THEATER
AM THILENPLATZ |
Hannover
(Niedersachsen), Thielenplatz 2
eröffnet: | 15.10.1953 | ||||
geschlossen: | Dezember 2003 |
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Sitzplätze: | 560 (1956/1960) - 545 (1961/1978) - 399/199/70/35/31 (1980) - 286/100/68/35/31 (1994) |
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Architekt: | Dieter Oesterlen (1953) - Konrad Beckmann, Düsseldorf, (Umbau 1979) | ||||
Betreiber: |
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Ein Juwel unter den
Filmtheatern Hannovers war laut der Fachpresse das eröffnete "Filmstudio“ am
Thielenplatz, das im Herbst 1953 in Gegenwart vieler prominenter
Persönlichkeiten aus der Filmwirtschaft und der Politik, darunter
Ministerpräsident Kopf, mit "Vom Winde verweht“ feierlich eröffnet wurde. Der
Kinosaal lag im Untergeschoss des in den oberen Etagen als Hotel genutzten
Gebäudes. Prof. Dieter Oesterlen, der Schöpfer dieses Theaters, hatte aus der
Not (enge Grenzen des Bauplatzes) eine Tugend gemacht und das ganze Haus auf das
Spiel mit dem Licht eingestellt. Schon von der weithin sichtbaren Neon-Fassade
schwang eine im Raum frei schwebende Neonschlange durch die mit gebrochenen
Juraplatten verkleidete Vorhalle und begleitet die abwärts führende runde Treppe
in das 2,75 m tiefer liegende, hell gehaltene und geschmackvoll eingerichtete
Foyer. Die Wände des Treppenhauses lagen hinter leuchtendem Glas. Flutlicht
hinter grauen Pallisaden hob die engen Grenzen des Zuschauerraums auf, der 560
Besucher fasste. Drei weitere l.ichtphasen, indirektes Licht an der Deckenvoute
und oberhalb der Stützen aus Glasmosaik sowie die gediegenen Wandleuchten lösten
weitere wirkungsvolle Beleuchtungseffekte aus. Originell war die Bildwand
konstruiert, die ohne Vorhang und Bühne aus zwei Klappflächen bestand und auf
jeden Bildausschnitt verbreitet werden konnte. Die Sessel waren mit Schaumgummi
gepolstert und mit Acella bespannt. Die technische Einrichtung bestand aus 2
Ernemann X-Maschinen und einer Verstärkeranlage nach dem Ufa-Baukastensystem,
Schwerhörigenanlage und einer modernen Entlüftungseinrichtung. Ufa-Vorstand Arno
Hauk.betonte in seiner Eröffnungsansprache, das im neuen „Filmstudio“ das
literarisch interessierte Publikum angesprochen werden sollte, das Programm
werde daher aus avantgardistischen Filmen bestehen. Bauherr war der Pädagoge F.
Buhmann, schon seit langem den Film als erzieherische Arbeit einbezogen hatte.
Vormittags diente das Haus schulischen Zwecken, nachmittags öffnete es für das
Publikum.
E5343 N5385 Betreiber war die Ufa Theater AG aus Düsseldorf, die es bis mindestens 2001 als Arthouse-Kino betrieb. Seit 1979 hatte das Haus vier Säle (Filmstudio, alpha, beta, gamma), 1980 kam ein fünfter (delta) hinzu. Der Komplex fungierte nun auch unter dem Namen "Ufa-Kinocenter". Das 545-Piatz-Theater mit seinen ausgedehnten Garderoben-Räumen wie dem ebenso weiträumigen Foyer- und Verwaltungsbereich bot sich nach der Philosophie von Ufa-Chef Riesch zur Aufteilung in mehrere Kinos an. Architekt Konrad Beckmann nutzte die Chance und schuf vier neue Spielstätten, die sich in ihrer Ausstattung bis auf den im ganzen Haus verlegten rot-schwarzen Teppichboden stark unterscheiden. Die orangefarbenen Holzwände des Vorraums zu ebener Erde passten gut zu dem Fußbodenbelag.Die Kasse war "zugänglicher“ geworden und diente auch als Süßwarenstand. Die neben der ins Souterrain führenden, elegant geschwungenen Treppe installierte Mosaik-Säule erhielt bunte Lämpchen. Das Foyer blieb erhalten. Der Farbton war violett. Angrenzend wart die technische Einrichtung in zwei Vorführräumen für die Theater „alpha“, „beta“ und „gamma“ untergebracht. Die Zeiss-Ikon-Maschinen mit Xenon 850 W waren mit Ernowind-Teller und IREM-Gleichrichter ausgerüstet, „alpha“ und ,.beta" waren bei größerer Nachfrage mit einer Kopie gleichzeitig zu bespielen. Die Projektion wurde gespiegelt. „alpha“ bot 100 Besuchern auf roten Polstersesseln bequem Platz. An der Wand geht eine geometrisch stilisierte, grün-gelbe Kulisse in den blauen Deckenhimmel mit weißen Wolken über. Der grüne Vorhang passte sich dieser Farbgebung an. Die Beleuchtung erfolgte durch Spots. „beta“ hatte 70 Polstersessel des gleichen Musters. Der Raum ist mit dem vom Vorhang überlaufenden Violett auf eine in Rot bis zum hellen Beige übergehende Ornament-Wand auf farblichen Gegensatz konzipiert. Unter der Decke waren Kabelbündel angebracht, die sich verjüngen und mit winzigen Lämpchen bestückt wurden. „gamma“ war mit 30 dunkelroten Samt-Sesseln zu diesem Zeitpunkt das kleinste Kino der Bundesrepublik Deutschland. Eine Seitenwand war orange gehalten, auf der anderen befand sich eine durch Spots angestrahlte Bilderwand (Chaplin, Jackie Coogan, Liza Minnelli). Das „Filmstudio“ wurde geteilt und blieb mit 300 Plätzen in seinem Äußeren erhalten. Die neue Rückwand und die Beleuchtungskörper wurden angepasst. Die neue Polsterbestuhlung hat violette Tönung. Im Vorführraum standen Ernemann 35/16-Maschinen für die Vorführung von 35-mm- und 16-mm-Filmen, Jupiter 80 Gleichrichter und Ernowind-Filmlelter. Das ganze Haus wurde mit einer neuen Be- und Entlüftungsanlage ausgerüstet. Hausherr Ludwig M. Teschauer eröffnete wenig später unter diesem Dach ein fünftes Kino mit 36 Plätzen und dem Namen „delta“ und verfügte dann mit dem UFA- Kröpcke-Center über 10 Häuser.Heinz Riech hob bei seiner Begrüßung hervor, das im neuen hannoverschen Kinocenter am Thielenplatz ambitionierte, künstlerische Filme gezeigt werden sollen. E7930 Laut dem Internetforum "Filmvorführer.de" schloss das Kino 2003 und eine Diskothek zog in die Räumlichkeiten ein. Andere Quellen nennen 2001 oder 2002 als Schließungsdatum. Nach Umbauten am Hotel befindet sich ein Restaurant im ehemaligen Kinosaal. |
vollbesetzter Saal zur Eröffnung 1953 (Bildquelle: Filmecho 44/1953) Eine Außenaufnahme von ca. 1983 sehen sie hier. Ein Foto der Treppe zum Foyer hier. |
Nächtliche Ansicht in der Eröffnungswoche (Bildquelle: Postkarte) |
Saal weniger voll besetzt 1953 (Bildquelle: Der Neue Film 85/1953) |
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