TITANIA |
Hamburg, Süderstr. 73/77
eröffnet: | 1928 |
geschlossen: | 1943 |
Sitzplätze: | 1451 (1930) - 833 (1937) - 943 (1941) |
Architekt: | Georg Koyen (Markthalle 1924) - Gabler (Umbau 1934) |
Betreiber: | Urich-Saß/
Streit /
Henschel
1928-1933 Kinoname: Schauburg Romahn & Schümann 1924-1936 Kurt Busching und Lilly Kruse, spätere Schmidt 1937-1941 neuer Kinoname: Titania |
Das 1928 als vierte "Schauburg" eröffnete Kino war
ein gefeierter Umbau einer 1924 errichteten Markthalle des
Architekten Georg Koyen. Die Schlußstein legung unternahm der älteste
Mann Hammerbrooks, der 94jährige Johann Heinrich Schwornibeck, der
neben der Ehrenkarte auf Lebenszeit noch ein Ehrengeschenk von 500 Mark
erhielt.
Besonderen Wert legte man auf die Lichtreklamemöglichkeiten der
Vorderfront. Es handelte sich um die wohl
effektvollste Lichtfassade der 1920er Jahre. Horizontale
Lichtbänder über drei Geschosse und zwei noch höhere
Lichtsäulen, die die riesige Plakatwand flankieren.Die signifikante
Kinofassade erstreckte sich über mehrere
Geschosse. Es handelte sich um einen reinen Kinobau ohne zusätzliche
Nutzung. Der Saalbaukörper war von der Straße aus nicht
sichtbar. Der charakteristische Namenszug schmückt in
Leuchtbuchstaben die Fassade. Gut gelöst war das Problem der
Sitzplatzsteigerung. Das Eröffnungsprogramm war vielgestaltig. Im
Hauptprogramm erschien der United Artists-Film "Der rote Sturm".
Hamburg hatte jetzt seine vierte "Schauburg", die fünfte folgte schon
wenige Monate später in Wandsbeck. K281160
Einige Kommentare aus der Presse zum Kino: "Luxuriöser Zweckmäßigkeitsbau. Der Raum, der jetzt in zarten, aber leuchtenden Tönen aus gelb, gold und hellrot strahlt, pastellgrüne Decke, Kinoorgel nach amerikanischem Vorbild (Ostalyd-Orgel)."
Quelle u.a: Filmmuseum Hamburg
Nachdem 2 Wochen lang in der ehemaligen "Schauburg Hammerbrook" Tag und Nacht Mauerkelle, Hammer und Malerpinsel das Regiment geführt hatten, wurde am Ostersamstag nachmittag das Theater als "Titania-Palast" wiedereröffnet. Das früher 1500 Plätze fasende Haus wurde durch Verkürzung des Ranges auf 940 Plätze verkleinert; denn es hat sich - abgesehen von wenigen Ausnahmen - im Laufe der letzten Jahre herausgestellt, daß der Hauptteil der Besucher das kleinere Theater dem großen, oft nur zum Teil besetzten Haus vorzieht. Der einzeln eintretende Besucher hat in den meisten Fällen eine Abneigung gegen den großen, hohltönenden Raum mit den vielen leeren Sitzreihen, er verzichtet lieber auf die große Platzauswahl und quetscht sich in einem kleinen, volleren Theater auf den letzten freien Platz einer vollbesetzten Reihe.
Die neuen Inhaber des Theaters, die Herren Busching, Kruse und Hüppop, drei bekannte Hamburger Theaterbesitzer, haben es verstanden, diesem Wunsche gerade der Hammerbrooker Arbeiterbevölkerung Rechnung zu tragen. Es ist ein Filmtheater entstanden, das bei aller modernen baulicher und technischer Einrichtung den Charakter des Volkstheatermäßigen bewahrt. Die durch den Umbau entstandene Rangvorhalle ist in verschiedenen Tönungen gelb gehalten, der Zuschauerraum ebenfalls gelb bis braun getönt. Silberfarbene Decken- und Seitenabsätze und lange Lichtsäulen an den Seitenwänden geben dem Raum Behaglichkeit. Durch die Höherverlegung des Seitenparketts um drei Stufen wurde dem Raum das Gefühl der allzu großen Breite genommen. Braunes, bequemes Holzgestühl, 1,5 m hohe Wandvertäfelung aus graugebeiztem Holz und dunkelrote Kokosläufer vervollstängigen die Einrichtung des Zuschauerraums.
Der etwa 5 Meter vorverlegte Vorführungsraum wurde durch Ingenieur Week mit 2 Bauer-Standard-Maschinen mit Klangfilm-Europa-1-Apparatur ausgestattet. Um einen guten Ton zu erzielen, wurden die baulichen Umänderungen nach Plänen des Rgierungsbaumeisters Gabler vollzogen, wozu auch die Belegung der Wände mit Torfotekt unterhalb der Wandbespannung gehört.
Die Eröffnungsvorstellung leitete der Vortragskünstler Walter Schneider durch eine Begrüßungsansprache ein, in der er sagte, das dieses neue Theater nicht nur ein gut Teil Arbeitsbeschaffung darstelle, sondern das es auch Freudebeschaffung sein möge für die Bevölkerung.
Quelle: Filmkurier 82/1934
Ein Interview mit den Henschel-Nachkommen lesen Sie hier. Ein Foto der "Schauburg" finden Sie hier
Datum der Erstellung/letztes Update: 14.08.2021