CENTRAL

Herzberg (Niedersachsen), Hauptstr. 42a

eröffnet: 01.06.1929
geschlossen: in Betrieb
Sitzplätze: 350 (1930) - 370 (1949) - 300 (1958/1967) - 198 (1991)
Architekt:  
Betreiber: Max Hase & Kurt Seidel                    1930                            Kinoname: Kamera
Werner Rzehak,später Liesel Rzehak   mind.1940-1956        
zwischenzeitlich geschlossen                1945-1948                         
Else Bieg                                             1956-1957                  neuer Kinoname: Central                   N5666
Friedrich Sander, Langelsheim             mind.1958-mind.1967
Rudolf Letsch, Northeim                     1968(?)-1977              neuer Kinoname ab 1968: Herzberger Lichtspiele
Kinowelt in der Provinz GbR, Gf: Gisela Schillings    1981-
Kinowelt FTB Gf: Mathias Bick            seit mind.1986

Am 1. Juni 1929 eröffnete „DieKamera“ in der Hauptstraße von Herzberg zum ersten Mal ihre Pforten und zu dieser Zeit standen nur Stummfilme in Schwarz-weiß auf dem Programm. Dazu wurde live Violine und Piano gespielt, um den rechten Schwung und die wahre Spannung in die Sache zu bringen. Der technische Fortschritt ging natürlich auch an Herzberg nicht vorbei und so wurde schon nach drei Jahren eine Tonfilmanlage neuesten Musters installiert. Von da an genügte natürlich der Name „Kamera“nicht mehr und die Besucher konnten die neuesten Tonfilm-Kunstwerke in den „Kamera-Lichtspielen“ bewundern. Aber die Zeiten wurden schlechter und ein alliierter Bomber warf gegen Ende des Krieges im Jahre 1945 seine Last in der Nähe des Lichtspielhauses ab. Bis 1948 mussten die Herzberger nun ohne richtiges Kino auskommen. Sobald es die Verhältnisse zuließen, legten viele Herzberger Bürger selbst mit Hand an und bauten das Kino noch vor der Währungsreform gemeinsam wieder auf. Eintrittspreise nach der Wiedereröffnung waren: drei Stück Holz, ein Brikett oder eine Mark. Bis 1951 blieb das Haus das einzige Kino am Ort, aber dann machte sich das langsam erwachende Wirtschaftswunder auch auf diesem Gebiet bemerkbar. Innerhalb weniger Jahre warben dann drei weitere Lichtspielhäuser um die Gunst des Publikums; kurz nacheinander machten das "Capitol", die „Herzberger Lichtspiele“ und das „Schlosstheater“ dem traditionsreichen Haus Konkurrenz. Das ließ sich für eine Weile ertragen, denn in jener Zeit sorgten Höhepunkte der deutschen Nachkriegs-Filmkunst für großen Andrang. „Der Förster vom Silberwald“, „Der Wind kann nicht lesen“ oder „Drei Münzen im Brunnen“ waren Filme, die kein Auge trocken und keine Kinokasse leer ließen. Bis Mitte der Fünfziger Jahre war das inzwischen „Central-Theater“ genannte Kino so gut wie jeden Tag ausverkauft und es gab sogar Leute, die ein Abonnement auf einen bestimmten Platz hatten, um nicht in einer langen Schlange an der Kasse stehen und danndoch wieder nach Hause gehen zu müssen. Aber allmählich kaufte sich der eine oder andere Herzberger einen Fernsehapparat und die Möglichkeit, zu Hause im Pantoffelkino Entspannung und Unterhaltung zu finden, ließ die Zahl der Besucher dramatisch sinken. Ende der Fünfziger Jahre kamen nur noch etwa hundert Besucher pro Vorstellung und das war nicht mehr rentabel.

Eine große Renovierung im Jahr 1956 brachte noch einmal einen Aufschwung. Eingang und Foyer wurden neugestaltet. Der Zuschauerraum erhielt eine Wandbespannung aus goldgelber, gefalteter Alkor-Plastik, einen altgoldfarbenen Plastikvorhang und moderne Fischer-Lampen. Die Säulen waren hellblau abgesetzt, der Balkon bekam rotgepolstertes Gestühl. Auch der Vorführraum wurde umgebaut. Die technische Ausstattung bestand aus einer 7,40 m breiten "Sonora"-Plastik-Bildwand, Ernemann VIII-Maschinen, Zeiss-Ikon Dominar Varient-Verstärker515 sowie zwei Schrieber-Trockengleichrichter à 50 amp.     E5667

