PALAST - LICHTSPIELE

Mannheim (Baden-Württemberg), J 1, 6

eröffnet: 29.09.1912
geschlossen: 16.07.1976
Sitzplätze: 700 (1918) - 550 (1930) - 521(1940) - 553 (1950) - 606 (1967/1971)
Architekt: M. Geisel & R. Stachel (1912)
Betreiber:
G.W. Fritze
Ernst, später Wilhelm Niemann
Eugen, später Oskar & Hermann Basler
Spickert FTB
1912-1915
1916-1941
1942-mind. 1967
1971
L1404





1911 erwähnte die Lokalpresse, daß das "Spangenbergsche Haus" für 360.000 Mark an ein Konsortium verkauft wurde. Die darin befindliche Farbenproduktion wurde in die Maschinenproduktion der gleichen Firma im Industriehafen integriert.

Die „Palast-Lichtspiele" wurden dann 1912 als Kino-Zweckbau errichtet. Sie hatten 542 Plätzen, 409 im Parterre und 133 auf dem Empore. Im Eröffnungsprogramm wurde zunächst der Naturfilm "Le Lioran" gezeigt. Nach einer Humoreske folgte der nordische Kunstfilm "Das Geheimnis der Mühle". Die lokale Presse lobte die flimmerfreie Projektion. Der Saal hatte breite Ausgänge nach zwei Seiten. Wichtig wegen der häufigen Brände des Filmmaterials! Auch die Akustik und die Ventilation wurden anerkennend in der Berichterstattung erwähnt. Kapellmeister war Herr Grob.

Quelle u.a: Mannheimer General-Anzeiger 2.10.1012

 Nach Umbauarbeiten 1927 wurde 1928  hier das erste Tonfilmtheater in Mannheim eröffnet. K271076

1945 wurde das Kino von Eugen Basler, einen alteingesessenen Mannheimer, übernommen. Dieser trat 1921 nach Absolvierung einer kaufmännischen Lehre in das Kino-Fach ein. Später leitete er die Betriebe seines Vaters, zuerst das „Odeon" und dann den „Gloria-Palast".  Da der „Gloria-Palast" 1943 durch Bomben zerstört wurde, übernahm Baßler 1945 die „Palast-Lichtspiele" . 

1942 und 1945 durch Bombenangriffe stark geschädigt, überstand das Haus den Krieg doch ohne längere Spielpause. Am 13. Oktober 1945 wurden die Palast-Lichtspiele als erstes Mannheimer Lichtspiel-Theater nach dem Krieg mit dem amerikanischen Film "Abraham Lincoln"  neu eröffnet. Zuvor wurde noch schnell die Hinterfassade wieder hochgezogen und der völlig zerstörte Vorführraum wiederhergestellt, was laut Aussage Baslers nur durch die Unterstützung der Militärbehörde und der Mannheimer Stadtverwaltung möglich war. Kurz vor der Währungsreform schaffte man noch eine Bauer B 8-Maschine an, um die Qualität der Filmwiedergabe zu verbessern.  Bis 1947 wurden vor allem amerikanische Filme im Original mit Untertitel gezeigt. Danach wurden wieder synchronisierte Filme angeboten, was eine Verdoppelung der Zuschauerzahlen bedeutete. Ende der 1940er-Jahre verlegte man sich dann auf Reprisen alter deutscher Filme, beginnend mit "Der Engel mit dem Saitenspiel". Man begann zu dieser Zeit bereits um 10.30 mit der ersten Vorstellungen. Beste Zeit war um 16:00, da zu diesem Zeitpunkt viele Hausfrauen zum Kinobesuch kamen und zwischen 19:00 und 21:00, da man danach noch mit der Straßenbahn nach Hause fahren konnte. W4950  E5677

Später wurden fast alle 3 D Filme in das Programm aufgenommen und im August 1955 erhielt das Kino als 6. Filmtheater Mannheims  eine CinemaScope-Einrichtung. Diese umfasste eine Bauer D 12-Doppelanlage, Siemens Klangfilm-Geräte mit 4 Kanal-Magnetton und eine 10 x 4 m große Miracle-Mirror-Bildwand. N5574 

Lange Jahre lagen die Gebrüder Basler im Rechtsstreit mit der Stadt Mannheim. Diese wollte - ganz im Trend der Nachkriegszeit - die Breite Straße autogerecht verbreitern. Die Immobilie L1, 6 war einige der Wenigen, die den Krieg relativ unbeschädigt überstanden. die Hausfront sollte 4,50 m nach hinten rücken, was den Wegfall des Kinofoyers bedeutet hätte. Dagegen klagten die Betreiber. Über 10 Jahre waren die Gerichte beschäftigt, das Ansinnen der Stadt wurde zum Glück nicht umgesetzt.
Quelle: Mannheimer Morgen 11.6.1960

Seit den 1960er-Jahren gehörte die Gegend, in dem das Kino lag, nicht mehr zu den besten Lagen in Mannheim. Entsprechend setzte man  auf ein jugendliches Publikum, Western und Krimis waren angesagt, in den 70ern dann Sexfilme und Gastarbeiterprogramm. Am 16. Juli 1976 lief im Pali der letzte Film und danach zog ein Sex-Shop ins Kino ein.
Quelle u.a: Das Filmtheater



Großer Andrang für "Taxi 539" (Bildquelle. Filmwoche 35/1954)

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