Max Hass, der zuvor
das "Tivoli" (und auch die "Lichtburg") betrieb, musste dieses 1958 schließen,
da die Städtischen Bühnen Anspruch auf die Immobilie nahm. Im Gegenzug konnte er
die bisher von diesen genutzten Räume als 275 Platz-Kino "Camera" eröffnen. Am
12. September des Jahres warfen die Buchstaben vom Baldachin des jüngsten Kieler
Lichtspielhauses ihre Leuchtfarben über die weiten Flächen des Wilhelmsplatzes.
Mit der festlichen Aufführung des Farbfilms "Bühne frei für Marischka" übergab
Haas sein Haus der Öffentlichkeit. 1911 als Gesellschaftshaus erbaut, hatte das
Theater eine wechselvolle Geschichte: Marinekino, Niederdeutsche Bühne und seit
1948 Kammerspieltheater der Städtischen Bühnen. Ein hoher, bogengewölbter
Theaterraum bot der Akustik günstige Auswirkungen. Mit behutsamer Hand
verschmolz Architekt Otto Schnittger vorhandene Stilelemente mit modernen
Umbauten. Der warme Ton der mahagoniverkleideten Wände kontrastierte mit der
grün abgedeckten Bühnenfront und dem leuchtend gelben Farbton des Vorhanges. In
der Gesamtausstattung des Raumes war erkennbar, das hier als Gilde-Theater dem
guten und künstlerisch wertvollen Film eine neue Heimstatt geschaffen wunde. Das
Kieler Werk der Zeiss Ikon AG sorgte für die technischen Einrichtungen: zwei
Bild-Ton-Maschinen Ernemann X mit Xenon-Lampen. Dominar Variant-Verstärker. Die
.Camera war eingerichtet für Vier-Kanal-Magnetton;. Die Leinwand hatte die
Maximalbreite 2,8 x 6,65 m. Vorgesehen waren neben den täglichen zwei
Normal-Vorstellungen ständige Jugend- und Spätprogramme. Matineen und
Märchenvorführungen rundeten das Programm ab. Auch einige Erstaufführungen
wurden vertraglich abgeschlossen. Auf die sonst übliche Premierenfeier wurde
verzichtet. Der hierfür vorgesehene Betrag sollte für eine Weihnachtsfeier mit
Kieler Waisenkindern verwendet wenden. E5878 N5659
Das Kino hielt sich nur etwa ein Jahrzehnt. Später zog
erneut die "Niederdeutsche Bühne" - ein Mundarttheater - in die
Räumlichkeiten.
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