WATERLOO |
Hamburg,
Dammtorstr. 14
eröffnet: | 1905 |
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geschlossen: | 31.03.1974 |
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Sitzplätze: | 450 (1918) - 425 (1925) - 900 (1928)
- 864 (1940) - 1032 (1949) - 905 (1956/1962) - 893 (1970) |
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Architekt: | Max Bach (Neubau 1927) | ||||
Betreiber: |
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Am 30. Oktober 1909 eröffnete das
Waterloo-Theater im Innenhof, wo ein neuer Saal im Rokoko-Stil
errichtet worden war. Zur Eröffnung gab es u. a. die Filme „Die
Rollschuhbahn“, „Agra, die berühmte Affenstadt in Bengalen“ und „Nero
oder Der Brand von Rom“. Das Kinotheater wurde von James Henschel
betrieben, der das Vorgängerkino 1908 übernahm. Zur Eröffnung
berichtete die Fachzeitschrift "Der Kinematograph" in Ihrer Ausgabe 153:
Wir haben schon in einer der vorigen Nummern über
die Errichtung des neuen Kinematographen-Theaters „Waterloo-Theater"
berichtet. Es wird unsere Leser interessieren, etwas Näheres über
diesen Prachtbau zu erfahren. Dem Hamburger Stadt-Theater gegenüber ist
in der Dammtorstraße ein Unternehmen gegründet worden, das sich aus der
Menge der hier am Platz bestehenden Kinematographen-Theater schon durch
sein Äußeres als ein besonders vornehmes Theater dieser Art
kennzeichnet. Mit den aller-modernsten Mitteln ausgestattet, wird es
bald zu einem Lieblingsaufenthalt der vornehmen Gesellschaft Hamburgs
werden. Der Innenraum des Theaters ist in Rokoko gehalten, für das Auge
angenehm abgetönt, die Stühle sind gleich denen eines Theaters gebaut.
Sehr wirksam ist die dezente, von tüchtigen Künstlern ausgeführte
Musik, die nicht nur in den kleinen Pausen das Publikum angenehm
unterhält, sondern während der ganzen Vorführungen zu hören ist. Als
vor einigen Tagen die Eröffnung stattfand, harrten Hunderte von
Menschen des Einlasses. Gleich zu Eröffnung des Abends wartete man mit
einer Glanznummer auf: die Rollschuhbahn. Diese Bilder der
Veranschaulichung des gegenwärtig modernen Sportes fanden allgemein
lebhaftesten Beifall. Recht amüsant war das Bild: Automatisches Hotel,
das uns in ein Zukunftshotel versetzt, wo keine Bedienung mehr nötig
ist — desto höher aber die Rechnung ausfällt. Auch die bunten Bilder
der berühmten Bengalenstadt Agra mit ihren Affendressuren und dem Leben
der dortigen Bevölkerung sind geschmackvoll ausgeführt, Auch das
historische Bild: Der Brand von Rom, weckte das Interesse für diese
alte Römerstadt und seine geschichtliche Vergangenheit. Von den
besonders gelungenen Tonbildern seien die von Caruso, Scotti, Slezack,
Fr. Ottilie Metzger, Otto Reutter und Robert Steidl noch hervorgehoben.
1921 ging die Leitung an den Kinokonzern Manfred Hirschel. 1927 erfolgte durch den Architekten Max Bach ein Neubau des Saales im Innenhof mit 900 Plätzen, der am 11. Dezember 1927 mit dem Film „Der Meister von Nürnberg“ eröffnet wurde. Der neue Saal verfügte über ca. 500 Plätze im Parkett und 400 im Rang. Am 8. Januar 1930 lief mit "The singing Fool" der erste amerikanische Tonfilm im Waterloo. Hirschel hatte sich beim Umbau stark verschuldet und verkaufte deshalb seine Anteile am Kino. Danach war er nur noch Angestellter und emigrierte wegen seiner jüdischen Herkunft schließlich 1936 nach Argentinien. Interessante Details über das Leben von Hirschel finden Sie hier: Von gerichtlichen Auseinandersetzungen der Nachkriegszeit erfahren Sie hier. Bis November 1940 wurde eine Vielzahl ausländischer Filme gezeigt, dann wurde dies jedoch untersagt. Im Juli 1943 wurde der Kinosaal durch eine Bombe getroffen und brannte aus. Innerhalb weniger Monate konnte der Saal hergerichtet werden und 1944 wieder öffnen. Ab 20. September 1945 durfte das Waterloo als eins der ersten Filmtheater wieder Filme für die Öffentlichkeit zeigen, bis dahin war es von britischen Soldaten beschlagnahmt.
Am 19. Oktober 1945 wurde die "Große Freiheit Nr. 7" im Waterloo erstmals in Hamburg aufgeführt. Das war zwar nicht die Erstaufführung, die hatte in Prag stattgefunden, und auch nicht die Deutschlandpremiere, die fand in Berlin statt, aber dennoch für Hamburg ein großes Ereignis. Das „Waterloo“ hatte schnell eine Sonderstellung: Es fungierte als das offizielle Erstaufführungstheater für die gesamte Britische Zone. Betreiber Heinz B. Heisig engagierte sich sehr in der Filmpolitik, in den Etagen über dem Kino befanden sich bald viele Firmen der Filmbranche: „Wirtschaftsverband der Filmtheater e.V.“, „Film-Echo“, „Branchenorgan für die Filmwirtschaft der britischen Zone“ sowie Verleih- und Produktionsfirmen.Außenfront 1947 (Bildquelle: Die Neue Filmwoche 6/1947) |
Außenfront 1947 (Bildquelle: Die Neue Filmwoche 34/1947) |
Saal 1955 (Bildquelle: Filmecho 48/1955) |