WATERLOO

Hamburg, Dammtorstr. 14

eröffnet: 1905
geschlossen: 31.03.1974
Sitzplätze: 450 (1918) - 425 (1925) - 900 (1928) - 864 (1940) - 1032 (1949) - 905 (1956/1962) - 893 (1970)
Architekt: Max Bach (Neubau 1927)
Betreiber:
Schamper
James Henschel
Wilhelm Krugmann
E. Bloom
Manfred Hirschel
Waterloo-Theater GmbH, Gf: Manfred Hirschel, Dr. Otto H. Bauer
Waterloo-Theater GmbH, Gf: Frau Klara Esslen und Heinz B. Heisig
Waterloo-GmbH, Gf: Franz Holzke
Klara Esslen u. Heinz B. Heisig
MGM
Cinerama
        -1908
1908-1918
1919-1920
1921
1921-1931
1932-1933
1933-mind.1942
1949
1950-1956
1956-1973
1973-1974
Kinoname: Waterloo-Theater








neuer Kinoname: MGM Waterloo



In der Dammtorstraße 14 befand sich von 1850-1905 das Waterloo-Hotel, welches über einen Tanzsaal verfügte. Bereits 1905 eröffnete dort mit dem Cinérma Waterloo eines der ersten festen Kinos der Stadt Hamburg. Es verfügte über 450 Plätze und war bis 1909 in Betrieb. Das ehemalige Hotel selbst soll 1905 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt worden sein.

Am 30. Oktober 1909 eröffnete das Waterloo-Theater im Innenhof, wo ein neuer Saal im Rokoko-Stil errichtet worden war. Zur Eröffnung gab es u. a. die Filme „Die Rollschuhbahn“, „Agra, die berühmte Affenstadt in Bengalen“ und „Nero oder Der Brand von Rom“. Das Kinotheater wurde von James Henschel betrieben, der das Vorgängerkino 1908 übernahm. Zur Eröffnung berichtete die Fachzeitschrift "Der Kinematograph" in Ihrer Ausgabe 153:
Wir haben schon in einer der vorigen Nummern über die Errichtung des neuen Kinematographen-Theaters „Waterloo-Theater" berichtet. Es wird unsere Leser interessieren, etwas Näheres über diesen Prachtbau zu erfahren. Dem Hamburger Stadt-Theater gegenüber ist in der Dammtorstraße ein Unternehmen gegründet worden, das sich aus der Menge der hier am Platz bestehenden Kinematographen-Theater schon durch sein Äußeres als ein besonders vornehmes Theater dieser Art kennzeichnet. Mit den aller-modernsten Mitteln ausgestattet, wird es bald zu einem Lieblingsaufenthalt der vornehmen Gesellschaft Hamburgs werden. Der Innenraum des Theaters ist in Rokoko gehalten, für das Auge angenehm abgetönt, die Stühle sind gleich denen eines Theaters gebaut. Sehr wirksam ist die dezente, von tüchtigen Künstlern ausgeführte Musik, die nicht nur in den kleinen Pausen das Publikum angenehm unterhält, sondern während der ganzen Vorführungen zu hören ist. Als vor einigen Tagen die Eröffnung stattfand, harrten Hunderte von Menschen des Einlasses. Gleich zu Eröffnung des Abends wartete man mit einer Glanznummer auf: die Rollschuhbahn. Diese Bilder der Veranschaulichung des gegenwärtig modernen Sportes fanden allgemein lebhaftesten Beifall. Recht amüsant war das Bild: Automatisches Hotel, das uns in ein Zukunftshotel versetzt, wo keine Bedienung mehr nötig ist — desto höher aber die Rechnung ausfällt. Auch die bunten Bilder der berühmten Bengalenstadt Agra mit ihren Affendressuren und dem Leben der dortigen Bevölkerung sind geschmackvoll ausgeführt, Auch das historische Bild: Der Brand von Rom, weckte das Interesse für diese alte Römerstadt und seine geschichtliche Vergangenheit. Von den besonders gelungenen Tonbildern seien die von Caruso, Scotti, Slezack, Fr. Ottilie Metzger, Otto Reutter und Robert Steidl noch hervorgehoben.  

1921 ging die Leitung an den Kinokonzern Manfred Hirschel. 1927 erfolgte durch den Architekten Max Bach ein Neubau des Saales im Innenhof mit 900 Plätzen, der am 11. Dezember 1927 mit dem Film „Der Meister von Nürnberg“ eröffnet wurde. Der neue Saal verfügte über ca. 500 Plätze im Parkett und 400 im Rang. Am 8. Januar 1930 lief mit "The singing Fool" der erste amerikanische Tonfilm im Waterloo. Hirschel hatte sich beim Umbau stark verschuldet und verkaufte deshalb seine Anteile am Kino. Danach war er nur noch Angestellter und emigrierte wegen seiner jüdischen Herkunft schließlich 1936 nach Argentinien. Interessante Details über das Leben von Hirschel finden Sie hier: Von gerichtlichen Auseinandersetzungen der Nachkriegszeit erfahren Sie hier. Bis November 1940 wurde eine Vielzahl ausländischer Filme gezeigt, dann wurde dies jedoch untersagt. Im Juli 1943 wurde der Kinosaal durch eine Bombe getroffen und brannte aus. Innerhalb weniger Monate konnte der Saal hergerichtet werden und 1944 wieder öffnen. Ab 20. September 1945 durfte das Waterloo als eins der ersten Filmtheater wieder Filme für die Öffentlichkeit zeigen, bis dahin war es von britischen Soldaten beschlagnahmt.