1968/69 wurde danndas Foyer zu einer Imbissstube umgebaut, um durchdie Pacht aus diesem Geschäft den Umsatz zu erhöhen. Der Besitzer der inzwischen eingestellten „Herzberger Lichtspiele“ übernahm das Kino, gab ihm den Namen seines früheren Hauses und aus der „Kamera“ war damit das „Herzli“ geworden. Das sollte es aber nicht einmal zehn Jahre bleiben, denn im Jahre 1977kam es zur Stillegung und es hieß vier Jahre lang „wegen Störung der Tonanlage vorübergehend keine Vorführung“. Am 10. April 1981 kam es dann unter dem Motto „Ein altes Kino mit neuem Programm!“ zur Wiedereröffnung des Kinos. Das von nun an „Central-Lichspiele“ genannte Kino wurde von vier Göttinger Studenten wiederentdeckt und als Programmkino mit umfangreichem und anspruchsvollem Programm geführt. Allerdings wurde bereits vier Jahre später erneut über die Zukunft des Hauses nachgedacht, da nun einige der Betreiber ihr Studium beendet hatten. Ein neuer Versuch endete damit, dass man 1989 das Kino grundlegend renovierte und auf den neuesten Stand der Technik brachte. Es wurde eine Dolby-Anlage eingebaut, die Projektionstechnik komplett überholt, der Saal völlig neu gestaltet und neue Hochpolstersessel eingebaut. Von nun an brauchte man keinen Vergleich mehr mit größeren Kinos scheuen. Auch die noch immer in Herzberg und der Umgebung bestehende Konkurrenzsituation änderte sich von nun an zugunsten der „Central-Lichtspiele“, was zur Folge hatte, dass 1991 das „Capitol“ schloss und es seither nur noch ein Kino in Herzberg gibt. In den Folgejahren wurde immer wieder in die technische Ausstattung investiert und das Kino auf den neuesten Stand der Technik gebracht. So gehörten die „Central-Lichtspiele“ zu den ersten zehn Kinos Deutschlands, die zum Start des Films „Jurassic Park“ das neue Digital-Tonformat „DTS“ installierten und somit weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt wurden. Auch die Investition eine SDDS“ -Tonanlage scheute man nicht und man zählt bis heute zu den wenigen Kinos, die sämtliche Tonformate abspielen können. Im Laufe der Jahre wurde allerdings die Kinosituation wegen der wachsenden Konkurrenz des Fernsehens, des boomenden DVD Marktes, des Home Cinemas und natürlich des Internets immer schwieriger. Gerade in den letzten drei Jahren kam es daher zu einem wahren Kinosterben, was auch im Einzugsbereich der „Central-Lichtspiele“ nicht ohne Folgen blieb. Sämtliche Kinos in den umliegenden Orten, die sich allerdings auch in Bezug auf Vorführqualität und Ausstattung in einem nicht mehr akzeptablen Zustand befanden, kamen in Existenznot und somit schlossen 2003 die „Kurlichtspiele“ in Bad Lauterberg, 2004 die „Bahnhofslichtspiele“ in Osterode und 2005 auch noch das „Osteroder Lichtspielhaus“. Somit blieben seit diesem Zeitpunkt im ganzen Landkreis nur noch die „Central-Lichtspiele“ als einziges Kino erhalten. Hier zeigte sich von nun an allerdings noch stärker, dass es sehr schwierig ist, mit nur einem Saal das vielfältige Filmangebot aktuell und möglichst komplett anzubieten. Die Zuschauerzahlen stiegen zwar entgegen des normalen Trends an, was natürlich auch an dem nun sehr großen Einzugsgebiet gelegen hat, aber immer wieder konnte man auch aktuelle Filme auf grund der vertraglichen Abspielverpflichtungen nicht einsetzen, so dass viele Kunden auf die größeren Mitbewerber in Göttingen oder Nordhausen wegen des umfangreicheren Filmangebotes ausweichen mussten. Um diesem Trend entgegenzutreten, geht man in diesem traditionell ältesten Kino wieder andere Wege und es wird erneut in Richtung Zukunft gedacht. Das Jahr 2006 stand unter dem Motto „Das Kino bekommt ein Kind“ und das soll nichts anderes bedeuten, als dass ein zweiter Saal errichtet wird, um das Filmangebot noch zu verbessern und erweitern zu können. In die Planung mit einbezogen war zusätzlich noch ein im Foyer integrierter Bistrobereich, um den Kunden auch vor und nach den Kinobesuchen eine Möglichkeit zum Verweilen und Entspannen zu ermöglichen. Ein Konzept, das schon an vielen Kinostandorten sehr erfolgreich umgesetzt wurde. Es wird jetzt in den zwei bestens und auf dem neuesten Stand der Technik ausgestatteten Sälen täglich bis zu zehn Vorstellungen mit bis zu acht verschiedenen Filmen und somit ein sehr abwechslungsreiches und vielfältiges Filmangebot geben. In Zusammenarbeit mit dem im Eingangsbereich entstehenden neuen Bistrobereich finden Events und Themenveranstaltungen zu Filmen und besonderen Anlässen stattfinden, was die Attraktivität noch zusätzlich erheblich steigern wird und jeden Kinobesuch zu einem wahren Kinovergnügen und besonderen Erlebnis werden lässt. Sicherlich wird es daher auch zukünftig noch viel über die „Central-Lichtspiele“ in der Herzberger Fußgängerzone zu berichten geben.

Quelle u.a: www.bautz.de

Vielen Dank an Stefan Scholz die Bilder.

Bilder von 1987 sehen Sie hier und hier.

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