Kinoname: Internationaler Kinematograph Kinoname ab 1910: Cinema de Paris
Kinoname: Thalia
Der 1908 eröffnete
"Internationale Kinematograph" änderte seinen Namen später in "Thalia". Doch
auch das 1912 eröffnete "Cinema de Paris" befand sich im gleichen Haus und war
wohl identisch. Dies geht aus nachfolgendem Artikel der Fachzeitschrift "Der
Kinematograph" (Ausgabe 197/1910) hervor: Vom Café de Paris zum
Cinéma de Paris. Als unsere Stadt unter französischer Herrschaft noch die
Hauptstadt des Département de la tonnère war, plante Napoleon am Ende der Rue de
l'empereur, heute Ludwigstrasse, einen der größten Plätze des Kontinents
anzulegen. Auf der einen Seite sollte das Munizipaltheater, auf der anderen
Seite ein Gutenbergdenkmal zu stehen kommen. Beide wurden zwar errichtet, aber
mit dem Platze ging es wie mit vielen anderen napoleonischen Plänen: statt einer
der größten Plätze der Welt wurde er einer der kleinsten der Stadt. Als eine Art
Entschädigung wurde dann - vor über 100 Jahren etwas Nagelneues — ein Café nach
französischem Muster errichtet, wo man im Sommer im Freien vor den Türen sitzen
und seinen Mokka schlürfen konnte — das Café de Paris. Seine ganze Bauart zeigte
den echt französischen Charakter des Empire, und viele französische
Provinzialstädte besitzen noch heute derartige Lokale. Das Cafe de Paris wurde
denn auch ihr Sammelpunkt der französischen Offiziere und abends konnte man dort
sogar den Präfekten, den citoyen maire und andere Größen sitzen sehen. Als Mainz
später Bundesfestung wurde, änderte sich das Bild, österreichische und
preußische Offiziere spielten hier Billard; auch General Fürst Esterhazy und der
Prinz-Gouverneur von Holstein erschienen bisweilen mit ihren Damen. In den 60er
Jahren saß hier manche Stunde Richard Wagner und wartete auf den alten Schott,
der ihn aus seinen Geldnöten befreien sollte. Dann kamen wieder französische
Offiziere, aber diesmal nicht als Herren und Sieger, sondern als Gefangene,
indessen ihren Absinth im Cafe de Paris ließen sie sich trotz alledem schmecken.
Das letzte Drittel des vergangenen Jahrhunderts zeigte das Lokal als Hochburg
des Karnevals; während in den unteren Räumen an den drei Lumpentagen die tollste
Maskenfreiheit herrschte, tagte in den oberen Räumen das Komitee und suchte die
Sekt Sorten aus, die auf der großen Redoute zum Ausschank kommen sollten. Vor
einigen Jahren wurde das alte historische Café niedergelegt und an dessen Stelle
ein großtädtisches Restaurant errichtet, aber das alte Glück hatte sich von ihm
gewendet. Das Restaurant musste bald geschlossen werden, und heute hält in den
hocheleganten Räumen, die selbst in den letzten Jahren noch viel Luxus gesehen
haben, ein Kinematograph seinen Einzug. Ein Zeichen der Zeit! An die Stelle des
Cafékonzerts die Unterhaltung durch Lichtspiele, neben dem prunkvollen neuen
Stadttheater ein ebenso moderner Kino. Das bisherige Thaliatheater hat die Räume
in Anspruch genommen, und sein durch seine Ähnlichkeit mit dem greisen Grafen
Zeppelin, dem Held der neuesten Zeit, populärer Inhaber genannt "Lord
Pfeffermünz", wird in seiner die Illusion des Naturspiels vom Doppelgänger
unterstreichenden Luftschifferuniform die Honneurs machen zum „Cinéma de Paris".
Und dann, wenn der Zufall es will, werden vielleicht alle die Gestalten noch
einmal in den Räumen lebendig, die dort verkehrt, wird vielleicht sogar Napoleon
dort erscheinen und vom veränderten Geschmack der Jahrhunderte Kenntnis nehmen,
der seine Pläne wandelte. Vom Café de Paris zum Cinéma de Paris. Das "Cinema de Paris" war das erste
"Non-Stop-Theater" der Stadt, d.h, es wurde jederzeit Einlass gewährt. Im 2.
Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört. Quelle u.a: "Die ersten
Flimmerkisten in Mainz" von Herbert Bonewitz in den Mainzer Geschichtsblättern
2/2006