In Anwesenheit der
Filialleiter der in Frankfurt tätigen Verleihgesellschaften und der Film- und
Tagesjournalisten wurde am 4. August 1955 der neuerrichtete „Grand-Palast“ nahe
der Konstabler Wache mit einer Bild- und Tonprobe eröffnet. Dieses einem
Hotelunternehmen angeschlossene Filmtheater des Besitzers David Taic zeigte als
Eröffnungsprogramm auf Breitwand den Film „Drei Männer im Schnee“ vor geladenen
Gästen. Theaterleiter Fr. Steiner begrüßte die Anwesenden, wies auf die
Schwierigkeiten während der Bauarbeiten hin, erläuterte den Unterhaltungszweck
dieses, in der verkehrsreichen Innenstadt gelegenen Filmtheaters und empfahl es
der Gunst der Besucher. Dann sprach Ingenieur Dammeyer von der Firma Philips
Film- und Tontechnik über technische Einzelheiten. Das neue Theater umfasste 900
Sitzplätze. Es wurde von den Architekten Richard und Gertrud Kaiser erbaut, mit
zwei Philips - FP6 - Projektoren, einer „Munsun“ - Belüftungsanlage, einer 5 x
12,5 Meter großen Bildwand hinter einem rot-gelben Vorhang, einer
4-Kanal-Magnetton- Anlage und mit sechs Effektlautsprechern ausgestattet. Die in
Schwarz und Rot gehaltene Bestuhlung wurde durch die Firma Kamphöner, Bielefeld,
geliefert. Die Wände des Zuschauerraumes waren mit gold-gelbem, gefaltetem
Velvet bespannt. Die hellblaue, stufenförmig geschachtelte und zur Bühne hin
sich senkende Decke fügte sich farbharmonisch in das Ganze ein. Kassenraum und
Foyer waren in hellen Farben und moderner Architektur gehalten, sowie mit
insgesamt 11 Schaukästen bestückt. Ein schwarz-goldener und großflächig
verglaster Verkaufsstand für Süßigkeiten bildete den Mittelpunkt der
Eingangshalle, von der eine Treppe in einen tiefer gelegenen Raum führte, der zu
einem weiteren Kino ausgestattet werden sollte. Der „Grand- Palast“ war das
erste von Herrn David Taic betriebene Filmtheater, aus dem - wie Frau Taic sagte
-, man erst einmal lernen wolle, bevor weitere Kinobauten folgen.
Ein
halbes Jahr später wurde dann mit dem "Corso" der zweite Saal im
Souterrain mit dem Film "eröffnet. Das ranglose Kino projezierte mit
Philips FP 6-Maschinen mit 4-Kanal-Steropton und war für alle
Projektionsarten eingestellt. Die Ausstattung - silbergrauer Vorhang,
blaue Wandbespannung, rote Säulen und gelbe Decke - besorgte die Firma
Neles. Die Bestuhlung war hellgelb gepolstert. Hier wurden im
Vorprogramm Kulturfilme gespielt. Bei der Eröffnungsansprache wurden
jedoch auch Bedenken geäußert, das bei mittlerweile 57 Kinositzplätzen
pro 100 Einwohnern die Grenzen der Rentabilität in der Mainmetropole
erreicht sei, was sich bei dem ein Jahr später einsetzenden
Zuschauerschwund dann auch bewahrheiten sollte.Herr Taic kam aber schon
im gleichen Jahr zu dem Entschluss. das das Geschäft wohl doch besser
von Profis geführt werden sollte und übergab die Leitung an Friedrich
Wollenbergs "Hessen-.Film". Aber auch - trotz dem Einbau einer
Wasserorgel mit "tanzenden Fontänen" für 82.000 Mark1957 - war dem Kino
kein langes Leben gegönnt. Schon 10 Jahre nach der Eröffnung wurde der
Spielbetrieb eingestellt. Auch Dessous-Schauen und andere Aktionen
halfen dann nichts mehr. E5705+09 N5609 N5711
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