Am 19. Oktober 1945 wurde die "Große Freiheit Nr. 7" im Waterloo erstmals in Hamburg aufgeführt. Das war zwar nicht die Erstaufführung, die hatte in Prag stattgefunden, und auch nicht die Deutschlandpremiere, die fand in Berlin statt, aber dennoch für Hamburg ein großes Ereignis. Das „Waterloo“ hatte schnell eine Sonderstellung: Es fungierte als das offizielle Erstaufführungstheater für die gesamte Britische Zone. Betreiber Heinz B. Heisig engagierte sich sehr in der Filmpolitik, in den Etagen über dem Kino befanden sich bald viele Firmen der Filmbranche: „Wirtschaftsverband der Filmtheater e.V.“, „Film-Echo“, „Branchenorgan für die Filmwirtschaft der britischen Zone“ sowie Verleih- und Produktionsfirmen.

1955 wurde das Haus renoviert. Im Saal stand jetzt modernes, lindgrünes Gestühl. Die Wände erhielten eine mattgelbe Bespannung, die geschwungene Decke indirekte Beleuchtung. Die Bühne wurde von einem weitausadenden, weinroten Vorhang abgeschlossen. Gleichzeitig wurde die technische Ausrüstung auf den neuesten Stand gebracht (FH 99-Projektoren). Mit dem Film "Liebe ohne Illusionen" ging der Spielbetrieb weiter.  N5571

1956 übernahm die Metro-Goldwyn-Meyer das Haus und setzte ihm ein MGM im Namen davor. Hierzu schrieb die Fachzeitschrift Der Neue Film in Ihrer Ausgabe 80/1956:
Als erstes MGM-Theater in der Bundesrepublik (elf weitere werden noch folgen), wurde in Hamburg das Waterloo in der Dammtorstraße umgestaltet und neu eröffnet. Äußerlich erhielt das Haus das in Amerika übliche dreieckige Vordach, so daß die Außenfront bereits aus weiter Ferne sichtbar ist. Das Foyer erfuhr durch den Architekten Hans Christoph Rübcke eine großzügige Erweiterung. Die moderne Kasse wurde in Straßennähe verlegt. Es wurden Sitzecken eingebaut, neue Vitrinen für die Schaumannsarbeit und eine zweite Garderobenablage für die Rangbesucher geschaffen. Im Vorführungsraum stehen zwei neue FH 99-Projektoren der Firma Frieseke & Höpfner, Erlangen. Telefunken lieferte die Cinevox MS-Tonanlage für 4 mal 100 Watt und zwei neue Gleichrichter (Fabrikat Schrieber) mit einer Leistung von je 110 Ampere. Das Theater wurde außerdem mit einem Perspecta Stereophonischen Integrator ausgestattet, die Bildwand für CinemaScope- und Breitwand-Verfahren eingerichtet. Erwähnenswert ist außerdem eine neue, supermoderne Belüftungs-Anlage. Zum Kundendienst des Waterloo-Theaters gehört eine Telefonanlage für die Besucher, eine besondere Schulung des Personals, besondere Abonnementskarten, die es ermöglichen, das jeder Gast stets seinen Stammplatz bekommt, ständige kostenlose Programmverteilung, Ausstellungen im Foyer und ein MGM-Geburtstagsclub für Kinder. Alles in allem: ein Haus, in dem den Besuchern alle Annehmlichkeiten geboten werden.
Das Kino wurde mit „Die zarte Falle" in einer Festvorstellung in Anwesenheit von Senatsvertretern eröffnet. E5683
Nach Umbauten erhielt die Fassade einen leuchtenden Neon-Schriftzug. 1973 gab MGM den Spielbetrieb auf und die Cinerama-Filmgesellschaft übernahm das Kino. Zum 31. März 1974 wurde der Kinobetrieb ganz eingestellt und der Kinosaal zurückgebaut. Im Oberschoss zogen Büros ein, im Erdgeschoss Ladengeschäfte. Das Haus heißt seitdem nur noch "Dammtor-Haus".
Quelle u.a: Kinowiki



Außenfront 1947 (Bildquelle: Die Neue Filmwoche 6/1947)

Außenfront 1947 (Bildquelle: Die Neue Filmwoche 34/1947)

Saal 1955 (Bildquelle: Filmecho 48/1955)
historische Aufnahmen finden Sie auch hier.

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Datum der Erstellung/letztes Update: 03.11.2023- © allekinos.com