DIE
BARKE |
Hamburg,
Spitalerstr. 7
eröffnet: | Oktober 1910 - 12.02.1952
(Wiedereröffnung) K10192 |
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geschlossen: | 07.05.1987 |
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Sitzplätze: | 1000 (1918/1925) - 883 (1928/1932) - 866
(1937/1942) - 1081 (1951/1956) - 1118 (1957/1971) - 200/94 (1978) -
193/93 (1984) |
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Architekt: | Max Bach & Fritz Wischer (Wiederaufbau 1951/1952) | ||||
Betreiber: |
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Im Oktober 1910 wurde
das "Barkhof-Theater" im Innenhof des Kontorhauses zwischen Mönckebergstraße 8
und Spitalerstraße 7 eröffnet. Die Fachzeitschrift "Der Kinematograph" fand in
ihrer Ausgabe 198 anerkennende Worte: "Das Barkhof-Theater eine
vornehm eingerichtete Lichtbildbühne großen Stils, deren Darbietungen beinahe
1000 Zuschauern schauern gleichzeitig zugänglich gemacht werden können, ist
eröffnet. Neben dramatischen Szenen ernster und heiterer Art gab es eine sehr
interessante Darstellung der Entwickelungsgeschichte Axolotls und eine durch
ihre Kontraste überaus amüsante Vorführung der launischen Frauenmode in den
letzten 50 Jahren, die bei dem sachverständigen Damenpublikum ebenso viel
Beifall wie verständnisvolle lächelnde Kritik weckte. Insbesondere interessierte
hier das Schlusstableau, das die berüchtigte Reifrockmode von 1859 der heutigen
Tracht gegenüberstellte. Das tragikomische Geschick Piefke als Don Juan rief
starke Heiterkeit hervor, und den Schicksalen der Schmugglertochter Pepita
brachte man ebenso viel Interesse entgegen, wie den Erlebnissen John Stanleys,
des reichen New Yorkers, in den südafrikanischer. Goldfeldern. Alle Bilder sind
von der diskreten Musik wirkungsvoll begleitet. Lauter Beifall folgte jeder
Vorführung; namentlich erkannte man allseitig die greifbare Plastik der Bilder
an". Zum 30. September 1920 wurde das Kino zunächst wegen Ende des Pachtvertrages geschlossen. Am 11. November des Jahres wurde es von Wilhelm Kuntz nach Renovierung als Schauburg neu eröffnet. Das eingeladene Publikum erlebte einen futuristisch gestalteten Kinosaal, dessen Farbenpracht zum Teil erhebend war, teilweise - wie auf beiden Seiten der Bildwand - aber auch etwas übertrieben wirkte. Else Johannsen vom Deutschen Schauspielhaus hielt den Vortrag "Das Lied von der Sonne" von Leo Wulff, dann folgte "Masken", ein Greenbaum-Fünfakter mit Albert Bassermann, der trotz seiner Vorzüge nur kühle Aufnahme fand. Der Singfilm "Rheingold" fand mehr Zuspruch beim Publikum. L2047 Das Kino wurde 1927 zur Zentrale der späteren Schauburg-Kinogruppe, des "Henschel Film- u. Theater-Konzern". 1929 wurde auf Tonfilm umgerüstet..Die "Schauburg" wurde 1943 zerstört. In dreijähriger Arbeit wurde durch die Architekten
Dr.-Ing. Max Bach und Dipl.-Ing. Fritz Wischer der Wiederaufbau des Kinos
geplant. Als Generalunternehmer erhielt im Frühjahr 1951 die Firma Paul Dose den
Auftrag der konstruktiven Durchbildung und Ausführung des Bauvorhabens, in
Zusammenarbeit mit dem Bau-Ingenieur-Büro Hans Warnholz. Im Februar 1952 waren
die Arbeiten vollendet. Das Haus war ein Gemeinschaftsprojekt von dem früheren
"Schauburg"-Betreiber Gustav Schümann, Paul Roman und Hans G. Jentsch, dem
Besitzer des "Sachsenwald-Theaters". Eröffnet wurde mit der "Heidelberger
Romanze". Liselotte Pulver vollzog die „Schiffstaufe". Die 30 m breite Fassade
zeigte über dem Kinoeingang im EG nur schlichte Wohn- oder Bürogeschosse. Über
dem Eingang befand sich ein Vordach mit freistehendem, signifikanten Schriftzug
in Leuchtschrift. Die Innenausstattung stammte von Bühnenbildner Heinz Hoffmann.
Auf blauen Grundton entdeckten die Besucher
die Lichter des Kosmos. Die Decke wurde mit einer großen Sonne und den
Tierkreiszeichen geschmückt. Die Sonne
warf ihre Strahlen durch indirektes Licht über die gesamte Kinokuppel, schnitt
in der Mitte des Parketts die Erdkugel und lies sie - vom Rang aus - vom Mond
genau dort treffen wo nach geographischer Berechnung Hamburg liegt. In den
Filmpausen leuchtete von den Wänden im wechselnden Rhythmus die Sternbilder. Der
blaue Vorhang vor der 35 qm großen Leinwand lies - ebenfalls in
Original-Nachbildung - den Sternhimmel durchscheinen, so das der Zuschauerraum
ein märchenhaftes Ganzes ergab. Die Foyers - von zwei Straßenseiten erreichbar -
waren in Gelb und Blau gehalten und erhielten Luxus-Vitrinen der bekannten
Hamburger Textilhäuser. Das Kino verfügte über Klimaanlage, Kindergarten (!) und
sogar einen Hundezwinger. Die „Barke" war mit Bauer B 12-Maschinen sowie
Siemens-Klangfilm/Groß-Euronor ausgerüstet. Die Bildprojektion umfasste 35 qm.
E5149 W5201+09 N5215
Schon 1957 wurde das Filmtheater ds erste Mal renoviert. Die Wände wurden dekoretiv bespannt und die 15 m breite Leinwand bekam einen prachtvollen Vorhang. Die Bar im Hause, welches "Barkerole" genannt wurde, wurde Anfang der 70er Jahre zu einem zweiten kleinen Kinosaal umgebaut. Aus dem früheren Hauptraum wurden zwei Geschäftslokale. Im März 1976 wurde das Kino im großen Saal geschlossen und ins Untergeschoss verlegt, wo es dann als “Barke” und “Barkerole” in 2 Sälen und mit nur noch 263 Sitzplätzen am 19. November 1976 wieder eröffnet wurde. Der beide Säle bedienende Vorführraum war mit der FP 30 von Kinoton/Philips bestückt. In der "Barkerole" dominierte ein tiefes, mit Grün abgesetztes Gelb, in der "Barke" ein warmes Rorbraun. Es galt ein Einheitspreis von 7 Mark. Eröffnet wurde mit "Elixieren des Teufels" in Anwesenheit des Regisseurs Manfred Purzer und Darsteller Dieter Laser sowie "Oklahoma Crude". E7667 1987 schlossen die Kellerkinos, die natürlich mit dem Glanz der alten "Barke" nichts mehr gemein hatten. Literatur: "Eine Barke auf großer Fahrt" - Volker Reißmann in Hamburger Flimmern 12 (November 2005) |
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Liste Hamburg zurück zur Startseite Datum der Erstellung/letztes Update: 05.12.2021 |