausgestattete, allein über 63.000 Watt verfügende Bühne mit Rundhorizont, Wolkenapparat usw. Die große Wurlitzer-Orgel und eine Kombination von Effektbeleuchtungen, die man schon eine Lichtorgel nennen konnte, ergänzten einander.
Die Nebenräume waren modern und zweckmäßig. Musikarchiv mit Proberaum, Büros, Bade- und Ruheräume sowie Ateliers für Reklamekünstler ergänzten die Kinoausstattung. Ungewöhnlich für diese Zeit war die Anordnung, das Angestellte kein Trinkgeld nehmen durften.
Erster gezeigter
Film war "Marquis d´Eon", Paul Mania weihte die große Wurlitzer-Orgel ein.
L28252+253 K281172
Schon vor der Wiedereröffnung 1950 wurde 1948 im Vestibül des ehemaligen Großtheaters die "Kleine Lichtburg" mit 155 Sitzen eröffnet.Der temporäre Saal lag zwischen den beiden Treppenaufgängen.Auf dem Einen stand die kleine Vorführkabine, auf dem Anderen die Bühne.Vor der hinteren Treppe war ein Umgang mit einer Sitznische, einer tieferen Einbuchtung für dier Garderobe und einer Vitrine zwischen beiden. Nur die Travertinsäulen der Halle, die als Seitenabschluss der Logenbox genutzt wurden, verrieten noch den Charakter des Orts. Ein gedämpftes Nussbraun des abgeblendeten Velours gaben dem Raum einen warmen Tob. Zur Bühne kurvte die Wand ein, hier war der Velour auf eine Watteschicht aufgesteppt. Die leicht geschwungene Linie wurde von der kleinen, in leichter Wölbung vorspringenden Bühne aufgefangen. Ein Vorhang aus demselben, nunmehr gefalteten Velour bedeckte die weiße Wand. Seitlich der Bühne waren Bronzeschilde aufgehängt, hinter denen Licht quoll, das während der Dias den Raum leicht aufhellte. Die Sessel in burgunderrot waren tief gepolstert, auch die Rückenlehnen hatten ein Polster. Ein braunes Holzpaneel, das die Heizkörper verkleidete,. säumte den Fuß der früher travertinverblendeten Wände. Zum Rotbraun stand die weiße Decke in einem strahlenden Gegensatz. Eine runde Vertiefung, aus der Licht quoll, belebte sie und ein breit vorstoßendes Rundprofil, zugleich Lichtquelle, zierte ihre Ränder. Die Decke war bereits ein Teil des späteren Baus. Auch die faszinierende Eingangshalle, in der für Türen und mitten ins Getriebe wellenbrechergleich hineingestellte Kartenbox ein brillierendes bronzefarbiges Leichtmetall Illoxyd verwendet wurde, blieb später unverändert. Eröffnungsfilm war "Der Engel mit der Posaune". E4909 N4908 W4924 W5014
1950 wurde dann der wiederhergestellte große Saal mit neuartigen Rückschwingstühlen in Betrieb genommen. Erster gezeigter Film war "Wiener Mädeln" von und mit Willi Forst. Der dem Kinokomplex angeschlossene Teeraum wurde von Filmarchitekt Carlos Dudek aus Hamburg gestaltet. E5010
Bilder von 2011
Vielen Dank an Heimatfilm für diese drei Bilder
Bild von 2018 - unglaubliche Kontinuität...
zurück zur Liste Nordrhein-Westfalen
Impressum und Datenschutzerklärung