Frankfurt - Sachsenhausen (Hessen)
, Dreieichstr. 54
eröffnet: |
1920 |
geschlossen: |
in Betrieb |
Sitzplätze: |
197 (1925/1940) - 358 (1958) - 210/90 (2006) |
Architekt: |
Rudolf Sauer (Vergrößerung 1948) |
Betreiber: |
Rudolf Kaiser
1920 Victor Biehler 1921 Paula Rosenthaler 1922 Rudolf Kaiser 1924 geschlossen Ende 20er-1933 Julius
Calm
23.2.1933-mind.1942 L3343 Willy
Lang
mind.1948-1951 Josef
Meisenzahl 1952-
mind. 1967 Dr. Heinz W. Siska 1971 Strandfilm
GmbH 1977-1990 Ufa
1990-ca.2000 Harald
Vogel ca.
2000-2015 Christopher Bausch seit 2016
|
Schon 1920 trug sich
Franz Thomas mit dem Gedanken, im großen Saal der "Harmonie" ein Kino
einzurichten. Ein Bauplan sah 199 Sitzplätze vor. Polizeiliche Kontrollen
registrierten es ab 1920, und 1921 wurde ein Besitzerwechsel beim
Kino-Kommissariat angezeigt: Victor Biehler verkündete im Dezember den Verkauf
seiner "Harmonie-Lichtspiele" an Paula Rosenthaler, welche den Besitz eines
Bestuhlungsplanes nachweisen konnte. (Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden,
Abt. 407, Nr. 421) In den zwanziger Jahren wurde der Lichtspielbetrieb
eingestellt und eine religiöse Sekte nutzte den im ersten Stock gelegenen
Zuschauersaal als Versammlungsraum. Julius Calm und Regierungsbaurat a.D. Georg
Werner richteten in den ehemaligen Harmoniesälen 1933 wiederum ein Kino ein. Von
199 Sitzplätzen aus verfolgte das Publikum am 23. Februar 1933 den
Eröffnungsfilm GRÜN IST DIE HEIDE, der den Höhepunkt des Programms bildete.
"(...) Die festliche Eröffnungsvorstellung war geschickt arrangiert. Es liefen
die UFA-TONWOCHENSCHAU und ein Lehrfilm über Potsdam. Der Schubert-Verein
intonierte dann mit seinem 25 Mann starken Orchester unter Leitung des
Kapellmeisters Gg. Mayer den Nibelungenmarsch von Hoffmann, dem die Ouvertüre
zur 'Zauberflöte' folgte. Der Sachsenhäuser Gesangverein 'Bergquartett' brachte
zwei Lieder zu Gehör." (Film-Kurier, 3. März 1933) 1938 ließ der Betreiber Calm
Fassade und Innenräume (samt Vorführraum) im "Zuge der in Frankfurt zur
Durchführung gekommenen Renovierungen" neu herrichten. (Film-Kurier, 7.
September 1938) "Es ist sehr zu begrüßen, das dieses 'braune' Kino in die Hände
eines bewährten Antifaschisten übergegangen ist", kommentierte die "Frankfurter
Rundschau" vom 8. November 1945 die Neueröffnung der "Harmonie". Als sechstes
Frankfurter Kino der Nachkriegszeit hatte es seinen Betrieb wieder aufgenommen.
Durch einen Umbau im Innenraum - neue Bestuhlung, neue Empore und veränderter
Vorführraum - konnte der Zuschauersaal von 230 auf ca. 400 Plätze aufgestockt
werden, um die gestiegene Nachfrage nach "Zerstreuung" erfüllen zu können.
(Frankfurter Rundschau, 2. Oktober 1948) Frischen Wind brachte ab dem 1. April
1977 die Strandfilm GmbH mit ihrem Stadtteilkino in die zur Porno-Abspielstätte
"Pam" verkommene "Harmonie". Mit dem Auftaktfilm BADLANDS als deutsche
Erstaufführung starteten die Macher ein in den Folgejahren mehrfach
ausgezeichnetes Programm. Preise des Bundes und der Stadt Frankfurt stehen auf
der Erfolgsliste des Hauses. Mitte 1988 wurde ein weiterer Kinosaal, die "Kleine
Harmonie" eröffnet. Auch der große Saal erfuhr Veränderungen: die Kölner
Designergruppe "Pentagon" installierte als Leinwandeinfassung einen bleiernen
Vorhang. 1990 wurde das ehemalige Programmkino, das mehr und mehr
Erstaufführungen spielte, an eine UFA-Tochter abgegeben, die den
Programmkino-Charakter aber beibehielt. Nach Verkauf an die Harald Vogel
Filmtheaterbetriebsgesellschaft mbH wurde das Kino renoviert und präsentiert
sich heute als Erstaufführungskino für Art-House Filme. Quelle:
Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main
Das Kino wurde
1920 eröffnet und hat seine schöne Fassade bis heute erhalten. Im Gegensatz zu
den Ausführungen im Filmmuseum-Text ist in den Kinoadressbüchern stets Rudolf
Kaiser als Betreiber in den Anfangsjahren genaant. Mag sein, daß es sich bei den
anderen Personen um die Eigentümer des Gebäudes handelte.
Bei der Sanierung
1948 wurde ein Rang eingebaut und das Fassungsvermögen damit deutlich
vergrößert. Die Beleuchtungskörper wurden dabei vom Architekten selbst
entworfen. N4905
Nachdem die
Programmierung in den 70ern mehr und mehr Richtung Sex- und Pornofilm ging,
übernahm im Frühjahr 1977 eine Gruppe engagierter Cineasten das Bezirkskino und
änderte das Konzept. Die "Harmonie" wurde zu einem der erfolgreichsten
Programmkinos Deutschlands.
Der jetzige
Betreiber leitet seit 2005 auch das "Cinema" an der
Hauptwache.
Vielen Dank an Andreas Schneider für drei Photos vom Innenraum
Saal 1949 (Bildquelle: Der Neue Film 05/49)
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Update: 24.09.2024 - © allekinos.com