KAMMER
- LICHTSPIELE |
Köln (Nordrhein-Westfalen), Hohe Straße 90
eröffnet: | 03.04.1909 |
||||
geschlossen: | 1943 |
||||
Sitzplätze: | 600 (1918) - 650 (1924) - 700 (1930) |
||||
Architekt: | Emil Mewes, Köln (Umbau 1924) |
||||
Betreiber: |
|
Am 10. April 1908 meldete der Stadt-Anzeiger
für den folgenden Samstag, den 11. April 1908 die Gründung des “Pariser
Kinema” in der Hohe Straße 125. Fast ein Jahr später, am 3. April
1909, zog das Lichtspieltheater in das Haus Nr. 90 um.
Gründer und Betreiber des Kinos war Emil Schilling; stiller Teilhaber des "Pariser Kinema" war die französische Produktions- und Verleihfirma Léon Gaumont. Dieser geschäftlichen Verbindung verdankte das Kino seinen Namen und auch sein Programm. Die Fachzeitschrift "Der Kinematograph" beschreibt in ihrer Ausgabe Nr. 123 vom 5. Mai 1909 das Kino ausführlich: „Der Pariser Kinema, Hohestrasse, einer der ca. 15 hier existierenden Kinematographen-Theater, hat seinen alten Platz verlassen und sich in dem ehemaligen großen Bierrestaurant Löwenbräu, gleichfalls in der Hohestrasse, nach vollständigem Umbau desselben niedergelassen. Wie schnell unsere Architekten und Handwerker etwas schaffen können, ist wieder einmal bewiesen. In noch nicht 14 Tagen war der ganze Bau, Um- und Einzug vollendet. Alles war erstaunt über die in so kurzer Zeit mit wirklich künstlerischer Ausstattung geschaffene Theaterfassade. Wenn schon in letzter Zeit viel zur äußern Aufmachung der Kinematographentheater in verbessernder Weise durch Anlage schöner Portale von den einzelnen Inhabern geschaffen ist, so ist indessen hier bei dem Pariser Kinema durch die ausnehmend schöne Anlage des Portals durch den Architekten und Bauleiter H. H. Fischer ganz Apartes erstanden. Die ganze Breite des Grundstücks, ca. 8—9 m. sowie eine annähernd ebensolche Höhe ist dazu verwendet. Orchesterartig gewölbt, in der Mitte ein Kassenhäuschen mit Kupfer abgedeckt, rechts der Eingang, links der Ausgang durch je 2 Pendeltüren hergestellt; an der Decke prangt ein besonders schön mit Perlenbehang konstruierter Leuchter. Das Ganze, im geschmackvollen Farbenton mit Gold abgesetzt gehalten, macht einen eleganten Eindruck. Die innere dekorative Ausstattung ist dem Äußeren angemessen. Wenn auch gerade keine besondere Neuerung, so doch für das Auge angenehm wirkend ist die Anlage der Beleuchtungskörper im Innenraum. Dieselben sind dem Auge unsichtbar angebracht, und nur der von der Decke zurückgeworfene Reflex erhellt angenehm den gesamten Raum. Infolge dieser Körper im Innenraum. Dieselben sind dem Auge unsichtbar angebracht, und nur der von der Decke zurückgeworfene Reflex erhellt angenehm den gesamten Raum. Infolge dieser Anordnung ist es möglich, dass ein Teil der Lampen auch während der Projektion eingeschaltet bleiben kann und ein mäßiges Licht, ohne auf das Bild störend zu wirken, auch während der Vorführung bestehen bleibt, was noch die angenehme Folge hat, dass der Lichtkegel aus der ProjektionsIaterne unsichtbar ist. Wenn nun auch auf die äußere und innere dekorative Ausstattung viel architektonische Kunst und Geschmack verwendet ist, so ist dieses nicht im gleichen Masse auf die Hauptsache, worauf sich das Ganze aufbaut, auf das kinematographische Bild, verwendet. Der Theatersaal ist über 40 m lang, der Teil, auf dem sich die Projektionsfläche befindet, doch annähernd 7 m hoch, warum nun ein so kleines Bild? (Etwa 10 qm.) Warum das Bild so unter die Decke geworfen? Aus Rücksichtnahme auf das Orchester, das sich direkt unter dem Bilde befindet, oder aus Sparsamkeitsrücksichten für die Kosten eines Podiums? Diese beiden Punkte dürfen nicht maßgebend sein, um die Anlage der Bildbühne zu beschränken. Denn der Hauptzweck eines Kinematographentheaters ist, soll vielmehr immer der sein, eine in allen Punkten vollendete Vorführung dem Publikum zu Gesicht zu bringen, wobei sich das Publikum angenehm der Täuschung hingeben kann. Die Besucher der vordersten Sitzreihen erlahmen im Genick beim fortgesetzten Kopf hochhalten und die hinteren sehen die Bilder in marionettenhafter Kleinheit. Das Theater würde ganz bedeutend gewinnen, so die Darstellung der Bilder mit der äußern gigantischen Aufmachung harmonierte. Und dann noch mehr Ruhe im Bilde. Das Programm war gut und fand allgemeine Befriedigung. Die musikalische Begleitung der Sujets geschieht durch Geige, Klavier und Cello, Die Wirkung ist eine durchaus gute. Vor der zwerghaften Bildbühne fehlt auch der Vorhang nicht, nur müsste derselbe auch zweckmäßig bedient werden. Der Besuch des Theaters, es war am dritten Tage nach der Eröffnung nachmittags, war übermäßig gut; es war übervoll. Ein Zeichen, dass der Kinematograph entgegen der Behauptung vieler Pessimisten noch nicht auf dem Aussterbeetat steht.“ 1924 wurde das Kino umgebaut und vergrößert. Die Wiedereröffnung sollte eigentlich schon im Oktober des Jahres stattfinden, doch der große Streik in der Baubranche verhinderte dies. Laut der Fachzeitschrift "Lichtbild-Bühne" sollte die Eröffnung im November 1924 stattfinden, die Kollegen von "Köln im Film" sprechen aber von 1925. Hier kam eine neue Deckenkonstruktion zur Anwendung, die neben der Wasmuthschen Lufterfrischungsanlage “D.R.P”. den Aufenthalt des Publikums nach den Anforderungen moderner Hygiene sicherstellte. L24112 Die "Kammer-Lichtspiele" wurden 1943 von Bomben zerstört. Informationen über das Kino findet man auch bei "Köln im Film" |
zurück zur Köln-Liste Datum der Erstellung/letztes Update: 03.01.2024 - © allekinos.com |