CITY

Kassel (Hessen), Kölnische Str. 18

eröffnet: 1958
geschlossen: ca.1994
Sitzplätze: 191 (1960/1979) - 100/60/120 (1990)
Architekt: Otto Bennmann, Kassel
Betreiber*in:
Werner Manns
Otto Kästle
Frau Kästle
Holger Nocke, Wiesbaden
Alois Brunner & Gertrud Schweikert, Kelsterbach
1958-1960
1961
1962
mind.1965-1967
2.3.1967-ca.1994




E6720


Das 1958 nach fünf Monaten Bauzeit eröffnete "City" wurde als Haus für anspruchsvolle Filmkunst konzipiertm Umfang verdient. Architekten war Otto Bennmann, mit dem Besitzerin Christa Baron einen guten Griff getan hat. Uber eine geschwungene Treppe mit einer großen Blumenecke und geschmackvollen Wandleuchten gelangte der Besucher in das Foyer im ersten Stock, das auf der einen Seite von einer großen Fensterwand und auf der anderen Seite von einer Spiegelwand „eingefasst“ wurde. Ein schönes Schmuckelement innerhalb des Foyers waren die großen „Kinoleuchten“. Sesselgruppen luden zum Verweilen ein. Bei der Gestaltung des Zuschauerraumes war Architekt Bennmann etwas Besonderes und in der Sparte der kleineren Kasseler Lichtspieltheater bisher wohl Einmaliges gelungen: Der Besucher glaubte kaum, daß dieses Studio nur 191 Sitzplätze hatte, so großzügig waren die räumlichen Dimensionen. Der Zuschauerraum zeichnete sich durch eine harmonische Farbabstimmung aus: Das helle Creme der Hochpolster-Sitze ergab ein schönes Bild mit dem zarten Rosa der Wände. Dazu trug auch der mehrfarbige, in breiten Streifen fließende Vorhang und die graue Decke bei.
In weitem Reihenabstand waren die hochgepolsterten Schaumgummisessel, mit lederartigem Kunststoff bezogen, aufgestellt. Auch die Wände erhielten eine Schaumgummi-Polsterung, deren Steppnähnte von schwarzen Kordeln bedeckten wurden. Die Wände waren in der oberen Hälfte mit indirekt angestrahltem Acella bespannt. Ein besonderer Anziehungspunkt waren auch die sehr schönen Wandleuchten in Palettenform. Auch fehlte nicht eine vollautomatische Klimaanlage, die in jeder Vorstellung einen sechsmaligen Luftwechsel vornahm. Die Klimaanlage konnte außerdem noch durch Thermostat auf jede gewünschte Temperatur eingestellt werden. Zu den technischen Einrichtungen gehörten weiter zwei Philipps- Fp-56-Maschinen mit eingebautem Dia-Gerät. Die Maschinen, die mit Isko-Objektiven (Göttingen) ausgestattet waren, ermöglichen die Vorführung aller Filmverfahren. Das Bild wurde auf eine leicht gekrümmte Lippspringer Silberleinwand von neun Meter Breite und vier Meter Höhe projiziert, die für alle Projektionsformate geeignet war. Die Silberleinwand ermöglichte durch ihre besonders gute Lichtreflexion auch die Wiedergabe von Fernsehübertragungen. Die technische Vollkommenheit des Theaters fand mit dem automatisch arbeitenden Billettgeber ihren Höhepunkt: Eine erstmals in Kassel eingeführte technische Neuerung an der Kasse im Erdgeschoß. Die Kassiererin brauchte die Karten nicht mehr abzureißen, sondern bediente lediglich die entsprechenden Druckknöpfe, um die gewünschten Karten auszugeben. Alles andere besorgte der Automat, aus dem der Besucher nach dem Bezahlen die leicht eingeklemmten Karten nur noch hervorzuziehen braucht. Pächter Werner Manns war schon seit Jahrzehnten in der Branche zu Hause.  W5844 N5887

Spätestens mit der Übernahme durch die Brummer & Schweikert-Betriebe dürfte es mit der gehobenen Filmkost zu Ende gewesen sein. Nackte Haut war jetzt wohl das bestimmende Element auf der Leinwand. 1980 wurde das Haus in einen 3-Saal-Kinocenter umgebaut bzw. erweitert. Die letzte Erwähnung im Kinoadressbuch war 1994, deshalb gebe ich dieses Jahr auch als Schließungsdatum an. In den Räumlichkeiten etablierte sich ein Sexshop, der sich zumindest bis 2023 hielt. Gut möglich, das auch nach 1994 noch Filme in kinoähnlichen Räumen gezeigt wurden. Vielleicht wissen Einheimische mehr?


Ansicht 2017

Saal 1958 (Bildquelle: Filmwoche 44/1958)


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