CINEPLEX  FILMPALAST

Köln (Nordrhein-Westfalen), Hohenzollernstr. 22-24

eröffnet: Oktober 1931 - Sommer 1955 (Wiedereröffnung)
geschlossen: in Betrieb
Sitzplätze: 1910 (1933/1940) - 1400 (1958) - 907 (167) - 762/181/181/223/41 (1978) - 289/142/762/181/181/223/180/230/116/102/80/90 (1996) - 417/131/157/130/136/148/226/39
Architekt: Wilhelm Riphahn & Caspar Maria Groth (1931) - Ernst Huhn, Düsseldorf (Wiederaufbau 1955)
Betreiber: Ufa                                              1931-2002              Kinoname: Ufa-Palast
Cinestar                                       2002-28.03.2010    neuer Kinoname: Film-Palast
Helmut Brunotte                           seit 16.12.2016

"Ufa-Palast - Das modernste Filmtheater Westdeutschlands". Diese worte prangten auf einem großen Schild an dem Bauzaun um das Gelände, auf dem 1931 dieses neue Großkino der "Ufa" entstand. Das der Straße zugekehrte Gesicht war ein Geschäftshaus, in dessen Front der Eingang zum Kino lag (und immer noch liegt..). Das Haus hatte eine ruhige Fassade an der Ringstraße, betont durch das abends hell erleuchtete Vordach und die große aufstrebende Lichtreklame, die sich senkrecht zur Front in die Straße schob, damit sie von den Passanten nicht zu übersehen war. Dazu kam noch die das Programm anzeigende Werbefläche in einer Nische über dem Eingang.
Es wurde eine sehr helle, indirekt erleuchtete, weiß gehaltene und mit Platten belegte Kassenhalle geschaffen, an die sich geräumige Vestibüle anschlossen. Der Zuschauerraum erhielt die Form eines Trichters mit leicht konkav geschwungenen Seitenwänden, eine Form, die dem Verlangen nach guter Akustik und guter Sicht Rechnung trug. Durch die Verengung des Raums nach der Bühne zu wurde die Konzentration des Zuschauers auf die Leinwand gelenkt und die Zahl der vorderen, schlechteren Sitzkategorie vermindert. Die Velvet-Bespannung der Wände und die Auswahl der Sessel, die auch an Rück- und Unterseite mit Stoff bezogen waren, erfolgte nach akustischen Kriterien. Die Wände hatten als Abschluss eine breite Brüstung aus kaukasischem Nussbaum, über der sich die Decke erhob, die indirektes Licht (3-Farben-System) ausstrahlte. Die moderne Lüftungsanlage arbeitete automatisch und war auch bim Sommer bei 35 Grad noch in der Lage, die Saaltemperatur auf 25 Grad zu mindern. Die acht Meter tiefe und 11 m breite Bühne war mit den neuzeitlichsten technischen Einrichtungen versehen und nicht nur für Kinovorführungen geeignet. Sie hatte blaue Spielflächen-Vorhänge, Vorhänge in Grau, Blau und Gelb schlossen sich vor der beweglichen Bildwerferwand. Der breite Bühnenrand war ebenfalls in kaukasischem Nussbaum ausgeführt. Das Theater hatte eine Wurlitzer-Orgel, die von dem Organisten Albert Harnisch gespielt wurde. Im Bildwerferraum standen zwei Ernemann-Projektoren.  Das Kino enthielt bei 14000 qm bebauter Fläche und 20000 Kubikmeter umbautem Raum 1913 Sitzplätze.
Der "Ufa-Palast" wurde 1931 mit dem Film "Bomben auf Monte Carlo" unter Anwesenheit von Hauptdarsteller Heinz Rühmann und dem "Who is Who" der Filmbranche sowie der Stadt Köln eröffnet.  K31138+41 L31244+248 

1943 fiel er dem Bombenkrieg zum Opfer. Während die Kartenausgabe weiterhin im noch weithin intaktem Foyer stattfand, wurde der Spielbetrieb behelfsmäßig in der Aula der Kölner Universität fortgesetzt.

