HAMBURG Schauburg am Millerntor

Am Millerntor entstand 1927 Hamburgs erster Großkino-Neubau. Schöpfer des Projektes und Erbauer war der Kaufmann Hermann Urich -Sass, Hamburg. Seiner Initiative, die in dem Ideenreichtum des Architekten Carl Wienand wertvolle Unterstützung fand, war die Durchführung des Planes in seinen großen und imposanten Ausmaßen zu verdanken. Das schwierigste Problem war die Eingliederung des Hauses in die weiträumige Ecke am Millerntor, mit dem dahinter liegenden "Trichter“- Gebäude. Zwanglos in streng moderner, aber schlichter Linienführung fügten sich die Steinmassen in die Umgebung ein. Man hatte auf jeden phrasenhaften architektonischen Putz verzichtet, sein künstlerisches Heil vielmehr in sinngemäßer Gliederung und Staffelung des Ganzen gesucht. Genau so ist man im Innern verfahren, so das sich kein störendes Vielerlei in Ein¬drücken, im Gegenteil wohltuende harmonische Einheit zwischen außen und innen ergibt.
selbstverständlich war das neue Haus mit allen nur denkbaren technischen Errungenschaften versehen: es hat seine eigene Lichtstation, seine eigenen Wärme- und Kühlanlagen, die modernsten ventilatorischen Einrichtungen (so war z. B. im Zuschauerraum die Ventilation unsichtbar in die Deckenkanten und die Profilierungen an der Rangbrüstung eingebaut). tief gelegtes Orchester, amphitheatralisch gestaffelte Sitzreihen, breite Foyers. Alle Plätze, die teuersten wie die billigsten, waren gleich komfortabel gepolstert. Die Außenfront des neuen Großkinos wurde von nicht weniger als 90 000 Kerzen bestrahlt; im Innern sorgen 70 000 Kerzen für Licht und festliche Stimmung. Das Licht floss aus den Kanten und Linien heraus, tropfte gleichsam in Tausenden von magischen Wellen nach außen.
Das dort neu erbaute Kino öffnete im Februar 1927 zum ersten Male geladenen Gästen seine Pforten. Im Vestibül empfing der freundliche Bauherr Hans Urich -Saß und seine Geschäftsführer. Rechts die Wendeltreppe führte hinauf zu den Garderoben. Leise Musik, von Orgeltönen begleitet, klang bereits aus dem Theatersaal, ein Weihemarsch, der gleich die wunderbare Musik des Saales voll zur Geltung brachte. Im Anschluss hieran sprach das. Ehrenmitglied des Deutschen Schauspielhauses, Carl Wagner , Worte von Erich Kühne. In der Eckloge rechts saßen Asta Nielsen, Rudolf Meinert und andere Vertreter der Filmwelt. Hans Möller, bekannter Ansager und Humorist, leitete in humorvollen Worten zur Vorführung über. Zunächst lief eine gute gelungene Aufnahme einer Rundfahrt durch Hamburg, zum Teil im Flugzeug, im Auto und auf einem Hafendampfer aufgenommen. Dann folgte der ergreifende Film "Laster der Menschheit". L27043+49