SAVOY

Minden (Nordrhein-Westfalen), Tonhallenstr. 3

eröffnet: 16.11.1970 (Cinema) - 13.12.1980 (Savoy)
geschlossen: i01.10.2019
Sitzplätze: 95 (1978) -  200/95 (1984) - 220/110 (1996)
Architekt: Wilhelm Prasuhn, Minden (Einbau Cinema 1970)
Betreiber: Hermann Groteheide FTB           16.11.1970 – mind. Mitte 1980er-Jahre
Mindener FTB                             wahrscheinl. Mitte 1980er Jahre – 13.08.1997

Matthias Stephan                         28.08.1997 – 2008
Volker Pannebecker                    2008 - 23.12.2010
FTB Ruhs, Rinteln                       01.06.2011-2019

Mit dem Film „Der Löwe im Winter“ wurde das „Cinema“ am Dienstag, 16.11.1970, eröffnet (Mindener Tageblatt [MT], 17.11.1970). Die Presse war begeistert und beschrieb ausführlich die Wohlfühlatmosphäre des mit gelblichen Polstersitzen und grünlicher Wandbespannung ausgestatteten Saals. Das Kino erhielt eine Raucherlaubnis auf allen Plätzen und wurde durch den ortansässigen Architekten Wilhelm Prasuhn in einen seit 1911 bestehenden Gebäudekomplex integriert. Das ursprünglich von einem Gesellschaftsverein im neobarocken Stil errichtete Gebäude beherbergte in den 1970er-Jahren eine Diskothek, ein Restaurant und eine Gaststätte. Die zunächst auf eine mit Qualitätsfilmen ausgerichtete Programmstruktur wurde nur für kurze Zeit beibehalten. Schon bald liefen die für die 1970er-Jahre typischen Eastern- und Report-Filme über die Leinwand. Dem Erfolg des Kinos tat dies jedoch keinen Abbruch. Die unterschiedliche Nutzung des Gebäudes und die damit einhergehende hohe Publikumsfrequenz, wirkte sich positiv auf die Besucherzahlen aus. 1980 konnte in einem damals leerstehenden Areal des Gebäudes ein weiterer Kinosaal eingerichtet werden. Eröffnung war am Samstag, 13.12.1980, mit dem Bud Spencer Film „Buddy haut den Lukas“. Der neue Saal verfügte über 200 Plätze und wurde auf den Namen „Savoy“ getauft. Bei der Ausgestaltung des Zuschauerraums mussten verschiedene Denkmalschutzauflagen erfüllt werden. So wurden u. a. die bestehenden Stuckelemente freigelegt. Ferner konnten barocke Gestaltungselemente an der Frontseite des Saals erhalten werden. Dadurch erhielt der Zuschauerraum keine Bühne, sondern eine freistehende 6 x 2,75 m große Leinwand.
Mitte der 1980er-Jahre verabschiedete sich der damalige Kinobetreiber und übergab den Filmtheaterpark an die „Mindener Filmtheaterbetriebe mbH“ von Manfred Bischoff, Rüdiger Busekros und Peter Löbner. Die damals bestehende Programmstruktur für das „Cinema“ und das „Savoy“ wurde beibehalten und somit weiterhin auf jugendfreie Filme aus dem Mainstreamsegment gesetzt. Um längere Laufzeiten zu erreichen fanden aber auch Programmübernahmen aus den größeren Häusern statt. 1997 kam es bei den Betreibern zu einem Gewinneinbruch, der letztlich in den Konkurs führte. Ein Betreiber mit dem Namen Matthias Stephan übernahm den Theaterpark und wurde in seinem Engagement nach nur zwei Jahren erheblich ausgebremst. Durch eine Feuer musste der Betrieb des Doppelkinos zunächst eingestellt werden: „Durch einen Brand im „Savoy“, der durch einen rauchenden Besucher ausgelöst wurde, wurde auch das „Cinema“ in Mitleidenschaft gezogen (MT, 11.01.1999)“. Die umfassenden Renovierungsarbeiten dauerten ein ganzes Jahr. Am Donnerstag, 13.01.2000, wurde das Doppelkino schließlich wiedereröffnet. Nur acht Jahre später gab Matthias Stephan 2008 die Kinos an den in Lemgo ansässigen Volker Pannebecker ab. Doch auch hier stellten sich schnell Schwierigkeiten ein. Für das unter Denkmalschutz stehende Gebäude sollten verschiedene Bauauflagen erfüllt werden, die einen Weiterbetrieb nicht mehr rentabel erscheinen ließen. Der Betreiber beendete den Spielbetrieb zum 23.12.2010. Bereits zum 01.06.2011 stand dann die seit über vier Generationen im Filmgeschäft tätige „Kinofamilie“ Ruhs aus Rinteln in der Startposition, um dem Doppelkino wieder Leben einzuhauchen. Dies gelang erstaunlich gut, obgleich ein Multiplex im nur 14 km entfernten Bad Oeynhausen gerade eine Erweiterung vornahm. Acht Jahre später änderte sich die positive Ausgangssituation jedoch. Ein neuer Eigentümer wollte ein Konzept mit Eventgastronomie im gesamten Gebäudekomplex umsetzen. Es kam daher zur Kündigung des Pachtverhältnisses. Im November 2019 fanden die letzten Vorstellungen statt. Ein interessanter Kinostandort in einem architektonisch interessanten Gebäude hatte damit nach genau 49 Jahre für immer ausgedient.

Einen Bericht über die Schließung finden Sie hier

Ein Bild mit der ursprünglichen Ausstattung des Saals „Cinema“ ist im Internetarchiv des „Mindener Tageblattes“ (www.mt.de) zu finden und kann unter Eingabe des Datums 17.11.1971 im Lokalteil auf Seite 6 angesehen werden.

Text: Ralf Wente

      
Savoy 2003

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Datum der Erstellung/letztes Update: 11.10.2023 - © allekinos.com