Das siebengeschossige Vordergebäude mit 32 Meter Front, das als Bürohaus diente, blieb im wesentlichen verschont und konnte schon kurz nach dem Krieg wieder in Betrieb genommen werden. Langwierige Verhandlungen zwischen der Ringhaus-Gesellschaft m.b.H und der UFA-Verwaltung gestatteten erst 1954 mit dem Wiederaufbau des zerstörten Theaters zu beginnen. Das alte Lichtspielhaus hatte 1900 Plätze, während der Neubau wegen seiner gewollt intimeren Gestaltung und der Einschachtelung des Bildwerferkomplexes zwischen Parkett und Rang zwecks Horizontal-Projektion insgesamt 1400 Plätze (904 im Parkett und 496 im Rang) aufwies. Die zehn Meter breite und tiefe Kassenhalle hatte getrennten Ein- und Ausgänge sowie drei Kassen: Die Wände waren mit blau-beigem Marmor verkleidet, der Fußboden in Solnhofer Platten mit punktierten Marmoreinlagen, Die Decken und Friese waren in Stuck in Weiß und hellgrau gestrichen mit indirekter Beleuchtung. Große Ausstellvitrinen in eloxiertem Metall zeigten das laufende Programm und die Vorreklame. Von dem 16 Meter tiefen und durchschnittlich 10 Meter breiten Parkett- Foyer führten Seitenumgänge - 3 bis 5,5 Meter breit - zu den Saaleingängen. Es gab geräumige Garderoben. und zwei freischwingende Treppen zum Rang- Foyer, von dort nochmals zwei freigeschwungene, kreisrunde Treppen zum Rangoberteil. Hier waren auch vermietbare Verkaufsstände. und Vitrinen untergebracht. Die Fußböden waren in schwarz und grau marmoriertem Gummi verlegt. Decke und Wände in Stuck mit einer Farbabstimmung in Elfenbein-Blaugrau und teils indirekte Beleuchtung.  Die Farbtönung der Wände im Saal waren beige-grau, teils auch auf Schwarz uns Schwarz-Blau abgestimmt. Ein scharlachroter Vorhang bildete den Abschluss zur Bühne. Decken und Wände des Theatersaales wurden rautenförmig in Rigips-Platten verkleidet unter Berücksichtigung der akustischen Erfordernisse. Die gesamte Bestuhlung wurde in Hochpolster ausgeführt, helles Holz mit schwarzem Kunstlederbezug. Die Bühne war 19 m breit und 9 m tief, mit einer Vorbühne von 5 m Tiefe einschließlich der überdeckbaren  Orchestergrube, so das sowohl vor der Bühne als auch Hauptbühne gelegentlich Gastspiele möglich waren. Die technische Leitung lag in den Händen von Dipl-Ing. Fritz Wilken von der Ufa. Alle in Frage kommenden Neuerungen wurden installiert: Für Breit-, Plastorama-, Superscope- und Cinemascope-Bild mit dazugehörigen Tonverfahren. Format der Bildwand: Von 4,5 x 6 bis 9 x 15 m, automatisch veränderbar. E5536 W5532

Zu einem großen gesellschaftlichen Ereignis gestaltete sich die Wiedereröffnung des Kölner Ufa-Palastes im Sommer 1955. Den Startschuss gab Catherina Valente. Unter den Klängen von "...das gibt´s nur einmal" stieg im Hintergrund der weiten Bühne das Ufa-Banner empor. Ein geistreicher Prolog von Günter Lüders - und der Hauptfilm konnte beginnen - "3 Männer im Schnee". Langanhaltender Beifall nach Schluss der Vorstellung für die anwesenden Hauptdarsteller Günter Lüders und Claus Biederstaedt.

1966 wurde der Rang vom Kino abgetrennt und als "Atelier" mit 269 Sitzen weiterbetrieben. Der neue Saal wurde am 18. Oktober des Jahres eröffnet.

1972 fiel die "Ufa"-Kette an Heinz Riech, dessen Namen in Verbindung mit der in den 70ern einsetzenden Mode der "Schachtelkinos" unvergessen (und berüchtigt) ist Unter seiner Regie wuchs der Kinocenter auf 13 Abspielstätten mit 2516 Plätzen an.

Quelle: "Vom Sehen im Dunkeln - Kinogeschichten einer Stadt" , Bruno Fischli , Prometh-Verlag,Köln 1990

„Time to Say Goodbye“ erklang aus dem Foyer, als am Sonntagabend Mitarbeiter Abschied feierten. Die Spätvorstellungen fanden schon nicht mehr statt. Seit Montag ist endgültig Schluss: Nach fast 80 Jahren Spielbetrieb hat der Filmpalast am Hohenzollernring, mit 13 Sälen Kölns zweitgrößtes Kino nach dem Cinedom, seine Pforten geschlossen.

Als die Ufa, nach der das Lichtspielhaus lange benannt war, im Jahr 2002 in Insolvenz ging, übernahm Cinestar das Haus zwischen Rudolf- und Friesenplatz als Mieter. Die Gruppe betreibt in ganz Deutschland fast 80 Kinos. Mit dem Besitzer der Immobilie, einer Fondsgesellschaft, konnte sie sich im vorigen Jahr nicht auf einen Zukunftsplan einigen. Cinestar wäre bereit gewesen, gegen eine Mietminderung in die dringend notwendige Modernisierung des Multiplexkinos zu investieren.

Nach Plänen von Wilhelm Riphahn erbaut, wurde es 1931 eröffnet und war mit 3000 Sitzplätzen lange das größte Kino Westdeutschlands. In jüngster Zeit lockte der Filmpalast dadurch zusätzliches Publikum, dass er Filme in türkischer Sprache zeigte. Mit der Schließung verlieren 40 Mitarbeiter ihren Job. Was aus dem Gebäude wird, ist ungewiss.

Quelle: Kölner Stadtanzeiger, 29.03.10

Ende 2016 eröffnete das Kino nach umfangreichen Sanierungsarbeiten erneut und trägt damit zusammen mit dem von Hans-Joachim Flebbe wiedereröffneten "Residenz" zur Renaissance der Ausgehkultur am Ring bei. Ganz neu dabei die 19 "D-Box"-Sitze im Kino 1 (und weitere 12 in Kino 3).

Weitere Informationen hier.


Bild von 2007

Kino 1

Kino 2


Kino 3


Kino 4

Kino 5

Kino 5

Kino 6

Kino 6

Kino 7

Kino 7

Kino 8

Vielen Dank an Guido Wek  für die Innenansichten

Kino 8

Saal 1955 (Bildquelle: Der Neue Film 58/1955)

Saal 1955 (Bildquelle: Filmwoche 32/1955)

nächtliche Ansicht ca. 1938 (Bildquelle: Postkartenausschnitt)
Vielen Dank an Jörg Ostheimer für das Foto


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Datum der Erstellung/letztes Update: 03.01.2024 - © allekinos.com