UNIVERSUM

Mannheim (Baden-Württemberg),  N7,3

eröffnet: 01.10.1929
geschlossen: 1966
Sitzplätze: 1278 (1935) - 1178 (1958)
Architekt: Fritz Nathan (1929) - Klüppelberg & Lichtenhahn, Hannover (Renovierung 1953)
Betreiber: Badische Urania Lichtspiele, Stuttgart                                          1929-Anfang 30er
Ufa                                                                                             Anfang 30er - 1945
US-Armee                                                                                  1945-1953
Mannheimer Lichtspielgesellschaft (Rolf Theile & Hellmut Anlauf) 1953-1960
Ufa                                                                                             1960-1966

1929 errichtete man neben dem Kaufhaus Vetter im Quadrat N 7, wo früher schon der Saalbau (und heute das Cinemaxx) stand, das Großkino Universum. Das Projekt mit dem ursprünglich geplanten Namen "Palatia" wurde von Kurt Knuth von der Badischen Urania (welche ihren Sitz aber in Württemberg hatte) und dem Mannheimer Kinounternehmer Niemann, der hier die Palast-Lichtspiele betrieb - vorangetrieben. Niemann wird dann aber später nicht mehr als Betreiber des Kinos genannt. Während der Warenhaus-Zugang durch die Lage unter dem Büroturm seine Betonung erfuhr, wurden die breiten Bronzetüren zur Vorhalle des Filmtheaters durch ein weit austragendes Leucht-Vordach zusammengefasst und gaben durch ihre Proportionen und ihr Material das Gepräge eines vornehmen Theaters. Die Weite der Kassen- und Vorhalle umfing den Eintretenden mit hellen Farben und unsichtbaren Lichtquellen. Polierte Holzflächen in Mahagoni die Kassen, die Hauptzugänge zum Parkett, die Garderoben, den Aufgang zu den lichtdurchfluteten Rangtreppen und den Durchgang zu dem im gleichen Stil gehaltenen Foyer. Elegante Einbauvitrinen belebten durch ihre Auslagen die sonst schmucklosen Wandflächen. Die zurückhaltende Farbigkeit der Räume steigerte sich über das Gelb der Polsterreihen des Foyers hinein in das Parkett des Zuschauerraums in das starke Grün des Hauptvorhangs, der Sitzreihen, der Logenwände und  der Teppiche, wo sonst in bewusst zurückhaltender Leichtigkeit nur zarte Perlmuttertöne die architektonische Raumbildung zierten.  Auch hier begrenzte den Raum ein umlaufendes Leuchtband des Ranges, nach der Bühne scharf umgebogen um das Auge nach Vorne zu zwingen. Die dreimal abgetreppte Untersicht des Ranges schwang kurvig. In deren breiten und weiten Öffnung leuchtete die lichtspendende, hohe Raumdecke und mit ihren den ganzen Raum überspannenden Kassetten reichte sie bis zu dem Bogen des Bühnenbaus vor. Der Kurve dieses Bogens folgten in bandartigen Durchbrechungen die Schallöffnungen einer Orgel. Die leicht nach innen gekehrten Flächen der Wände verrieten dem Fachmann, das sie sich gewölbeartig zusammenschlossen, um die ungeheure Last auf ihnen auf die Fundamente im Keller zu übertragen. Sämtliche Stühle waren mit grünem Samtbezug hochgepolstert.
Quelle: Neue Mannheimer Zeitung 1.10.1929

Der Saal hatte einen Balkon und eine große Bühne. Diese wurde auch ausgiebig zu Gastauftritten bekannter Stars wie Marika Röck, Hans Albers, Willy Bürgel und Zarah Leander genutzt. Eröffnungsfilm war "Meine Schwester und ich". L29112+236

Markant war auch die große Walcker-Orgel, welche 1953 leider durch eine Hammond-Orgel ersetzt wurde .

Das Kino wurde bei Kriegsende durch Bombenangriffe beschädigt, Direktor Lutz hatte aber erreicht, das es bis Herbst 1945 wieder spielfertig war. Zunächst wurde  das Haus für 8 Jahre von der US-Armee beschlagnahmt. Erst 1960 ging das "Universum" an die Ufa zurück, nachdem zuvor die Theile-Gruppe Betreiber war. E5321

."Mannheim hat sein neues, altes Universum wieder" - so lautete die Schlagzeile in der Mannheimer Presse anlässlich der Wiedereröffnung für das deutsche Publikum am 1. Oktober 1953 Die durch Leuchtröhren erhellte Kassenhalle und die Umgänge mit Foto-Vitrinen waren Auftakt, das Theater mit indirekter Deckenbeleuchtung, den auflockernden, verspielten Lämpchen am Balkon, dem rot-schwarz  hochgepolsterten Gestühl (1100 Plätze - hier wurde zugunsten des Reihenabstandes auf einige Sitzplätze verzichtet) - und die graugrüne Wandbepannung gaben die Ouvertüre zu dem 500 qm großen flammend-roten Vorhang, der ohne Bühnenrahmen die gesamte Stirnseite ausfüllte und dessen schlicht fallende Falten das Theater beherrschten. Durch einen Scherenzug wurde erreicht, das der Vorhang gleichmäßig zu den Seiten wich und die Falten nicht bauschten. Tiefdunkel lagen der Rahmon und die Bühne bis zur Leinwand dahinter. Vorgesehen war außerdem eine CinemaScope-Leinwand, die wie ein dreiteiliger Altar aufzuklappen und vorzufahren war, so daß das Bild tatsächlich die gesamte Breite des Theaters einnahm. Der Balkon wurde auf beiden Seiten verkürzt, damit die Leinwand zur Seite geklappt werden konnte.  Zurückgefahren war die Bühne frei für Varieté-Darbietungen, die ab Jahresende 1953 das Programm bereichern sollten. Die Tonanlage wurde gleich für Stereo-Ton baulich vorgesehen. Schwerhörige erhielten nur einen Kopfhörer mit einem eingebauten Kurzwellenempfänger, der Sender dazu stand hinter der Leinwand. Am Abend des 1. Oktober war die festliche Eröffnungsvorstellung mit dem Film "So lange Du da bist", mit musikalischem Auftakt der  Wurlltzer-Orgel sowie den Festansprachen des Hausherrn Rolf Theile und dem Mannheimer Oberbürgermeister Heimerich.   E5341 W5342 N5380 

1955 wurde das Haus auf CinemaScope umgestellt.  E5556

Nachdem das Kaufhaus als Eigentümer den für die Ufa unakzeptablen Vorschlag machte, den Saal nur noch temporär als Kino zu benutzen, entschloss man sich 1966 das Haus zu schließen. Als letzter Film wurde "Der Krieg der Knöpfe" gezeigt. Kino-Organist Alfred Köhler spielte zum Abschluss nochmal auf der Hammond-Orgel .

         

Bildquelle: Lichtspielhäuser.Tonfilmtheater, Berlin 1931
Weitere Bilder finden Sie hier und hier.

zurück zur Liste Mannheim

zurück zur Liste Baden-Württemberg

zurück zur Startseite

Impressum und Datenschutzerklärung

Datum der Erstellung/letztes Update: 17.06.2025 - © allekinos.com