LICHTSPIELHAUS |
Ginsheim - Gustavsburg (Hessen), Frankfurter Str. 7
eröffnet: | 1920 | |||
geschlossen: | ca.1970 | |||
Sitzplätze: | 180 (1932) - 240 (1950) - 280 (1967) | |||
Architekt: | ||||
Betreiber: |
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Zu diesem Kino hier eine Zuschrift des neuen Besitzers Manfred Treber:
Das Lichtspielhaus Ginsheim geht zurück auf einen Tanzsaal der im Haus von Adam Dauborn betriebenen Gaststätte „Zur deutschen Eiche“. Das Baujahr des Saales selbst ist nicht bekannt, es gibt einige Hinweise auf eine Entstehung um das Jahr 1900, wohl durch den Umbau einer Scheune. Ein unter der Bühne noch vorhandener Rüben- oder Apfelweinkeller deutet darauf hin. Das zugehörige Wohnhaus ist schätzungsweise 150 bis 200 Jahre alt. Nach dem ersten Weltkrieg wurden im Saal durch ein Wanderkino, die Walpurga-Lichtspiele von Hans-Peter Röhricht aus Gustavsburg Filme vorgeführt. Ab 1934 wurde das Kino von Hans Dauborn als festes Kino betrieben, zu diesem Zweck wurde ein Vorführraum als Vogelnest beim Nachbar an der Außenwand angebaut, der Vorführer musste über die Straße und durch den Hof des Nachbars dorthin. Nach dem zweiten Weltkrieg erneut umgebaut und modernisiert, unter anderem wurde der Boden schräg gelegt und ein neuer Vorführraum - in dem zwei Ernemann VIIb werkelten - im Innern errichtet, hielt sich das Kino bis etwa 1970. Nach der Schließung hatte sich ab 1977 für wenige Jahre ein örtliches Möbelhaus im Saal eingemietet, im Nebenraum war eine Fahrschule. Nach Auszug des Möbelhändlers stand der Saal ungenutzt, der Eigentümer hatte kein Interesse an einer anderen Nutzung oder gar dem Abriss. So blieben die Türen verschlossen bis…
Wir das Gebäude 2015 kaufen konnten. Eigentlich sollte der Kinosaal als Lager und Werkstatt genutzt werden und so haben wir die erst einmal die Einbauten des Möbelhauses entfernt. Das waren Wandverkleidungen und Podeste aus Spanplatten, die wir in handliche Stücke gesägt und rausgeschleppt haben, insgesamt ca. 5 Tonnen Holz, Teppiche und Fliesen. Danach präsentierte sich der Kinosaal etwa zur Hälfte im originalen Zustand von 1950, die Leinwand war noch da, der Vorhang inkl. Motor und Zugseilen, die Plakatschaukästen und etwa die Hälfte der ursprünglich 300 Stühle. Das war der Ausschlag zu sagen: Nach fast 50 Jahren öffnen wir der Dorfbevölkerung ihr altes Kino wieder. Der Anlass dazu war schnell gefunden, der bundesweite Tag des offenen Denkmals im September und so sind wir auf die Suche nach Kinotechnik gegangen und wurde ganz in der Nähe fündig. Die bei den Burglichtspielen durch Digitalisierung überflüssigen Projektoren konnten wir übernehmen. Wir haben sie als Schauanlage mittig im Saal aufgebaut, das war unter anderem auch den vorhandenen Objektiven geschuldet und am 11. September 2016 das Lichtspielhaus Ginsheim für einen Tag wieder zum Leben erweckt. Mit Genehmigung des Bundesarchivs flimmerten etwa stündlich Wochenschauen aus den 1960er Jahren über die Leinwand und mit fast 500 Besuchern war es ein riesiger Erfolg.
Der enorme Zuspruch von den Besuchern am Denkmaltag hat uns bewogen, die ursprünglich angedachte Nutzung zu verwerfen und inzwischen haben wir eine Nutzungsgenehmigung für einen Veranstaltungssaal im alten Kino. Geplant sind Kleinkunst, Konzerte, Lesungen Geburtstagsfeiern und ähnliches. Bis dahin ist aber noch ein weiter Weg, immerhin gilt es gleichzeitig den Sanierungsstau von mehr als 40 Jahren behutsam zu beseitigen, ohne den morbiden Charme des Gebäudes zu zerstören. Unter anderem muß das Dach saniert werden, eine Wärmedämmung und eine Heizung eingebaut werden.
In der Zwischenzeit konnten wir aus einem Museumsdepot des Stadtmuseums Rüsselsheim die originalen Projektoren unseres Kinos zurückholen, die dort nach einer regelrechten Odysee gestrandet waren. Kurt Palm hatte die beiden Ernemann VIIb Maschinen nach der Schließung in das von ihm gepachtete Capitol in Bischofsheim mitgenommen. Nach dessen Ende sind die Projektoren bei den Burglichtspielen als Ersatzteilspender gelandet. Dort auch niemals verwendet, dienten die Objekte im Festungsmuseum Rüsselsheim in einer Ausstellung zum Thema Kurt Palm und verschwanden im Magazin des Museums, von wo wir sie in mehreren Transporten nach Ginsheim zurückholen konnten. So sind wir in der glücklichen Lage, unseren Besuchern die originalen Projektoren unseres Kinos zeigen zu können, wenn auch aufgrund des Zustands nur als Schauobjekte. Weitere Ausstellungsstücke von Kinotechnik bereichern das Gebäude, unter anderem hat die komplette 35mm Technik des Bad Schwalbacher Kinos Camera-Bambi mit Phillips-FP56 Projektoren durch die großzügige Unterstützung des dortigen Besitzers Volker Weis bei uns analoges Asyl gefunden. Auch wenn wir derzeit keinen Kinobetrieb machen möchten, sollen die 35mm Projektoren teilweise als Schaustücke betriebsbereit bleiben. Beim nächsten Denkmaltag am 10. September 2017 werden sie erneut zeigen, das 80 Jahre alte Technik noch immer funktioniert.
Das ebenfalls in Ginsheim betriebene Kino Saalbau-Thomas war übrigens nur 50 Meter entfernt von unserem Kino entfernt über die Straße. Betreiber war Heinrich Thomas, heute ist eine Sparkasse darin untergebracht.
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Datum der Erstellung/letztes Update: 07.02.2019