KNOPF´S
LICHTSPIELHAUS |
Hamburg, Spielbudenplatz 19/20
eröffnet: | 20.02.1900 |
||||
geschlossen: | 1975 - ca.1999 (Docks Kino) |
||||
Sitzplätze: | 800/530 (1918) - 1030 (1924) - 1018 (1940) - 1068 (1950) - 1017 (1960) - 1027 (1967) - 400 (1990) - 200 (1996) |
||||
Architekt: | |
||||
Betreiber: |
|
Nachdem
Eberhard Knopf bereits vor 1900 „Eberhard Knopfs Konzert und
Automatenhaus“ am Spielbudenplatz 21 betrieben hatte und Kuriositäten
wie die „Weltwunder Australiens“ und den „größten Mann der Welt“
gezeigt hatte, präsentierte er am 20. Februar 1900 seinem Publikum das
„lebende Laufbild“, mehrere 25-30 Meter lange Kurzfilme. Es hatte
nahebei bereits ein Ladenkino in einem Laden der Firma Kobrow & Co.
bestanden. Knopf erwarb diese Einrichtung, begann längere Filme zu
zeigen – 1902 bereits eine Verfilmung von Robinson Crusoe (625 Meter) –
und eröffnete im September 1906 wegen des zunehmenden Erfolgs in einem
Anbau des alten Knopfs am Spielbudenplatz 19, wo sich das Gebäude bis
heute befindet, ein Filmtheater mit 667 Plätzen. Am 2. November 1910 eröffnete Franz Glowalla nebenan - am Spielbudenplatz 20 - ein weiteres Kinematographentheater in der "Deutschen Reichshalle". Später übernahm Eberhard Knopf das Kino, benannte es in "Deutsches Volkstheater" um und betrieb es parallel neben seinem Lichtspielhaus. 1922 baute er beide Filmtheater um und vergrößerte es zu einem großen Lichtspielhaus mit 1030 Plätzen. 1930 übergab Knopf das Lichtspielhaus an Martha Struckmeyer und zog sich aus dem Kinogeschäft zurück. Das Kino trug weiterhin seinen Namen. Die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs 1943 überstand das Haus überwiegend unbeschadet. Am 27. Juli 1945 war es eines jener 10 Filmtheater, die für die Zivilbevölkerung wiedereröffnet werden durften. 1965/1969 wurde es zum Sexkino „Eros-Cine-Center“ umgebaut und nochmals 1974 von Bruno Koschmider zum "Hollywood-Kino" bzw. Varieté im Nostalgiestil. Bis Anfang der 80er Jahre war dieses Hollywood-Kino in den Telefonbüchern Hamburgs verzeichnet. Dann erfolgte die Umwandlung in „Knopfs Music Hall“, aus der am 14. September 1988 die Diskothek bzw. der Musikclub Docks wurde. Im Docks wurden noch einige Jahre ebenfalls Filme im Docks-Kino gezeigt. Die Reste von Knopfs Kinosaal am Spielbudenplatz 19 stehen heute unter Denkmalschutz. Leopold Wilhelm Georg Eberhard Knopf, geboren 1858 in Wernigerode, soll Kaufmann, Schmiedemeister und Schankwirt gewesen sein. Er starb am 2. Mai 1945 in Bergedorf. Quelle: Kinowiki Zum 50-jährigen Jubiläum veröffentlichte die Fachzeitschrift "Filmwoche" folgenden Artikel: Inmitten aller Kinopaläste der Welt, der
"Marmorhäuser" und "Goldsäle“, steht, heute wie vor 50 Jahren, ein Haus auf der
Reeperbahn, das sich schlicht "Knopfs Lichtspiele“ nennt und eines der ältesten
Kinos der Welt ist. Hier, wo einst Hagenbecks Löwen brüllten, gab Meister Knopf
am 20. Februar anno 1900 dem jüngsten Musenkind des neuen Jahrhunderts, dem
Film, die erste Heimstätte. Kino, "ich bewege mich“, nannte der Sprössling sich
stolz im Hinblick auf seine beweglichen Bilder. Der Volksmund gab ihm den
Spitznamen "Kintopp", wegen seiner kindlichen Unarten. Aber der Kintopp erfreute
sich sogleich allseitiger Beliebtheit Da saßen denn die weiland St. Paulianer in
"Knopfs Theater lebender Photographien“ und sperrten Mund und Nase auf vor
Staunen über die "sensationellen, äußerst dramatischen, höchst anständigen"
Dinge, die sich auf der geheimnisvollen Leinwand taten! Und rangen nach Luft vor
Lachen, Weinen und - Tabaksqualm! Denn die 600 ehrenwerten Gäste hatten für
ihren nach Belieben zu verlängernden Eintrittsbon von 10 bis 30 Pfennig
zusätzlich das Vergnügen, sich an Speis und Trank gütlich zu tun. Viele konnten
sich nicht genug »sattsehen und blieben beharrlich vom frühen Vormittag bis spät
In die Nacht bei "Knopf" sitzen, wo es so gemütlich war und wo man hinging, um
was zu erleben! Z. B. "Die Ankunft des Kaiserpaares in Jaffa" (30 m ),
"Einschiffung auf See“, "Ein Bauernreiten" oder gar die ersten Farbfilme (mit
enormen Langen bis 600 m!) "Raub einer Grafentochter durch Zigeuner" oder eine
"Explosion auf See", bei der man ebenso erschreckt hochfuhr wie bei der "Ankunft
eines Eisenbahnzuges"! "Die Explosion wird gegen Nachnahme von nur 150 rot
koloriert geliefert", hieß es im Begleittext. Dieselbe Explosion bei Nacht war
etwas billiger. Das pp. Publikum hatte selbstverständlich die Wahl. Denn "Wir
tauschen alle nicht gefallende Hirne um, außer vorübergehende Ereignisse" stand
groß und deutlich neben dem Bierausschank zu lesen. Die "vorübergehenden
Ereignisse" wurden an Ort und Stelle in Hamburg gekurbelt und waren noch am
selben Abend bei Knopf zu sehen, unter den schmetternden Klängen der über dem
Toiletteneingang thronenden "Band", die zusammen mit dem feierlich
deklamierenden Erklärer eine überwältigende Geräuschkulisse darstellte. Später
donnerte die erste mechanische Kinoorgel unablässig "Dichter und Bauer" mitten
hinein in das Gefühlsgewitter der ersten Stars der Kino-
Sturm-und-Drang-Periode! Henny Porten. Adele Sandrock, Waldemar Psylander, Asta
Nielsen, Pola Negri, Harry Liedtke, Bruno Kastner und Lya Mara.
