BOLI |
Hohen Neuendorf - Borgsdorf (Brandenburg), Bahnhofstr. 2
eröffnet: | 1946 |
geschlossen: | 1977 |
Sitzplätze: | 190 |
Architekt: | |
Betreiber: | Kowalski
1946-Anfang 50er Rosa Klaucke Anfang 50er-1958 Kreislichtspielbetrieb Oranienburg 1958-1977 |
Eigentümer Erich Nessler ließ 1946 den Tanzsaal der ehemaligen Gaststätte „Kürfürstinbrunnen“ am Bahnhof Borgsdorf zu einem Kino umbauen mit 15 Sitzreihen und etwa 190 Sitzplätzen.
Der erste Kinobetreiber war ein Herr Kowalski.
Anfang der 50er Jahre kaufte die vormalige Filmvorführerin Rosa Klaucke die technischen Geräte von Kowalski und pachtete den Saal von Nessler. Sie betrieb das Kino bis 1958/59, dann wurde es volkseigen und gehörte zum Kreislichtspielbetrieb Oranienburg. Rosa Klaucke arbeitete nun als Filmvorführer in Borgsdorf und Oranienburg. Alles wurde modernisiert, u.a. auch der Filmvorführraum.
„Ich war Filmvorführerin in Oranienburg, Borgsdorf, Birkenwerder und Hohen Neuendorf. Im alten Borgsdorfer Kino arbeitete ich 10 Jahre lang in den 60er und 70er Jahren. Dort machte ich Kasse und Vorführer. Mein Chef war Herbert Fischer. Er leitete auch die Kinos in Hohen Neuendorf und Birkenwerder. Und der Hauptchef war der Herr Jung aus Glienicke. Das war eine schöne Zeit dort in Borgsdorf. Es war toll, wenn wir Westfilme hatten wie ‚Schwestern teilen sich alles’. Wir mußten aber natürlich auch politische Filme spielen wie ‚Die Fahne von Kriwoi Rog’. Dann haben wir die guten Filme als politische Filme abgesetzt, aber nicht alle. Dann war auch das Kino voll. Denn bei den politischen Filmen kamen nur vier oder fünf Leute und ab drei Mann mußten wir spielen. Und wir mußten ja Geld reinkriegen.“
Anfang der 70er Jahre wäre beinahe das Aus für das Kino gekommen. Denn erst sollten die Räume von der Konsum-Verkaufsstelle genutzt werden und dann plante man den Umbau des Kinos in eine provisorische Turnhalle. Nichts davon geschah. Jedoch bevorzugte man nun die etwas eigenartige Variante zur Doppelnutzung als Kino und Sportstätte. Mangels anderer Gelegenheit fand in den Räumlichkeiten auch der Sportunterricht der Oberschule statt.
Der Projektor war eine D1-Maschine aus Dresden und die Verstärkeranlage eine Präciton-2 von der
Firma Clamann&Grahnert, gleichfalls aus Dresden.
Man erlebte Filme
wie „Sie tanzte nur einen Sommer“, „Ernst
Thälmann, Sohn seiner Klasse“, „Bühne frei für Marika“, „Der geteilte Himmel“
oder „Balduin, das Nachtgespenst“.
Das Kino gab es noch bis 1977, als auf der anderen Seite der Bahnschienen das Kinocafé im rekonstruierten „Weißen Hirsch“ eröffnet wurde. Heute befindet sich an Stelle der Borgsdorfer-Lichtspiele ein Fahrradhändler.
Text: Matthias Salchow, Geschichtskreis Hohen Neuendorf
Vielen Dank an Matthias Salchow für die Bilder und Informationen.