Im November 1949
erhielt auch Hamburg ein Bahnhofskino, welches unmittelbar neben dem
Hauptbahnhof in einer ehemaligen Gepäckabfertigungshalle entstand. Das
"Bali"-Emblem strahlte in großen, schlanken Neonbuchstaben neben dem Eingang des
Hauptbahnhofs. Die hohe Kassenhalle mit ihren durchsichtigen Glaswänden war ein
echter "Hingucker". Das 622 Sitze zählende Theater hatte eine Bühnenfront ohne
Vorhang und Bühnenumrahmung. Der Berliner Maler Kurt Kranz gestaltete sie als
absolute Fläche. Decken, Wände und Türen waren mit schalldämpfenden akustischen
Torfplatten versehen. Die glatte Stirnwand des Theaters kannte weder eine Bühne
noch eine angestrahlte Rampe. Die tragende Decke bestand aus 5cm Beton mit
achtmal durchflochtenem Eisen, darüber Kork. Die Luft wurde stündlich sechsmal
durch eine Klimaanlage gereinigt. Die Beheizung erfolgte durch das Fernheiznetz.
Im Sommer wurde die von zwei Motoren mit zusammen 15 PS angesogene Luft gekühlt
und entsprechend temperiert ins Theater gepumpt. Die Bestuhlung war mit
dunkelbeigefarbenen Cord bezogen. Die letzte Reihe des Theaters war mit
Paarsitzen ausgestattet. Dabei wurde betont, das man bei Buchung eines dieser
Zweiersitze keineswegs einen Trauschein vorlegen musste... Im Vorführraum
arbeiteten zwei AEG-Maschinen mit Beck-Effekt. Eröffnungsfilm war "Die Wildnis
ruft". N5002
W4976 Geplant war, das Kino als Kurzfilmtheater mit
Stundenprogramm zu betreiben. Mangels geeignetem Angebot wurden aber zunächst
abendfüllende Spielfilme gezeigt. Erst
ab 1952 wurde das Haus zum Aktualitätenkino, was durch Namensänderung
auch sichtbar gemacht wurde. Die Wände des Zuschauerraumes waren jetzt
mit blauem Samt bespannt, die indirekt beleuchtete Decke war blau und
hell gewürfelt, und die Sitzplatzzahl wurde von 625 auf 500 verringert,
ein Mittelgang geschaffen. Die Belüftung wurde modernisiert, die
Vorführtechnik blieb die alte. Die Leinwand wurde vergrößert. Dr. Fränk
vom Aki-Frankfurt begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste und meinte,
man müsse sich in Hamburg besonders anstrengen, weil die Hamburger
durch die Vorführungen der Urania verwöhnt seien. Johannes Betzel, der
als „bali"-Inhaber jetzt mit der Aki zusammenarbeitet, plauderte
amüsant über die beiden „bali"-Jahre. Es gab Erfolge mit 3742 Besuchern
an einem Tag und Misserfolge mit nur 400 Besuchern. Dann rollte das
erste Programm des Hamburger Aki ab. Ein zusammengeschnittener
Bildstreifen aus allen vier Wochenschauen, ein Kulturfilm über das
„Vogelparadies am Rande der Großstadt" und ein bunter Zeichentrickfilm.
Das alles für fünfzig Pfennig. Das Kino spielte von 9-24 Uhr! E5229 N5251
Weitere Informationen und
Bilder hier und hier
Einen Artikel über den Kinobetreiber Johannes Betzel finden Sie hier