Als dann der Weltkrieg kam, verlor der "Kintopp" seinen harmlosen Charakter, wurde in staatliche Propagandafeldzüge eingespannt und sank in der Krise der 20er Jahre herab zum sittenlosen Drama. Gerade jetzt, 1922, war es wieder Eberhard Knopf, der die Entwicklung des Lichtspieltheaters vorantrieb, als er seinen Saal umbaute zum Großkino mit 1100 Plätzen, als erster einen zweiten Vorführapparat beschaffte und pausenlos durchspielte. Damit schuf er dem Film, diesem Zwitterkind von Industrie und Kunst, einen soliden Rahmen, in dem es seine künstlerische Erbmasse freier als bisher entwickeln konnte. 1929 hielt der Tonfilm bei Knopf am Spielbudenplatz seinen Einzug. Nach 30 Jahren, am 20. Februar 1930, lösten Frau Martha Struckmayer und ihr Gatte Herrn Knopf in der Leitung dieser traditionellen Filmbühne ab, die als einziges Reeperbahnkino, wenn auch schwer angeschlagen, die Bombennächte des zweiten Weltkrieges überstand. Wie's so geht im Leben - mit klingenden Namen und glänzenden Fassaden sind die Lichtspielhäuser ihrem Stammvater Knopf über den Kopf gewachsen. Hinter der Leinwand zeugen heute verstaubte Stuckengel von den Tagen, da der Film noch eine sehenswürdige Rarität auf der Reeperbahn war, gleich neben dem Panoptikum. Herr Paul Siefken, seit 35 Jahren Knopfs Chefvorführer, weiß stundenlang davon zu erzählen, was hier nur kurz gefasst werden konnte. Aber am 20. Februar 1950 bekundeten die ältesten Besucher, Johanna Mäscher und Jacob Nodop und viele andere dem blitzblanken Lichtspielhaus an seinem fünfzigsten Geburtstag ihre Treue, die sie nun schon seit 1901 und 1902 halten, Senatsdirektor Lüth und Polizeichef Georges erwiesen ihnen mit ihrem Besuch die Ehre. Den beiderseitigen Dank sprach der Vorsitzende des Versandes Westdeutscher Filmtheater, Wilhelm Kahlert, aus. In seiner kurzen Festrede - begleitet vom Surren der Wochenschaukamera "Welt im Film“ - würdigte Herr Kahlert das Verdienst des ersten Kinobesitzers, der, unabhängig und selbständig, als Praktiker den Forscher ablöste und wahrlich Pionierarbeit für den Film leistete. Damals fehlte allerdings der hemmende Einfluss der Vergnügungssteuer, dennoch hatte das Publikum sein Vergnügen! Heute, da der Staat sich den Film längst als ergiebigen Steuerzahler zunutze gemacht hat, steht nur zu hoffen, das insbesondere der Staat Hamburg sich darauf besinnt, das der Film ihm fleißig die Kassen füllen half und jetzt, wo er ähnlich wie nach dem ersten Weltkrieg von schwerer Not bedroht ist, eher ein Anrecht auf loyale Hilfestellung in Gestalt ermäßigter Steuern hat, als die unumstößliche Pflicht, bis zum Weißbluten erhöhte Steuern zu zahlen! In den| letzten 20 Jahren hatte allein Knopfs Lichtspielhaus 10855125 zahlende Gäste und führte 1 833107 Mark Lustbarkeitssteuern ab. Schon 1921 gab es übrigens einen Kinostreik gegen diese Steuer, vier Wochen lang sogar! Der Erfolg war wünschenswert vorbildlich: Die Steuern wurden wieder von 30 Prozent auf 8 Prozent herabgesetzt Heute dagegen, da die Lustbarkeitssteuer den damaligen Höchststand noch überschreitet, spricht man. wenn überhaupt, von einer nur geringfügigen Steuersenkung! Damals wie heute aber will das Publikum, das selber hohe Steuern zahlen muss, nicht auf seinen Film verzichten. Der Staat, der diese Steuern einnimmt, kann nicht auf den Film verzichten! Ein Prolog von Alfred Merwick leitete zum Programm teil über. Werner Malbraiv “Leckerbissen“ kam sinngemäß der geburtstagsüblichen Stunde der Erinnerung entgegen. W5010 Über das Gebäude gibt es einen Wikipedia-Eintrag.einen Wrtikel lesen Sie hier. Ein weiteres Bild hier, Bilder und Informationen hier und hier. Ein Foto von 1974 hier. |
zurück zur
Liste Hamburg zurück zur Startseite Datum der Erstellung/letztes Update: 01.01.2024 - © allekinos.com |