WITTEKIND - LICHTSPIELE |
Herford (Nordrhein-Westfalen), Höckerstr. 5
eröffnet: | 25.02.1913 |
geschlossen: | Oktober 2001 |
Sitzplätze: | 400 (1913) - 690 (1920) - 800 (1940) - 598/94 (1980) - 346/130/55 (1997) |
Architekt: | |
Betreiber: | Familie
Salfeld
1913-1935 Franz Maack 1935-1944 Maack & Saalfeld 1948-1967 Hedwig Maack 1967-mind.1971 Wittekind-FTB GmbH mind.1978-1987 Peter Reiff, Berlin 1987-1990 FTB Höckerstraße, Hamburg 1990-1995 Herforfer FT Betriebs GmbH, Minden 1995-1997 Bietevogel GmbH 1998-2001 |
Hier war ab 1872 der Standort einer Schokoladenfabrik der jüdischen Familie Weinberg (die erste wirklich große und modern arbeitende Süßwaren- und Schokoladenfabrik Herfords). Die Fabrik wurde später in die Werrestraße verlegt.
Aus der Fabrik in der Höckerstraße entstand durch
Umbauarbeiten 1913das Kino "Wittekind" der Familie Salfeld.
Als Eröffnungskapelle wurde das Orchester des Herrn Berninghaus
engagiert.
1927 wurde das Kino auf 900 Plätze ausgebaut. Die Besitzer, Ernst August und Lieselotte Salfeld, galten als Juden – bis sie den Gegenbeweis antreten konnten. Sie hatten gemeinsamen eine kranke Tochter und einen Sohn. Herr Salfeld hatte u.a. die Täter des ersten Synagogenbrandes gemeldet. Salfelds nahmen während der NS-Zeit einen ungarischen Film namens "Früchtgen" (Früchtchen) ins Programm, in dem die Hauptdarstellerin eine "Rassejüdin" war (Franziska Saal, eigentlich Franziska Silberstein). Dies war für die antisemitisch geprägten Herforder Bürger ein Skandal. Schon nach wenigen Minuten Spielzeit stürmte im März 1934 ein SA-Trupp den Kinosaal. Es kam zu einer solchen Empörung unter den Kinobesuchern, dass diese ihre Eintrittsgelder zurückforderten und das Kino verließen. Der Film musste anschließend abgesetzt werden. Die Kinobetreiber-Familie Salfeld wurde anlässlich dieser Filmaufführung bedroht und gedemütigt. Mit Hilfe eines Herforder Bürgers konnten Herr Salfeld und sein Sohn fliehen. Die Familie musste das Kino aufgeben und verließ Herford.(Am 12. November 1938 wurde ein Erlass des Präsidenten der Reichskulturkammer veröffentlicht, der der jüdischen Bevölkerung den Besuch von Theatern, Kinos, Konzerten und Ausstellungen untersagte.) Danach übernahm Franz Maack die Leitung des Hauses. Quelle u.a: Geschichte der Juden in Herford
Die Familie Salfeld trat auch als Filmverleiher in Erscheinung. L1542
Im November 1944 wurden die "Wittekind-Lichtspiele" zerstört. Vier
Jahre später - am Tag seines 35-jährigen Bestehens - im Jahr 1948,
konnte das Haus , versehen mit den mosernsten Rinrichtungen, wieder
eröffnet werden.
1951 wurde die Passage zum Theater mit schwarzem Marmor verkleidet. Nach dem
Krieg betrieben dann die Familien Maack und Salfeld gemeinsam
ihre Theater. Nach dem Tod von Franz Maack (1967) übernahm seine
Frau Hedwig die Kinos "Filmstudio", "Welt-Lichtspiele"
und "Wittekind" in Herford sowie das
"Universum" in Bünde-Enningloh und die
"Weserlichtspiele" in Vlotho als Alleininhaberin. E6792 N5316
In den letzten 20 Jahren häuften sich die Betreiberwechsel, ehe das Kino 2001 entgöltig seine Pforten schloss.
Vielen Dank an Knut Steenwerth für die Bilder und Informationen
Saal 1953 (Bildquelle: Der Neue Film 16/1953)
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