SCHAUBURG |
Hannover - Linden (Niedersachsen),
Limmerstr. 31
eröffnet: | 1917 - 23.12.1949 (Wiedereröffnung) |
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geschlossen: | 1968 |
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Sitzplätze: | 700 (1930) - 1000 (1931) - 1042 (1948) - |
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Architekt: | Bellike & Gehrgkens (Umbau 1930) - Lichtenhahn-Klüppelberg (Umbau 1955) | ||||
Betreiber: |
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Die "Schauburg" wurde 1916 in
damals noch selbstständigen Linden, mitten in einem dichtbevölkerten Arbeiterviertel,
in einem Tanzsaal eingerichtet. Bis 1930 -
vor der Erweiterung in diesem Jahr - wurde sie Kino-Palast genannt.
Beim Umbau blieb vom alten „Kino-Palast“ bis auf eine
Grundmauer nichts mehr übrig. Der Zuschauerraum war auf 1000 Plätze gebracht,
die Bühne war auch für Schaunummern ausgebaut. Be- und Entlüftung war auf
modernstem Wege geregelt. Im Vorführungsraum standen zwei Ernemann III-Maschinen
(Zeiß Ikon). Für Tonfilm war eine Kinoton-Apparatur, Type 40 (Nadelton)
eingebaut; das Lichtton-Gerät wurde später angefügt. Für den fachmännischen
Weitblick der Bauherren Erich Scharnofskc und Kuno Engelke sprach es, das auf
Einbau modernster technischer Einrichtungen größter Wert gelegt wurde. Der
Umstellung auf Kinoton ging eine kurze Ansprache des Herrn Stoppler vorauf, der
als Repräsentant der Firma deren beste Wünsche zu diesem Tag überbrachte. Als
Ehrengäste wohnten der Festvorstellung die Vertreter der Behörden aus Staat und
Kommune, die Presse sowie viele prominente Theaterbesitzer und Verleiher des
norddeutschen Bezirkes bei. Der Ufa-Tonfilm "Der Liebeswalzer“ wurde begeistert
aufgenommen. Die Wiedergabe auf Kinoton, Klangfülle und Klangreinheit fanden
uneingeschränkte Anerkennung. K30216 L30117 Bereits im Dezember 1948 konnte das Kino wieder
eröffnen. Zuvor wurde ab 19. September eine Stahlkonstruktion auf die erhalten
gebliebenen Außenmauern des Gebäudes errichtet. In nur 13 Wochen war der
Wiederaufbau beendet. Der damals 80.000 Einwohner zählende Stadtteil Linden
hatte zuvor mit dem "Capitol", das aber von Donnerstags bis Samstags den
Besatzungssoldaten zur Verfügung stand, kein Bezirks-Erstaufführungstheater zu
bieten. Die Limmerstraße, an der das Kino lag, war nach der Ausbombung des
Zentrums zur führenden Geschäftsstraße der Stadt geworden.
Auf Beschluss des Stadtbauamtes musste Betreiber Engelke ein Giebeldach errichten, was die Baukosten nach oben drückte. Beim Betreten des Theaters wurde die Aufmerksamkeit des Besuchers auf die hell erleuchteten Schaukästen gelenkt. Der Kassenraum war vom Eingang und vom Foyer durch je eine Glastür getrennt, so das keine Außenluft ins Foyer gelangen konnte. Im Foyer, das schlicht in Beige gehalten war, konnte der Besucher eine große Glasvitrine bestaunen, in der eine Textilfirma ihre Waren ausstellte. Der Kinoraum selbst, in dem sich alle Plätze im Parterre befanden, fasste 1042 Besucher. Die Wände waren in tiefem Weinrot, die Logen Beige gehalten. Die Decke bestand aus hellgemusterten Akustikplatten. Der hellblaue Vorhang hob sich gut von hellrosa und beige gehaltenen Umrahmung der Leinwand ab. Die Beleuchtung bestand an der Bühne aus Neonlampen, während an den Seitenwänden Wandarme mit Glühlampen angebracht waren. Ein leichtes Gefälle des Bodens sorgte dafür, das die Zuschauer in den Holz-Klappsitzen gute Sicht hatten. Die während der Luftangriffe originalverpackt im Keller gelagerte Tonanlage konnte jetzt ihrem Zweck zugeführt werden. Das Kino wurde mit dem britischen Film "Dein ist mein Herz" eröffnet. Der Film hatte in 13 Tagen 25.000 Zuschauer. Erlief in Hannoverischer Erstaufführung. Da in der Innenstadt fast alle Kinos ausgebombt waren, konnte man in den ersten Jahren des Öfteren auch als Bezirkskino Erstaufführungen spielen. Die Eintrittspreise waren von 1,25 DM bis 1,90 DM gestaffelt. Als Geschäftsführer war Herr Vogt tätig, der zuvor schon im "Atrium" Erfahrung gesammelt hatte. 1952 konnte nach umfangreicher Umgestaltung der Vorräume und Einbau einer Klimaanlage nach kurzer Pause wieder mit den Vorführungen begonnen werden. Die Kassenhalle war jetzt grau-blau gehalten und das helle lichte Foyer wurde mit Leuchtröhren ausgestattet. W52021955 wurde das Haus von der Architektengemeinschaft Lichtenhahn-Klüppelberg erneut umgebaut und modernisiert. Der Zuschauerraum erhielt durch Verbreiterung des Bühnenhauses und architektonische Wandaufgliederung ein ganz neues Gesicht. Er erhielt auch eine lachsrote Wandverkleidung, verstreute Pilzleuchten und bizarr geformte Neonschlangen an den Seitenwänden. Die neue, 10,40 m breite „Ideal II"-Bildwand wurde von einem grauen Velour-Vorhang verdeckt. Das Kino konnte jetzt CinemaScope-Filme zeigen. N5508+94 1968 schloss die "Schauburg" für immer. Danach wurde das Gebäude viele Jahre vom Möbelhaus Sonnemann genutzt. Später wurde das Haus umgebaut und eine Zwischendecke in den Saal eingezogen. In diesen Räumen befindet sich mit 9 Seminarräumen heute der Bildungsverein. Im Erdgeschoss befindet sich ein Schnäppchenmarkt. |