STELLA

Minden (Nordrhein-Westfalen), Hermannstraße 8-10

eröffnet: 03.11.1922
geschlossen: 30.01.2001
Sitzplätze: 450 (1924) - 400 (1940) - 367 (1950) - 478 (1958) - 250 (1965/1971) - 250/78 (1991/1999)
Architekt: Hempel (Renovierung 1956)

Betreiber

Christian Riechmann

Lilly Oelmann-Zeisner
Hermann Groteheide FTB
Mindener FTB
Matthias Stephan 

1922 – August 1968
September 1968 – 28.02.1973
01.03.1973 (lt. Mind. Tageblatt, 08.05.1973) – mind. Mitte 1980er
Mitte 1980er Jahre – 13.08.1997
28.08.1997 – 30.01.2001

Kinoname: Colosseum
neuer Kinoname ab 1964: Stella  E6886





Das „Colosseum – Lichtspielhaus“ entstand in den Räumlichkeiten eines Varietétheaters gleichen Namens. Der Kinobetrieb wurde am Freitag, 03.11.1922, mit der Aufführung des Films „Maciste und die Javanerin“ gestartet. Die Varieté-Darbietungen wurden an bestimmten Tagen zunächst ebenfalls noch fortgeführt, bis ab 1924 ein ausschließlicher Kinobetrieb stattfand. Obgleich am Rande der Innenstadt gelegen, erfreute sich das Filmtheater eines großen Zuspruchs. Als drittes Kino im Ort erhielt es 1932 eine Tonfilmanlage. In den 1950er-Jahren wurde das Kino durch die Aufführung vieler, auch unbekannter, Westernfilme bekannt. Um das damals neue Cinemascope-Format präsentieren zu können, kam es im November 1955 zu einer umfassend Renovierung des Saals. „Das letzte Gefecht“ war der erste Film im frisch sanierten Gebäude. Der Zustand hielt jedoch nicht lange an: Am 21.12.1955 brach ein durch Brandstiftung hervorgerufener Schwelbrand im Zuschauerraum aus. Es musste eine erneute Renovierung durchgeführt werden. Dabei wurde das Theater innerhalb von 40 Tagen fast vollständig umgestaltet. Im Parkett fielen der erhöhte seitliche Umgang, die sichtbehinderten Pfeiler der früheren Seitengalerie und die Treppenstufen einer großzügigen Planung zum Opfer. Der Balkon zog sich jetzt über die ganze Breite.Das Gestühl wurde mit wesentlich gesteigerter Sitzzahl vollständig erneuert, ebenso die Beleuchtung. Die bisherige grausilberne Wandbespannung wurde durch eine in warmen goldbraunen Tönen gehaltenen Acella-Bespannung ersetzt. Besonders auffällig war die Umgestaltung der Bühne. Sie wurde wesentlich verbreitert und wurde von einem kupferfarbenen Vorhang, der sich fast über die ganze Breite des Saals erstreckte, abgeschlossen. N5597 E5616

1964 wurde das Filmtheater umbenannt und ab diesem Zeitpunkt als „Stella“ – Filmtheater geführt. Inhaberin war damals Anneliese Schmidt, die Firma behielt aber den Namen des Kinogründers bei. Mit der neuen Namensgebung wurde auch eine neue Programmausrichtung vorgenommen. Nun kamen vornehmlich Prädikatsfilme zum Einsatz. Auch wurde sich kurze Zeit später der „Gilde deutscher Filmkunsttheater“ angeschlossen. Die damals vorgenommene Filmkunstausrichtung des Hauses sollte trotz mehrfachen Betreiberwechsels bis zur Schließung Bestand haben. Am Samstag, 09.03.1991, wurde in einem bisher nicht genutzten Areal des Hauses eine zweiter mit wenigen Plätzen ausgestatteter Kinosaal in Betrieb genommen. Als Name des neuen 78 Plätze fassenden Zuschauerraums wurde „Solaris“ gewählt. Der erste dort gezeigte Film war der Edith Piaf – Streifen „Chanson der Liebe“. Das „Solaris“ machte sich als Spielstätte für künstlerisch besonders herausragende Filme einen Namen.

Am 13.08.1997 schlossen alle Mindener Kinos. Die Betreibergesellschaft war zahlungsunfähig. „Stella“ und „Solaris“ öffneten bereits am 04.09.1997 unter der neuen Regie des „Vereins zur Förderung der Kinder- und Jugendfilmarbeit“ wieder ihre Tore. Kurze Zeit später übernahm der neue Pächter der anderen Mindener Filmtheater auch hier die Betriebsführung. Die engagierte und anspruchsvolle Programmstruktur blieb erhalten. Doch die Zahlungsunfähigkeit der Vorbesitzer hatte weitreichende Folgen für das Doppelkino. Der Pachtvertrag wurde gekündigt und am Mittwoch, 30.01.2001, rückte mit der Vorführung der „Rocky Horror Picture Show“ der letzte Spieltag an. Der damalige Pächter des Kinos, Matthias Stephan, berichtete der Lokalpresse (MT, 24.01.2001), dass es zu einer Zweckentfremdung des Saals kommen würde. Vorausgegangen sei eine Versteigerung des Hauses gewesen, da die frühere Betreibergesellschaft als Eigentümerin in Konkurs gegangen sei.

Text: Rolf Wente

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