U.T. -
PALAST |
Hamm (Nordrhein-Westfalen), Bahnhofstr. 2
eröffnet: | 11.09.1930 |
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geschlossen: | ca. 1944 |
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Sitzplätze: | 1152 (1930) - 1147 (1940) |
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Architekt: | Georg Falk, Köln & Max Faßhausen, Berlin
(Ufa) |
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Betreiber: |
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Vor einem großen
Kreis geladener Gäste eröffnete das neue Filmtheater der Ufa, der "Ufa-Palast"
in Hamm i. Westfalen, das rund 1200 Personen fasste und dank seiner technischen
Vervollkommnung als das damals modernste Tonfilmtheater Deutschlands galt, mit
einer Festvorstellung im September 1930. Das Kino befand sich in den oberen drei
Geschossen eines Neubaus. Der Gesamtbau war in Eisenbeton und Stahl ausgeführt.
Der Besucher trat durch drei riesige Doppeltüren in ein architektonisch sachlich gestaltetes Theater, dessen geräumige Kassenhalle und zweigeteilter Treppenaufgänge in Marmor, Bronze und Blattgold gehalten waren. Die teppichbelegte Marmortreppe führte in das ebenso geräumige Parkettfoyer, das Garderobe, Verkaufstand und Austellungsvitrinen aufnahm. Von ihm gelangte man durch zwei Umgänge in das Parkett des Theaters. Zum Rangfoyer mit eigener Garderobe führte eine breite, teppichbelegte Holztreppe. Der Rang war freitragend ohne Stützen in Stahlbeton konstruiert und ladete etwa acht Meter aus. Ein weiterer Zugang zu ihm befand sich i m dritten Geschoss, das auch die Räume des Theaterbüros enthielt. Ein Fahrtstuhl verband außerdem die Kassenhalle mit sämtlichen Obergeschossen. Im vierten Stock fand der außerordentlich große Vorführraum Platz. In ihm befanden sich je zwei Projektoren für Ton- und Stummfilm sowie die Lichtorgel-Aufstellung. Gleich neben ihm befand sich ein besonderer Raum für Scheinwerfer (auch im Rang waren zwei eingebaut) und der Werbeprojektor. Im Parkett fanden fast 800, im Rang 400 Menschen (incl. 75 Logensitze) Platz. Die Wände waren im Theaterraum mit samtfarbigen, in den Vorräumen mit rotem Samtstoff bespannt, aus gleichem Material die an den Fenstern. Das gesamte Holzwerk war in echtem, kaukasischen Nussbaum ausgeführt. Die Gänge und Treppen waren mit rotem Teppich ausgelegt. Der Saal hatte indirekte Beleuchtung in drei Farben, die über die Lichtorgel beliebig variiert werden konnten. 5000 Glühbirnen speisten das Theater mit Licht, davon 3200 im Zuschauerraum. Die Bestuhlung war einheitlich - Klappstühle mit rotem Samtbezug. Nur in den Logen standen rotgepolsterte Einzelsessel. Der vorderste Platz war 6 Meter von der Leinwand entfernt. Auf die Akustik legte der Architekt nach nunmehr schon vorhandener Tonfilmerfahrung besonderes Augenmerk. Das ganze Bühnenportal war mit einer Holzverkleidung versehen, die als Resonanzboden arbeitete und den Tonfilm sowie die Klänge der Welte-Orgel eindrucksvoll unterstützte. Die Bühnenanlage wurde nach modernsten Gesichtspunkten ausgelegt und mit Lichteffekten versehen, so das sie auch für Bühnenschauen geeignet war. Die Bühnenöffnung betrug 14 x 6 m, die Leinwand hatte Ausmaße von 4,5 x 6 m. Die 6 Lautsprecher waren hinter der Tonfilmwand angebracht. Eine Umgestaltung oder Vergrößerung der Bildwand für die damals schon diskutierte Vision des Breitfilms oder plastischen Films war schon vorgesehen. Der Tonsteuerer hatte in der obersten Reihe des Rangs seinen Platz. Der der Bühne vorgelagerte Orchesterraum konnte bis zu 30 Musiker fassen. Das Bühnenhas beherbergte noch mehrere Solisten- und Arbeitsräume. Die Leitung des Hauses übernahm Fred Spier, der schon Erfahrungen in den "Ufa"-Theatern in Frankfurt, München und Mainz gesammelt hatte. Zur Eröffnung gab ein ausgewähltes Programm: Orgelvorträge des Organisten Gustav Bosch, “Ufaton”-Kultur- und Kurzfilm, eine ausgezeichnete Bühnenscbau, die "Ufaton-Woche" sowie „Hokuspokus" fesselten über drei Stunden, nachdem der Leiter des neuen Theaters, Herr Fred Spier, Begrüßungsworte an die Gäste gerichtet hatte. Der Saal hatte eine Bühne von 6 x 12 m. L30217 K30214 Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude stark beschädigt und danach als Kaufhalle wieder ausgebaut. Bilder des Kinos sehen Sie hier, hier und hier. Einen Artikel lesen Sie hier. |
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Nordrhein-Westfalen zurück zur Startseite Datum der Erstellung/letztes Update: 30.03.2021 |