CAPITOL & LUXOR

Hanau (Hessen), Steinheimer Str. 24

eröffnet: 1955
geschlossen: zwischen 1971 und 1977
Sitzplätze: 650 (1955/1971)
Architekt: René Hescher, Frankfurt & Clormann, Hanau
Betreiber:
Fritz Ebner
1955-mind.1971



Selbst wir in Frankfurt könnten neidisch werden. wenn wir Hanau» neues Lichtspieltheater sehen" - so sagte der Geschäftsführer des WdF Hessen. G. Zimmermann, als er sich mit einer kurzen Ansprache an die Gaste wandte, die zur Eröffnung der „Capitol- Lichtspiele" in der Steinheimer Straße erschienen waren. Unter den Anwesenden, die der Hausherr Fritz Ebner willkommen heißen ließ, befanden sich Bürgermeister Dr. Krause, die Stadtrate und die Vertreter der Behörden und der Wirtschaft.
Dieses Lichtspieltheater hatte eine glückliche Proportion des Saales- Mit seinen 650 Plätzen und der großen Breite wirkte außerordentlich großzügig. Dieser Eindruck wurde vertieft durch die übrige Gestaltung des Raumes, die der Frankfurter Architekt René Hescher, nachdem Architekt Clormann (Hanau) den Grundriß ausgearbeitet hatte, mit klarer Linienführung und nobler Farbgebung ausführte. Der Bühnenrahmen war  in einer ebenso zweckmäßigen wie aparten Lyraform, die gepolsterten Wände mit Acella bespannt An der Decke befestigte man Atex-Platten. Die Leinwand maß in der Höhe 5.40 Meter und in der Breite ganze 12,80 Meter, so das bei ClnemaScope-Filmen eine imponierende Bildwirkung erzielt wurde Aber selbst das normale Formal überraschte durch seine große Bildfläche, die in der Breite immerhin noch sieben Meter betrug. Modernste Vorführgeräte garantieren eine brillante Bildqualität. Ganz neu für Hanau aber war die Tonwiedergabe, ein sogenanntes 4-Kanal- Stereo-Magnettonsystem, das mit Insgesamt 18 Lautsprechern - über den ganzen Saal verteilt - ein "plastische» Hören" ermöglichte. Bei Dialogszenen. wie sie der Hauptfilm brachte, wurden in der ersten Vorstellung die Effekte allerdings etwa» zu üppig verwendet. und wirkten  nicht ,ehr überzeugend. Die war allerdings eine Entwicklungsaufgabe der Produktion und hatte mit der Technik der Lichtspieltheater nichts zu tun.
Da» großzügig ausgestattete Lichtspieltheater wurde mit dem  CincmaScope-Film „Désirée" eröffnet, der bei den Gästen der Eröffnungsfeier starken Beifall auslöste.  W5527 N5545 E5524

Ende der 1950er-Jahre wurden in verschiedenen größeren Städten der Bundesrepublik und In West-Berlin sogenannte "Kombitheater" eingerichtet, die entweder, wie a. B. der "UFA-Palast am Zoo", schon bei der Planung des Neubaus zwei in einem Haus vereinigte Theater enthielten oder auch nachträglich durch entsprechenden Umbau zu Kombitheatern gestaltet wurden. Anlagen dieser Art entstanden in Duisburg ("Europa-Palast" und "Filmstudio"), in Wolfsburg ("Imperial" und "Bambi"). in München ("Royal-Palast" und "Royal-Theater"). in Mainz ("Residenz" und "Prinzeß") und in Nürtingen. wo In den "ABC-Lichtspielen" sogar drei Theater in einem Haus zusammengefasst waren. Die Hauptgründe für solche Planungen bestanden darin, das verschiedene Räume, wie z. B. das Foyer und die Kassenhalle für beide Theater gemeinsam benutzt werden können, das - da die Anfangszeiten der Vorstellungen in beiden Theatern verschieden gelegt werden konnten - an Personal gespart werden konnte und das die abgeschlossenen Filme besser ausgenutzt werden konnten. Hierzu kommt, das bei geschickter baulicher Planung der Raum in Bezug auf Höhe und Breite des Zuschauerraumes und der Bildwand gut ausgenutzt werden konnte, wie es z. B. im "UFA-Palast am Zoo" in Berlin geschah. und daß sich dabei eine günstige Anordnung für die Vorführräume und dementsprechend günstige Projektionsverhältnisse. d. h. Horizontalprojektion, erzielen liesen.
Daß Planungen dieser Art nicht auf Großstädte und Großtheater beschränkt bleiben mussten, zeigte ein Kombitheater, das vor kurzem In Hanau eröffnet wurde. Hier hatte Fritz Ebner das im Zentrum der Stadt gelegene "Capitol" durch den Bau des neuen ."Luxor-Theaters" zu einem Kombitheater erweitert und damit einen Filmtheaterbetricb geschaffen, der in mehrfacher Hinsicht als vorbildlich für ein solches Unternehmen In einer Stadt mittlerer Größe sehen kann. Da» zeigt schon die nach modernen Richtlinien gestaltete wirkungsvolle Außenfront. Das neugestaltete Foyer dient zugleich dem schon bisher bestehenden "Capitol" und dem neuen, im ersten Stock des Hauses liegenden "Luxor" und wirkte in seiner neuzeitlichen Form und der geschickten Anordnung der Werbemittel einladend auf den Besucher. Die architektonische Bearbeitung und Gestaltung erfolgte durch die Firma Clormann & Neiss, Hanau.
Die Wände des Zuschauerraumes im neuen "Luxor" waren mit Plastikfolie in fünf verschiedenen Farben bespannt. die mit dem silberfarbenen Satinvorhang abgestimmt waren und auch mit den 310 Hochpolster-Stahlrohrstühlen gut harmonierten. Die Bühnenöffnung hatte eine Breite von 13 Metern; die Bildwandbreite betrug für Normalfilmvorführung 6.15 m. für CinemaScope-Wiedergabe 10 m. Die Projektion erfolgte auf PlastikmateriaL Als Zuschauerraumbeleuchtung dienten indirekt wirkende Beleuchtungskörper.
Im Vorführraum standen Ernemann IX-Maschinen mit Xenosollampen und einer Klangfilm - Lichtton - Apparatur ausstattete. Als Stromquelle dienten Schrieber-Gleichrichter mit Zusatzeinrichtungen für Xenonbetrieb. Die Zuschauerraumbeleuchtung, der Gong, die Verstärker und Gleichrichter wurden ferngesteuert bedient. Eine induktive Schwerhörigenanlage, die den Hörbehinderten das Hören der Tondarbietungen auf allen Sitzplätzen mit Hilfe von Hörgeräten mit "Kinospule" ermöglicht, war ebenfalls vorgesehen.  E5969

Das genaue Schließungsdatum konnte ich nicht ermitteln.


Ansicht 1959 (Bildquelle: Filmecho 69/1959)

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Datum der Erstellung/letztes Update: 27.04.2025 - © allekinos.com