LICHTBURG

Hessisch Oldendorf (Niedersachsen), Paulstr. 17

eröffnet: 15.03.1919
geschlossen: 07.12.1975
Sitzplätze: 499 (1919) - 259 (1930) - 288 (1941) - 319 (1958/1971)
Architekt:
Betreiber: August, später Helmut Rügge                      1919-

Die „Lichtburg“ in Hessisch Oldendorf wurde am 15. März 1919 unter dem Namen „Central-Lichtspiele“ eröffnet. Herr August Rügge - Besitzer eines Gasthofes in der Hinternstraße 113 (später in Lindenstraße, dann in Paulstraße umbenannt) - entschloss sich, seinen Saalanbau für Filmvorführungen auszustatten. Aufgrund der guten Dokumentation des o.g. Inhabers lassen sich heute noch wichtige Spuren der Filmtheatergeschichte nachvollziehen. So hieß der am Eröffnungstag gezeigte Film „Das Wunder der Nacht“ (Hauptrolle: Hedda Vernon, Uraufführung: 1.5.1916). Es ist der erste von insgesamt  939 bis zum August 1931 gespielten Stummfilmen. Die Umstellung auf Tonfilm erfolgt am 18. September 1931 mit dem Film „Leutnant warst Du einst bei den Husaren“ (Hauptrolle: Gustav Diessl, Uraufführung: 29.10.1930). Am 26.05.1937 gibt es die Genehmigung für  umfangreichere Ausbauten. So wurde u.a. der Vorführraum in ein eigens dafür ausgebautes oberes Stockwerk verlegt und die dadurch frei werdenden Räume im Erdgeschoss zur Erweiterung des Foyers genutzt. Der Saal erhält außerdem eine neue Bestuhlung. Ein historischer Bestuhlungsplan aus dem März 1938 existiert noch und dokumentiert das Geschehen.

Unter Umständen sind diese Bautätigkeiten auf eine am 18.03.1937 neu in Kraft getretene Verordnung über den „Betrieb von Anlagen und Einrichtungen von Lichtspielhäusern“ zurückzuführen. Die damaligen Erlasse hatten zum Teil große Auswirkungen auf die technische und sicherheitsbezogene Ausgestaltung bestehender Filmtheater (siehe dazu auch Sabine Steidle, Kinoarchitektur im Nationalsozialismus, S. 160).

Bis zum 31.10.1943 kamen insgesamt 1490 Filme zur Aufführung. Zu Beginn der Fünfzigerjahre übernahm der Sohn des Inhabers - Helmut Rügge - die Geschäftsführung. Das Programm wurde nach und nach auf tägliche Vorstellungen intensiviert, der Saal  außerdem auf Cinemascope umgestellt sowie die Außenfassade verblendet und mit einem interessanten Namensschriftzug versehen. Ab der Jahreswende 1971/72 wurden nur noch samstags und sonntags Filme gezeigt. Mit dem Streifen „Mandingo“ wurde am Sonntag, 7.12.1975, die letzte Vorstellung gegeben. Das Haus blieb bis zu seinem Abriss 1979 mit den Schaukästen und dem Fünfzigerjahre-Schriftzug unverändert erhalten.

Im Niedersächsischen Landesarchiv Bückeburg können einzelne Unterlagen zu Umbauten an diesem Gebäude unter dem Aktenzeichen NLA BU Dep. 59 Nr. 3912 eingesehen werden.


Foto aus der frühen "Central"-Zeit"

   
Vielen Dank an Ralf Wente und Bernd Stegemann für die Bilder und Informationen.

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